Das vertauschte Gesicht
diese Tür zum Keller hinter der Treppe.«
»Was war mit der?«
»Sie stand offen. Es war so... schwarz und unheimlich da drinnen.«
Winter fuhr nach Hause. Er rief Ringmar vom Auto aus an.
»Ich möchte jemanden haben, der ein Auge auf Angela hält.«
Er hatte Bertil über die Telefonanrufe und den Einbruch informiert.
»Hast du mit Sture geredet?«
»Scheiß auf Sture. Kannst du dafür sorgen?«
»Von wann an?«
»Von morgen früh. Draußen. Ich rufe später wegen der Termine an.«
Bergenhem hielt den Kopf still. Er konzentrierte sich auf den Rahmen des Bildes, zuerst mit den Augen und dann mit dem Kopf. Es klappte gut, besser als gestern.
»Wie geht es?«
»Schon besser.«
Martina hatte Ada zu Bett gebracht. Das Kind war stiller als sonst, seit er nach Hause gekommen war.
Er richtete sich auf.
»Schaffst du das wirklich, jetzt rauszugehen?«
»Ich muss mich ein bisschen bewegen.«
»Hältst du es für eine gute Idee, am Freitag schon wieder arbeiten zu gehen?«
»Nein.«
»Tu's nicht, Lars.«
»Ich kann doch nicht immer zu Hause sein, Martina. Dauernd.«
»Ich möchte nur, dass du wieder gesund wirst.«
»Ich bin gesund. Fast. Bis Freitag bin ich wieder gesund.«
Draußen leuchtete der Abend über Torslanda. Es sah aus, als wäre ein Scheinwerfer auf die Reihenhäuser gerichtet. Vielleicht leuchtet er nur auf mein Haus, dachte er.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, sagte Angela.
»Ich hab gelernt, dass das meiste es wert ist, ernst genommen zu werden«, sagte Winter.
»Man fühlt sich ja bescheuert«, sagte Angela. Sie lächelte ihn an. »Dein Job fängt schon an, mich zu beeinflussen.«
Er erzählte ihr nichts von den mysteriösen Besuchen im Verschlag des Hausmeisters da unten. Er wusste ja selbst nicht, was er davon halten sollte.
»Kannst du nicht aufhören zu arbeiten?«, fragte er.
»Noch nicht.«
»Kannst du es nicht ein bisschen ruhiger angehen lassen, bis zum 1. April?«
»Soll das ein verfrühter Aprilscherz sein?«
»Nein.«
»Ich will arbeiten, Erik. Das ist gut für mich. Ich mag nicht zu Hause rumhängen und warten.«
»Wir haben uns gedacht...« Er überlegte, wie er es ihr beibringen sollte. »Wir... ich hab dafür gesorgt, dass hin und wieder eine Funkstreife vorbeifährt und die Situation checkt.«
»Die Situation checkt?«
»Ja... du weißt schon.«
»Soll ich eine Leibwache bekommen?« Sie stand am Küchentisch. »So schlimm ist es doch wohl nicht?«
»Keine Leibwache. Eher eine diskrete... Beobachtung.«
»Wenn ich in die Stadt gehe?«
Er gab keine Antwort. »Wenn ich zur Arbeit fahre?« »Nur ganz diskret«, sagte er. »Aha. Wer macht das?«
»Kann ich dir noch nicht sagen. Spielt das eine Rolle?«
»Ich weiß nicht. Es hängt wohl davon ab, wer dafür abgestellt werden kann.«
»Okay. Für ein paar Tage kann ich Bergenhem bitten.« Es ist gut für ihn, wenn er wieder kommt, dachte Winter. Und er ist ein guter Beschatter.
»Aber meine Hand halten soll er nicht?« »Du wirst ihn nicht mal bemerken.«
Es war spät. Aufmerksam las er die Berichte über die Gespräche mit den Statisten. Die Protokolle waren gerade gekommen, die erste Zusammenfassung. Es war eine bunte Sammlung von allen Berufen oder Berufslosigkeiten. Einige Individuen mochten auf den ersten Blick verrückt wirken, aber das bedeutete selten etwas. Bei den scheinbar Normalen muss man aufpassen, dachte er.
Die Dreharbeiten gingen weiter. Das Team hatte in der Nähe des Polizeipräsidiums gefilmt, durfte aber nicht hinein. Der Amtsleiter machte es der Produktionsfirma schwer. Wer den Film sieht, muss erraten, dass das Gebäude irgendwie mit den Polizisten zusammenhängt, dachte er.
Er hielt einige Papiere in der Hand. Namen, Adressen. Keiner der Namen sagte ihm etwas. Er rief Möllerström an.
»Janne? Kannst du sofort mit dem Vergleich der Adressen und Namen von den Filmstatisten mit den Namen aus Mölndal anfangen, die von der Routinebefragung an den Wohnungstüren nach dem Mord?« Oder den Morden, dachte er. »Ringmar schickt dir noch ein paar Leute.«
»Okay. In welchem Radius?«
»Erfass einen recht großen Kreis. Ich komm später zurück.«
»Okay. Soll ich mit dem Vasaplatsen warten?«
»Nimm dir erst die Siedlung in Mölndal vor.«
Winter legte auf und holte die Fotos aus einer der Schreibtischschubladen. Er betrachtete eins der Bilder auf dem Schreibtisch, hielt es dann hoch und studierte die Hälse der beiden Toten auf dem Sofa.
Hier könnte eine der Antworten
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