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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Lachen lachte. »Wenn es nicht inzwischen gestohlen wurde.« Sie sah die Berzeliigatan hinunter. »Mir hat mal einer deiner jüngeren Kollegen erzählt, dass in Heden geparkte Autos früher oder später gestohlen werden.«
    »Das stimmt wahrscheinlich.«
    »Dann brauche ich vielleicht Hilfe.«
    »Wir können ja mit dir hingehen und nachgucken«, sagte Morelius.
    »Bist du nicht im Dienst? Du trägst doch Uniform. Musst du nicht patrouillieren?« »Das ist ja mein Dienst.«
    »Also gut«, sagte sie und setzte sich in Bewegung. Morelius gab Bartram ein Zeichen, der winkte und ging weiter zum Götaplatsen.
    »Man knallt fast durch«, sagte Hanne Östergaard und blickte vor sich hin, »wenn man sein Kind in der Stadt suchen muss.« Sie sah Morelius an. »Ich benutze sogar Wörter, die ich noch nie benutzt habe. Durchknallen.«
    Morelius antwortete nicht.
    »Es ist alles so plötzlich gekommen«, sagte sie. »Ich glaube... ich hätte nie geglaubt, dass mir so was passieren würde. Nie. Ha! Ganz schön naiv.«
    Morelius sagte immer noch nichts. Er wusste, dass sie allein mit ihrer Tochter lebte, aber er wollte keine platte Bemerkung darüber machen, dass das nicht leicht sei.
    »Es ist wahrscheinlich der Loslösungsprozess«, sagte Hanne Östergaard. »Und wenn man die Tochter einer Pastorin ist, läuft das vermutlich noch heftiger ab. Deutlicher.« Sie sah Morelius wieder an, nachdem sie die Avenyn überquert hatten und am Södra Vagen darauf warteten, dass die Ampel grün wurde. »Glaubst du, dass es so ist, Simon?«
    »Ich weiß es wirklich nicht«, sagte er und starrte gerade vor sich hin. »Ich bin wohl nicht die richtige Person, die man so was fragen kann.« Er spürte, dass er unter der Mütze zu schwitzen begann. Hoffentlich sah sie es nicht. Schweiß, der ihm über das Gesicht laufen würde.
    »Warum eigentlich nicht?« Sie überquerten die Straße und gingen auf den hinteren Teil der Parkfläche zu. »Du kannst doch trotzdem eine Meinung dazu haben.«
    »Ich hab keine Kinder.«
    »Umso besser.« Wieder das trockene Lachen. »Warte mal.« Sie blieb stehen und sah sich um. »Ich weiß gar nicht genau, wo ich das Auto abgestellt hab. In dem Augenblick hab ich überhaupt nicht darauf geachtet.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Ein Volvo, älteres Modell. Zehn oder elf Jahre alt.« »Autokennzeichen?«
    Sie sah sich wieder um und schaute ihn verblüfft an. »Das fällt mir im Moment nicht ein. Verrückt.«
    »Das ist nichts Ungewöhnliches«, sagte Morelius, »dass man sein Autokennzeichen vergisst.«
    »Besonders unter Stress, oder?«
    »Ja.« Er ließ den Blick über die Autos gleiten. Überall Volvos, farblos im Dunkeln und im Neonlicht.
    »Da hinten ist er ja«, sagte sie und begann, auf das Exercishuset zuzugehen. »Der, neben dem rechts ein Parkplatz frei ist.«
    Das Auto war ziemlich schmutzig. Morelius sah es schon aus zehn Metern Entfernung.
    »Das Autokennzeichen hätte man sowieso nicht erkennen können.«
    »Ja, der müsste dringend mal gewaschen werden«, sagte Hanne Östergaard. »Aber im Augenblick habe ich andere Sorgen.«
    Sie waren beim Auto angekommen. Die Pastorin schloss auf und setzte sich hinters Lenkrad. »Dann... vielen Dank«, sagte sie. »Keine Ursache.«
    Sie schaute nach vorn, die Autoschlüssel in der Hand, dann sah sie Morelius an, der leicht vorgebeugt dastand. Sie startete das Auto.
    »Und ich hab immer geglaubt, wir hätten so eine gute Beziehung«, sagte sie. Aber Morelius hörte nur noch Bruchstücke.
    Winter ging durch die große Halle zur Informationstafel neben dem Büro. Er las: Ciudados Intensivos. Cirurgia. Traumatolgia. Medicina Interna. Cardiologia. Erster Stock: primera planta. Er wusste, dass sein Vater gerade von der Intensivstation auf eine normale Station verlegt worden war, also die Treppe links hinauf. Die Verlegung schien ein gutes Zeichen zu sein, aber die Stimme seiner Mutter hatte nicht überzeugend geklungen am Telefon. Cirurgia. Cardiologia. Das klang so... abstrakt auf Spanisch, wie Begriffe, die vom Körper selbst, von Blut und Sehnen, hübsch getrennt worden waren.
    Er stieg die Treppe hinauf und sah sich im Korridor um. Links war die Intensivstation. Rechts der Eingang zur Inneren Medizin mit den Zimmernummern auf einer Tafel: Habitaciönes 11011117. Seine Mutter hatte gesagt, der Vater liege in Zimmer 1108. Er ging durch die Tür in die Station. Die Schmerzen sprengten ihm fast den Kopf. Seit sechs Jahren hatte er nicht mehr mit seinem Vater geredet. Es war ein

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