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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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näher ans Bett gerückt hatte.
    »Ich gehe in die Cafeteria und trinke eine Tasse Kaffee«, sagte sie, als er kam. »Möchtest du auch etwas?«
    »Nein, danke.«
    »Trink einen T & T für mich mit«, sagte der Vater.
    Die Mutter lächelte und ging. Winter setzte sich auf den Stuhl.
    »Du bist ja richtig in Fahrt«, sagte er.
    »Jetzt ist T & T-time«, sagte der Vater. Er hatte den Kopf zum Fenster gewandt. »Ein kalter Drink vor dem Mittag.«
    »Ist das nicht ein bisschen zu spät?«, fragte Winter und guckte auf seine Armbanduhr, die auf neun Uhr zeigte.
    Sein Vater hustete, und Winter wartete. Draußen schepperte ein Krankenbett über den Flur. Von irgendwoher Gitarrenmusik. Der Vater hustete wieder.
    »Wir haben uns spanische Gewohnheiten zugelegt.« Er räusperte sich vorsichtig. »Siehst du die Konturen von dem Berggipfel dort draußen?«
    »Ja.«
    »Das ist die Sierra Bianca. Die Weißen Berge. Schöner Name, oder? Dieselben Berge seh ich von zu Hause. Ist das nicht komisch?«
    »Ich weiß nicht. Der Berg beherrscht ja wohl dieses Gebiet, wenn man so sagen kann.«
    Sein Vater schien über seine eigenen Worte nachzudenken. Er sah seinen Sohn an. »Man hätte mich in einem anderen Zimmer unterbringen können. Mit Aussicht in eine andere Richtung. Es muss schon ein Sinn in dem Ganzen sein.«
    »Wie meinst du das?«
    »Dass ich in diesem Zimmer liege und den Berg sehe. Denselben Berg. Darin scheint der Sinn zu sein, dass ich ihn auch von hier sehe. Das ist mein neues Zuhause. Ich bin hierher gezogen, und hier komme ich nicht wieder raus.«
    »Klar kommst du wieder raus.« »Lebend, Erik, ich meine lebend.«
    »Es scheint dir doch schon besser zu gehen. Red nur weiter so.«
    »Ich meine es ernst.«
    »Was sagen eigentlich die Ärzte?«
    »Alcorta? Der gestikuliert typisch spanisch herum, und das kann alles bedeuten.«
    »Das machen doch alle Ärzte?«
    »Nicht wie in Spanien. Gestikuliert Angela auch so herum? Wie geht's ihr übrigens?« »Gut.«
    »Und du wirst Vater, Erik. Himmel. Hoffentlich gibt mir Gott Kraft, dass ich lange genug lebe, um das Wunderwerk zu sehen.«
    »Du bist bald wieder zu Hause. Dann kannst du den Berggipfel wieder von der anderen Seite studieren.«
    Morelius arbeitete sich durch die ersten zähen Stunden der Abendschicht am Empfangsschalter. Bald würde ein Kollege den Abend übernehmen, einer, der früher im Außendienst gearbeitet hatte.
    Es war einer dieser müden Älteren, der bei der letzten Umorganisation seinen Posten im Außendienst verloren hatte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich in die Reihe der Bezirkspolizisten einzureihen und die Macht abzugeben. Viele hatten sie für immer abgegeben. Aber der alte Beamte war ein verbitterter Mann. Manche waren zu Chefs geboren, und wenn sie das nicht bis ans Lebensende blieben, verbitterten sie.
    Jetzt wollten sie aufbrechen. Bartram legte das Holster um. Er hatte die Patronen herausgenommen. Er wirkte müde oder wütend, aber das mochte andere Gründe haben.
    Die Leitungszentrale hatte interessante Aufträge zurückgehalten, die man den Tagespatrouillen nicht mehr geben wollte, die jetzt Dienstschluss hatten. Häufig Einbrüche, die eine Weile unbearbeitet geblieben waren. Wie jetzt. Ein Hausmeister aus der Richertsgatan hatte in einem Mietshaus in Johanneberg einen Kellereinbruch entdeckt. Sie fuhren hin, drei Mann: Morelius, Bartram und Vejehag, der nach dreißig Jahren Plackerei als Ombudsmann der Allgemeinheit wirklich die Macht abgegeben hatte und nur noch auf seine Pensionierung wartete.
    In die Häuser in der Richertsgatan wurde oft eingebrochen. Große, gut isolierte Häuser, die reichen Besitzer auf Reisen zwischen den Ferienwohnungen.
    Sie hielten vor dem Haus, wo sie vom Hausmeister erwartet wurden.
    »Scheißwetter«, sagte Vejehag, stieg aus dem Auto und stellte seinen Jackenkragen gegen Wind und Regen auf.
    »Da waren ein paar Jungs, die sind die Treppe runtergelaufen, und dann waren sie im Keller«, sagte der Hausmeister.
    »Haben Sie sie gesehen?«, fragte Vejehag.
    »Nein, aber ein Mieter hat sie gesehen.«
    »Wann war das?«
    »Eben.«
    »Eben? Die Anzeige ist doch schon vor Stunden eingegangen.«
    »Ja, das war der erste Einbruch. Jetzt sind sie anscheinend zurückgekommen. Ich hab grad eben angerufen, Sie sind wirklich blitzartig hier.«
    »Sie haben es soeben durchgegeben«, sagte Bartram drinnen aus dem Auto und antwortete der Einsatzzentrale: »Wir sind schon da.«
    »Wurde etwas gestohlen?«, fragte

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