Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
Entweder du traust mir oder eben nicht. «
»Dir vertrauen? « Nervös schaute sich Montero um. »Aber selbstverständlich! Mein Leben würde ich in deine Hände legen. « Kyle sah eine verräterische Bewegung unter der Decke. Offenbar stieß Montero seinen Bettgenossen mit einem Knie an, um ihn zu wecken.
Kyle wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er stehen und warf einen frostigen Blick über die Schulter. »Und - Ramón, alter Kumpel, es wäre mir lieber, du würdest
unversehrte
Gespielinnen zu mir schicken, comprende? Niemand außer mir darf mein Eigentum beschädigen. Solange ich Delanie bei mir behalte, rührst du sie nicht mehr an. Wenn du’s tust, muss ich dich töten. « Durch die offene Glastür, die zum Pool hinausführte, fiel buttergelbes Morgenlicht in den Speiseraum. In einem knallrosa Sommerkleid mit einem breitrandigen Strohhut verwandelte sich Delanie in ein exquisites Kunstwerk, von Sonnenlicht umrahmt.
Ohne die Anwesenheit der Fremden oder die starken unterschwelligen Strömungen zu beachten, trippelte sie zu einem leeren Stuhl am Esstisch. An diesem Morgen war der Rest von Monteros widerwärtiger kleiner Bande eingetroffen.
Die Männer, die sie keines Blickes würdigte, musterten sie umso aufmerksamer ihr honigblondes, reizvoll zerzaustes Haar, die vollen fuchsienroten Lippen, die schwülen Schlafzimmeraugen. Abrupt verstummten alle Gespräche.
Ein weiterer Grund, das Dschungel-Girl möglichst schnell nach San Cristobal zu bringen, dachte Kyle. Soeben war die Konversation interessant geworden. Voller Stolz auf seine wohltätigen Aktionen hatte Montero 一 betont beiläufig -seine Ernennung zum Aufsichtsratsmitglied eines bekannten internationalen Kinderhilfswerks verkündet. Wie er seine Leute zu rekrutieren pflegte, wusste Kyle. Also konnten diese Kinder später in seinem Netzwerk landen, als Dealer oder Drogenlieferanten, ganz zu schweigen von der Möglichkeit, dass sie sich zu lukrativen Kunden entwickeln würden.
Nachdenklich beobachtete der Gastgeber, wie Delanie zu ihm ging. Trotz ihrer Kriegsbemalung erweckte sie den Eindruck, sie hätte die halbe Nacht mit sexueller Gymnastik verbracht. Nur Kyle wusste, wie rastlos sie sich umhergeworfen hatte. Schließlich hatte er sie vom Sofa in sein Bett geholt. Dort schlief sie, statt ihn mit wildem Sex zu beglücken, tief und fest in seinen Armen. Als er sie am Morgen verlassen hatte, war sie immer noch in ihrer Traumwelt versunken gewesen.
Zum Glück würde sie in ein paar Stunden verschwinden und ihn nicht mehr von seinen Plänen ablenken. Der Duft ihrer Seife und eines Shampoos mit Himbeeraroma folgte ihr, als sie hinter ihm vorbeischlenderte. Was mochte in ihrem cleveren kleinen Gehirn vorgehen? Ihr Blick, der über die Tischgesellschaft schweifte, verriet nur milde Neugier. Was immer sie vorhatte offenbar fand sie’s wichtiger als alles, was hier geschah. Oder was er letzte Nacht mit ihr hätte tun können, mit dem Segen des Gastgebers. O ja, diese Frau wusste, wie man Schach spielte.
Kyle nahm eine gefüllte Kaffeetasse entgegen, die ihm ein Dienstbote reichte, und lehnte sich zurück, um die Show zu genießen. Allzu lange würde Delanies Auftritt nicht dauern, aber es amüsierte ihn, sie in Aktion zu sehen.
»Guten Morgen,
mi paloma.
« Ramón begrüßte sie charmant und galant, mit einem liebenswürdigen Lächeln. »Hoffentlich hast du gut geschlafen.«
»Sehr gut, danke«, entgegnete sie kühl und wollte sich neben ihn setzen.
»Nein, nein«, mahnte er in onkelhaftem Ton. »Kyle hat einen Platz für dich frei gehalten. «
Das Kinn hoch erhoben, machte sie auf dem Absatz kehrt, ließ sich an Kyles rechter Seite nieder und reichte ihren eleganten Hut einem Dienstboten, der nicht wusste, was er damit machen sollte. Schließlich wanderte der Hut durch die Reihe des Personals bis zur Tür und verschwand. Delanie schob ihren Zeigefinger unter ihr Halsband, eine unbewusste Geste, die Kyle am Vortag mehrmals beobachtet hatte. Warum trug sie das Ding, wenn es sie so störte?
»Und wer ist diese reizende junge Dame, Ramón? « In höflichem Ton durchbrach diese Frage die Stille, die nur vom Klirren des Bestecks und Geschirrs durchbrochen wurde.
Montero blickte auf. »Takeshi Sugano, Delanie Eastman.«
Sekundenlang musterte Sugano ihr Gesicht, bis er die Sumoringer-Schultern vorschob, um eine knappe Verbeugung anzudeuten. Trotz seiner Vertrauen erweckenden, kugelrunden Erscheinung war er kein gütiger Zeitgenosse. Wie Kyle aus
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