Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
ich jetzt zu Ramón zurück und erkläre ihm, du hättest dich anders besonnen. «
Unwillkürlich starrte sie das dünne weiße Handtuch an, das er wie einen Sarong um seine Hüften geschlungen hatte. Darunter zeichneten sich gewisse Körperteile ab. Ihre Nerven vibrierten, ihre Wangen brannten und sie schaute ihm hastig wieder ins Gesicht.
»Wer zum Teufel bist du eigentlich, Delanie Eastman? «, fragte er mit gefährlich leiser Stimme.
Ein sinnlicher, vitaler Mann hätte der echten Delanie keinen zweiten Blick gegönnt. In Wirklichkeit war sie nicht unterwürfig. Sie besaß einen gut gebauten Körper, achtete auf ihre Fitness und ernährte sich richtig. Aber sie hatte keine blonden, sondern dunkelbraune Haare. Ein langweiliges Braun. Genauso wie ihre Augen.
Und solche Kleider hatte sie nie zuvor angezogen. Bei ihrer letzten Begegnung mit Kyle hatte sie ein schickes Outfit von ihrer Schwester getragen und einen Eindruck erweckt, der ihrem wahren Wesen widersprach. Diese Rolle würde sie weiterhin spielen, bis sie mit Lauren heimgekehrt war, sicher und wohlbehalten.
Kyles Augen verengten sich. »Am Swimming-Pool warst du der Vamp, beim Dinner die Verführerin. Jetzt bist du hier. Kein Make-up auf dem makellosen Teint, keine kunstvolle Frisur.« Er griff nach ihrer Hand, und sein Daumen glitt über ihre Finger. Verwirrt zuckte sie zusammen. »Und keine langen roten Nägel.« Ohne Delanie loszulassen, blickte er auf und runzelte die Stirn. »Du kaust an den Nägeln, du schluckst Antazida, als würdest du Anteile an einer pharmazeutischen Firma besitzen und du brauchst mich nur anzuschauen, um zu erröten. «
»Vor Zorn!« Erfolglos versuchte sie, ihm ihre Hand zu entziehen. »Warum ich nicht geschminkt bin, ist wohl offensichtlich. Vorhin habe ich geduscht. Ich wollte ins Bett gehen. Und da hat Ramón mich zu dir geschickt. « Erbost ballte sie ihre Hand in seinen
»Schätzchen, ich habe drei Brüder und eine Schwester, und ich merk´s sofort, wenn mir jemand was vormachen will. «
»Keine Ahnung, wovon du redest … Aber wenn du auf einer längeren Unterhaltung bestehst, würde ich mich gern anziehen. Wo sind meine Sachen? «
»Im Schlafzimmer.«
Delanie stolzierte in den Nebenraum und riss die Spiegeltüren des Schranks auf. »Wie lauschig«, murmelte sie, als sie Kyles Garderobe neben ihrer entdeckte. Da sie keine Zeit verschwenden wollte, suchte sie nicht nach ihrer Unterwäsche und zerrte einfach Jeans von einem Hosenbügel. Dann nahm sie eins seiner T-Shirts aus dem oberen Fach, weil sie so schön groß waren.
Hinter der offenen Tür zog sie die Jeans an und streifte das weiche weiße T-Shirt über ihre nackten Brüste. Mit einem kurzen Blick in den Spiegel vergewisserte sie sich, dass alles züchtig bedeckt war. Nun kann ich’s mit Dr. Kyle Wright aufnehmen, dachte sie und schlenderte ins Wohnzimmer.
Er lehnte immer noch am Schreibtisch. Leider viel zu nah bei der Tür. »Besser?«
»Bald.«
»In San Francisco warst du noch Jungfrau«, sagte er beiläufig.
Worauf wollte er hinaus? Sie lachte gezwungen. »Wie viele Jungfrauen kennst du, die fremde Männer in einer Bar aufgabeln würden? «
»Nur dich.« Er richtete sich auf, schlang das Handtuch fester um seine Hüften, ging zu Delanie und blieb vor ihr stehen. Nahe genug, so dass sie die Jade-Pünktchen in seinen hellen Augen sah. Die Augen eines Jägers, der seine Beute ins Visier nimmt.
»Wenn du mich noch einmal anrührst, breche ich dir jeden einzelnen Finger, Freundchen«, warnte sie. Dann wich sie zur Tür zurück, die in den Flur führte und immer noch einen Spaltbreit offen stand. Hinter ihrem Rücken tastete sie nach der Klinke. Um davonzulaufen, war sie zu klug. Selbst wenn sie gewusst hätte, wohin. Aber sie musste gegen diese Versuchung ankämpfen.
Aufmerksam folgte er ihr. Und plötzlich merkte sie, dass sie ihre Hoffnung auf jenen Kyle setzte, den sie vor vier Jahren drei Tage lang gekannt und für anständig, warmherzig und ehrenwert gehalten hatte. Unglücklicherweise löste sich die Erinnerung vor ihrem geistigen Auge auf wie ein nasses Papiertaschentuch.
Er roch nach Seife und sehr maskulin. Diesem Reiz versuchte sie zu entrinnen, indem sie den Atem anhielt. Da wurde es noch schlimmer. Sekundenlang schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf beruhigende Gedanken. Doch die ließen sie im Stich, nach allem, was sie in den letzten Monaten, Tagen, Stunden und Minuten durchgemacht hatte. Sie fuhr mit der Zunge über ihre
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