Das versteckte Experiment (German Edition)
Fußballspiel.“
„Ich besitze keinen Fernseher.“
„Wir wäre es mit Essengehen?“
„Ich habe keinen Hunger.“
„Ein Bier trinken mit guten Freunden.“
„Ich habe keinen Durst und meine Freunde sind weit weg.“
Da war sie wieder, diese merkwürdige Gesprächsebene, die so gar keine Unterhaltung aufkommen ließ. Jan wollte jedoch nicht aufgeben. Solange Christine Antworten gab und nicht wieder auf später verwies, erfuhr Jan immerhin etwas über sie, auch wenn das nicht gerade zu einem schlüssigen Bild von seiner Gesprächspartnerin führte.
„Ich würde mich gerne einmal persönlich mit dir unterhalten, so von Angesicht zu Angesicht.“
„Das wird zurzeit nicht möglich sein.“
„Weshalb nicht?“
„Du müsstest eine weite Reise antreten.“
„Ich habe ab heute Ferien. Wohin soll ich kommen?“
„Du kannst mich besuchen, später.“
„Versprochen?“
„Ich bin mir nicht sicher, ob du die Mühe und das Risiko eingehen wirst.“
„Du wohnst also irgendwo mitten in einer Wüste. Und ich muss ein Kamel satteln und drei Wochen durch den Wüstensand reiten, um zu dir zu gelangen?“
„Du musst auf keinem Kamel reiten. Aber die Reise wäre gefährlich und sie müsste sehr gut vorbereitet werden. Die Vorbereitungen würden viel Zeit in Anspruch nehmen. Bis dahin können wir uns doch sehr schön hier im Internet unterhalten, z. B. über die Entstehung des Weltalls.“
Christine hatte anscheinend die Absicht, Jan wieder auf ein anderes Thema zu lenken. Bei einer Unterhaltung über die Entstehung der Welt würde sie wieder ausführlich antworten und keiner seiner Fragen ausweichen. Doch er hatte nicht vor, schon wieder aufzugeben.
„Schick mir doch mal ein paar Fotos. Ich würde gerne sehen, wie du so lebst.“
„Ich kann dir keine Fotos schicken. Es ist sehr schön in meiner Heimat. Sie würde dir bestimmt gefallen. Mein Haus liegt am Randes eines Waldes. Es blühen dort das ganze Jahr über viele Blumen. Ein Bach fließt durch das Haus und nachts kann ich den Sternenhimmel sehen.“
„Es fließt ein Bach vor deinem Haus, Blumen, Sterne ...?“
„Der Bach fließt durch das Haus.“
„Durch? Wirklich durch?“
„Ja.“
„Das ist ja irre. Jetzt verstehe ich allmählich. Du wohnst im Paradies. Da ist es ja kein Wunder, dass eine Reise zu dir so weit ist.“
„Es ist ein Paradies, wenn auch nicht der biblische Garten Eden.“
„Wie spät ist es jetzt bei dir, und wie ist das Wetter dort?“
Jan erhoffte sich, dass er Christines Heimatort über die Uhrzeit und eventuell sogar über das Wetter etwas eingrenzen konnte.
Es kam jedoch keine Antwort. Das war noch nie vorgekommen. Hatte ihr diese Frage etwa die Sprache verschlagen?
Jan schrieb erneut: „Kannst du mir sagen, wie spät es bei euch ist?“
Wieder kam keine Antwort. Jan sah im Messengerfenster die Nachricht: „Christine hat sich abgemeldet.“
Er war überrascht und enttäuscht. Das passte so gar nicht zu Christine, sich einfach wortlos abzumelden.
Jan verbrachte den Tag so, wie er ihn geplant hatte. Er fuhr mit dem Fahrrad zum Steindeich und blieb dort den ganzen Nachmittag. Nach dem Schwimmen pflegte er meistens noch einen längeren Umweg durch die Köge zu nehmen. Dieses Mal wollte er aber lieber den direkten Weg nach Hause fahren. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, war er tatsächlich etwas beunruhigt darüber, dass Christine sich nicht mehr meldete. Wäre sie ein gewöhnlicher Chat-Partner, so würde es ihm nicht viel bedeuten. Aber das war sie schon lange nicht mehr. Aus den Gesprächen war doch so etwas wie eine Freundschaft entstanden. Dann waren da noch die seltsamen Begebenheiten mit dem Geheimdienst. Vielleicht war sie ja festgenommen worden. Vielleicht war auch nur der Server ausgefallen.
Christine wird vermisst
10. Der Urknall
Auch am Abend gab es keine Nachrichten von Christine. Jan ließ seinen Computer die ganze Nacht angeschaltet. Immer wenn er wach wurde, sah er auf den Bildschirm, ob Nachrichten von ihr angekommen waren. Zwischendurch träumte er merkwürdige Begebenheiten. Christine ging mit ihm Hand in Hand durch herrliche Landschaften mit üppigen Wiesen und leuchtenden Blumen. Es wimmelte von Bienen und prächtigen Vögeln. Im Schatten eines Ahornbaumes erblickte er eine schlafende Katze, es war Mausi.
Jan schaute sich um: „Wo bin ich hier?“
„Du bist im Paradies“, erwiderte Christine.
Jan bemerkte, dass Christine genauso aussah, wie er Sintja von
Weitere Kostenlose Bücher