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Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)

Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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»Trink deinen Kaffee. Jetzt muss ich noch mal telefonieren. Dann gehen wir zum Jeep. «

    Von hellgelben Mimosenbäumen und pittoresken Straßencafés gesäumt, pulsierte die Avenida del Sol in einem temperamentvollen Latino-Beat. Auf den Gehsteigen drängten sich unzählige Menschen, und in allen Schritten schien derselbe Rhythmus zu trommeln.
    Delanie schaute auf die Uhr am Rathausturm. Kurz vor neun. Kyle hatte sie vor dem kleinen Café abgesetzt, wo sie sich zu Mittag treffen sollten. Sobald er davongefahren war, ging sie hinein, um zu telefonieren. Dass sich in Laurens Apartment in Vegas jemand melden würde, erwartete sie nicht. Trotzdem wählte sie die Nummer. Keine Antwort. Dann rief sie ihre Mom in L.A. an. Dort war es mitten in der Nacht. Niemand ging an den Apparat.
    Schließlich weckte sie ihre Tante Pearl aus tiefem Schlaf und hörte sich einige Minuten lang eine Litanei voller Probleme und Klagen an.
    »Wenn Grandpa seine Medizin nicht nimmt, sag ihm, ich hätte dich beauftragt, ihn ins Altersheim zu bringen«, fiel Delanie ihr ins Wort. »Dort muss er bleiben, bis ich nach Hause komme. Denkst du an deine Blutdrucktabletten, Tante Pearl? «
    Geduldig hörte Delanie zu, ließ sich Kusine Sandys letzte Eskapade schildern und wurde ausführlich über Williams derzeitige Freundin informiert, ein Flittchen mit unstetem Blick. Dagegen konnte sie bis zu ihrer Heimkehr nichts unternehmen. »Jetzt muss ich Schluss machen, der Reisebus wartet schon. « Mitten in einer längeren Tirade über die Gefahren, die einem Teenager am Steuer eines Autos drohten, unterbrach sie ihre Tante. Vermutlich war eine der zahlreichen Kusinen gemeint. »Herzliche Grüße an alle. Bald komme ich mit Lauren zurück. Ja, das Wetter ist wundervoll. Nein, wir liegen nicht zu lange in der Sonne. Ja, ich bringe dir ein exotisches Souvenir mit. « Sie hängte ein und setzte sich an einen Tisch vor dem Café, unter eine rotweiß gestreifte Markise. Wenigstens war keiner ihrer Verwandten im Krankenhaus oder im Gefängnis gelandet. Sie bestellte eine Flasche Mineralwasser, dann schlang sie den Riemen ihrer Segeltuchtasche quer über die Brust, im Stil eines Patronengurts, legte sie auf den Schoß und benutzte sie als Stütze für ihr Buch. Aber es war weitaus unterhaltsamer, die wieselflinken Taschendiebe bei der Arbeit zu beobachten.
    An den Nachbartischen saß etwa ein halbes Dutzend Leute.
    Zu ihrer Linken hatten drei Frauen Platz genommen, mit Körben, die sie auf dem Markt gefüllt hatten. Delanie hätte gern gewusst, worüber sie so lebhaft plauderten. Wie um alles in der Welt konnten sie einander verstehen, wenn sie alle gleichzeitig lauthals redeten und heftig gestikulierten?
    Etwas abseits spielte ein verhutzelter alter Mann Schach mit sich selber.
    In ihrer Nähe saßen zwei Männer. Einer, in Jeans und einem schwarzen T-Shirt, sah wie ein vernarbter Football Spieler aus, der andere, in einem leichten Sommeranzug, wie ein Geschäftsmann. Was haben die beiden miteinander zu tun, überlegte sie geistesabwesend.
    Apropos Geschäftsmann welche Geschäfte trieb Kyle? Nach dem Frühstück waren sie ins Hotel zurückgekehrt. Sie hatte in der Halle gewartet, nach einer Weile war er aus dem Zimmer heruntergekommen, in einem Jackett, mit einer Krawatte und unergründlicher Miene.
    Spielte das eine Rolle? Schon vor Wochen hatte sie die Gefahr erkannt, und Kyle gehörte einfach dazu.
    Wie sie das alles
hasste
. Sie verabscheute das Gefühl, die Kontrolle über ihr eigenes Schicksal und die Umstände wären ihr entglitten. An edle Ritter auf weißen Rössern hatte sie nie geglaubt und auf die harte Tor gelernt, dass die Menschen Versprechungen machten und dauernd wieder brachen. Das akzeptierte sie. Aber sie versprach niemals etwas, das sie nicht zu halten vermochte. Ihre Familie brauchte jemanden, auf den sie sich verlassen konnte.
    Verzweifelt wünschte sie, ihr Herz würde nicht bei jedem Gedanken an Kyle schneller schlagen. Warum faszinierte er sie so sehr? Weil inmitten seiner Eiseskälte manchmal eine betörende Zärtlichkeit aufflammte wie ein Sonnenstrahl. Und seine sanften Gesten übten eine viel gefährlichere Wirkung aus als seine drohenden Worte.
    »Señora?« Ein kleines Mädchen trat an ihren Tisch, drei oder vier Jahre alt, mit verfilztem schwarzem Haar, in einem zu kurzen Kleid.
    Plötzlich stockte Delanies Atem.
    Gott, nicht jetzt, bitte, nicht jetzt.
    In ihrer Seele brannte ein unerwarteter wilder Schmerz. Wie gelähmt saß sie

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