Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
sie das verdammte Ding loswerden. Vielleicht sollte sie
vorgeben,
sie würde am nächsten Morgen mit Kyle nach San Cristobal fliegen. Dann müsste man das Halsband entfernen … Und danach? Weglaufen? In den Dschungel? Von unzähligen Soldaten verfolgt?
Sie war schon immer erfinderisch gewesen. Trotz mangelnder Alternativen würde ihr auch jetzt was einfallen. Aber vorerst zerrten erzwungener Müßiggang und Frust an ihren Nerven.
Das Grauen, das immer tiefer in ihre Seele drang, wollte sie nicht analysieren. Sonst wäre sie unfähig, irgendetwas zu unternehmen. Wenn sie mit ihrer Schwester daheim einträfe, würde sie sich einen Nervenzusammenbruch gönnen. Aber nun musste sie sich beherrschen und ganz fest daran glauben, dass es ihr gelingen würde, Lauren zu retten.
Und ihre eigene Haut.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit würden noch einige Stunden vergehen, in unerträglicher Hitze.
Am anderen Rand des Swimming-Pools schwankten schimmernde rosa Orchideen und Reben mit winzigen Blättern und all die anderen Pflanzen, die in verschwenderischer Fülle in den Ritzen der naturgetreuen Felsmauer wuchsen. Aus einer Höhe von etwa sieben Metern ergoss sich ein kristallklarer, regenbogenfarbener Wasserfall ins Becken. Säulen stützten das üppig umrankte Gitterdach, das dem Ende des Pools angenehmen Schatten spendete. Dort würden die Füße den Grund nicht erreichen.
Kühl. Nass. Bewegung
. Ein Entschluss, der ihr leicht fiel. Sie sprang auf, rannte über die glühend heißen Ziegel und hielt nur kurz inne, um ihre Sonnenbrille auf den Felsrand des Beckens zu legen. Dann tauchte sie im lauwarmen Wasser unter.
Mit kräftigen Zügen schwamm sie zum schattigen Ende. Träge ließ sie sich treiben, um auszuruhen und Atem zu schöpfen. Als sie zum Tisch zurückschaute, beobachtete sie Isabella und die Männer, die gerade Platz nahmen. Kyle war nirgends zu sehen.
Vielleicht sollte sie im Pool bleiben, bis alle wieder verschwanden. Sie drehte sich auf den Rücken und paddelte leicht mit den Füßen, bis sie ein Plätschern hörte. Inzwischen war sie unter den Wasserfall geraten. Sie schwamm weiter, blinzelte, wischte ein paar Tropfen aus ihren Augen und sah Kyle in ihrer Nähe auftauchen.
»Hast du keine Angst, das Chlor könnte dein blondes Haar grün färben«, foppte er Delanie und zeigte auf ihren klatschnassen Pferdeschwanz.
»Wird dich das Wasser nicht in einen Frosch zurückverwandeln?«, konterte sie. Um nicht zu versinken, bewegte sie langsam ihre Arme und Beine.
Grinsend entblößte er seine schneeweißen Zähne. »Bin ich ein Prinz?«
»Nur nach machiavellistischem Standard. >Ein Fürst muss schlaue und skrupellose Methoden anwenden, um an der Macht zu bleiben<«, zitierte sie. »Trifft das auf dich zu?«
»Niemals hätte ich’s ihm erlaubt.«
»Das wagst du zu behaupten?« In seinen Augen las sie milde Belustigung und spürte verwirrt jene vertraute Hitze, die plötzlich in ihr aufwallte. Er war gefährlich. Und er wusste genau, welche Wirkung er auf sie ausübte. Auch das gehörte zu seinen vielen Fähigkeiten, die ihr Unbehagen erregten.
Warum tat er ihr das an? Das Kinn erhoben, paddelte sie davon, um Distanz zu wahren. Wenigstens körperlich. »O ja, ich erinnere mich, wie schnell du zum Teich gerannt bist und ihn daran gehindert hast, mich an die Fische zu verfüttern.«
»Jedenfalls hat er’s nicht getan. Oder?«
Ihr Körper missachtete die Befehle, die ihm ihr Gehirn erteilte, und sie begann zu zittern, von einem fast unwiderstehlichen Bedürfnis erfüllt, Kyle zu berühren, sich an ihn zu schmiegen. In geheucheltem Gleichmut schwamm sie noch weiter weg. »Warum nicht?« Unberechtigter Zorn stieg in ihr auf. »Was hast du unternommen -lässig an den Baum gelehnt, während er meine Hand in die Piranha-Suppe tauchen wollte?« Ohne dass sie es merkte, manövrierte er sie auf die andere Seite des Wasserfalls, der sie beide gegen die Tischgesellschaft abschirmte. »Weißt du, was ich glaube? Du verfolgst deine eigenen Interessen, und es steht nicht auf deinem Programm, junge Damen aus höchster Not zu retten.«
Kyles Augen verengten sich. »Innerhalb von zwei lagen habe ich deinen entzückenden Arsch schon zweimal in Sicherheit gebracht.«
»Bevor du hier aufgekreuzt bist, war ich völlig okay. Und genauso werde ich mich wieder fühlen, wenn du verschwindest.«
»Aber ich verschwinde nicht.« Obwohl er sich kaum bewegte, kam er immer näher. »Wie ich bereits sagte, du steckst in der Klemme,
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