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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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von der Mattscheibe und sah das Mädchen an. »In Puerto Banüs gibt es eine kleine Arena, und Großvater ist ein paar Mal hingegangen, aber das ist nichts für mich.«
    Vom Großvater hatten sie auch schon vorher gesprochen. Nicht viel, aber die Mädchen hatten ein wenig gefragt. Winter hatte nicht viel gesagt, aber er war dabei gewesen. Er war nicht ausgeschlossen.
    »Mir kommt es grausam vor«, sagte Kristina. »Und warum müssen sie den Stier töten? Man kann doch einen Stierkampf machen, ohne ihn zu töten?«
    »Ja«, sagte Winter. »In Portugal ist das so, glaub ich. Und in Südfrankreich.«
    »Wie fand Großvater das?«, fragte Bim. »Als er den Stierkampf gesehen hat?«
    »Für ihn war es wohl ein Schauspiel«, antwortete Siv Winter. »In erster Linie war es ein Schauspiel... eine Vorstellung eben. Die Arena ist ja wie ein Theater mit verschiedenen Logen und... außerdem hängt es davon ab, wie viel man wirklich sehen will oder kann.« Sie nahm den Nussknacker und eine Walnuss.
    »Einen ganzen Nachmittag auf einem Stuhl zu sitzen ist ja ziemlich anstrengend.« Sie knackte die dünne Schale und klaubte die hirnförmige Nuss aus den Schalenhälften. »Aber auf der Galerie gab es Plätze im Schatten.«
    Winter war der Weihnachtsmann, und das war in Ordnung, obwohl niemand im Haus mehr an den Weihnachtsmann glaubte. Als er sich umzog, dachte er an die Worte der Mutter über den Tod als Schauspiel in einer Arena, wo die Zuschauer saßen, teils unsichtbar füreinander und teils unsichtbar für die unten im roten Sand, die sterben mussten oder überlebten.
    Er trug eine Maske, die war mindestens dreißig Jahre alt. Vielleicht hätte er sie öfter tragen sollen. Auf der Suche nach braven Kindern trottete er ins Wohnzimmer.
    Er selber war nicht da, als die Weihnachtsgeschenke ausgeteilt wurden, er sei eine Abendzeitung kaufen gegangen, sagte Bim. Seine Geschenke landeten auf einem kleinen Haufen neben dem Tannenbaum. Er kam zurück, als alle schon ihre Päckchen bekommen hatten.
    »Ist der Weihnachtsmann schon da gewesen?«
    »Deine Geschenke liegen neben dem Tannenbaum«, sagte Angela. »Wo bist du gewesen?«
    »Ich wollte mir nur eine Zeitung kaufen.«
    »Und wo ist die?«
    Alle lachten, und Winter ging zu seinen Geschenken, und jetzt war er an der Reihe, sein erstes Päckchen zu öffnen, es fühlte sich hart an, war aber weich. Eine Pelzmütze, so eine, wie alle Leute in Russland sie tragen.
    »Damit du deinen Kopf warm hältst«, sagte Lotta.
    Der Vater war eingeschlafen, als Donald Duck im Fernsehen anfing. Ulla war vor einer Stunde abgerauscht, nachdem sie über irgendwas wütend geworden war. Sie hatte die Tür hinter sich zugeknallt, dass Farbe von der Wand geblättert war.
    Minnie Maus schmückte den Tannenbaum. Patrik hörte das Schnarchen aus seinem alten Zimmer. Er stellte den Fernseher lauter. Ferdinand saß unter der Eiche und schnupperte an den Blumen. Patrik nahm den Duft der Hyazinthe wahr, die er gestern einem Verkäufer am Linneplatsen abgekauft hatte. Der Vater hatte nichts gesagt, als er sie sah, und Ulla war nicht da gewesen.
    Seine Mama hatte immer eine Hyazinthe zu Weihnachten gekauft. So muss Weihnachten riechen, dachte Patrik, stand auf und schloss die Tür zu seinem ehemaligen Zimmer, damit er das Knirschen der Karre hören konnte, als Ferdinand von der Stierkampfarena nach Hause geschleppt wurde.
    Dann war Donald Duck zu Ende. Er stellte den Fernseher ab, ging zum Kühlschrank und holte Würstchen und Fleischklößchen hervor, die er in Majoren gekauft hatte. Gute Sache. Er mochte keinen Hering, und deshalb machte es nichts, dass keiner da war. Er hätte jetzt auch Lust auf ein Omelett. Mit Pilzen schmeckte das gut, aber es mussten teuere Pilze sein, Sahne und mehr gehörte dazu, und er wusste nicht, wie man es machte.
    Er briet sich ein paar Würstchen. Es roch gut. Senf gab es keinen, den hatte er vergessen zu kaufen. Aber es gab Ketchup. Sein Vater hatte ein Glas Rotkohl gekauft. Kein Weihnachten ohne Rotkohl, hatte er gesagt, aber da drinnen in seinem Zimmer kam er auch ganz gut ohne Rotkohl aus. Er kommt ganz ohne Weihnachten zurecht, der Alte. Und ich auch.
    Weihnachten ist für Amateure, genau wie Silvester.
    Patrik hörte jemanden draußen im Treppenhaus lachen, und dann wurde die Wohnungstür geöffnet, Ulla rief etwas und kam in die Küche, ohne Jacke und Schuhe auszuziehen. Sie brachte ein paar Kerle mit, und er floh weg vom Herd und der Bratpfanne und raus in den Flur. Was die

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