Das vertauschte Gesicht
Vejehag.
»Heute Nachmittag nur Kleinigkeiten aus einem Kellerverschlag. Jetzt weiß ich nicht.«
»Welcher Keller ist es?«
»Meinen Sie den jetzt? Oder den von heute Nachmittag?« »Den jetzt.«
»Da unten«, sagte der Hausmeister und zeigte auf den nächsten Hauseingang. Das Haus brauchte einen Anstrich. Fünfzig Meter entfernt standen ein paar Jugendliche und beobachteten die Polizisten.
»Dann gehen wir mal runter«, sagte Vejehag. Morelius stieg aus dem Auto und folgte ihnen ins Haus.
Bartram blieb sitzen und hörte sich die Funksprüche an. Er sah zum Himmel hinauf, der sich in einem dreckigen Grauschwarz über die Stadt legte.
Winter schaute zum Himmel über den Bergen. Links war er von den Lichtern der Stadt angestrahlt, war jedoch etwas verdunkelt, vielleicht von Regenwolken. Die Palmen hinter dem Kiesweg raschelten im Wind.
»Wie geht's mit deinem Job?« Die Stimme seines Vaters klang entfernt. »Ich verfolge deine Fälle in der GP.«
»Ich tu mein Bestes.«
»Damit kommt man weit, hab ich gesehen.« »Mhm. Ich weiß nicht.«
»Ich hab nie richtig kapiert, was eigentlich mit dieser jungen Frau passiert ist, die letztes Jahr ermordet wurde. Die ihr am Delsjön gefunden habt.«
»Helene.«
»Hieß sie so?«
»Ja. Was ist dir da unklar?«
»Was ist aus dem Kind geworden?«
»Es ist alles gut gegangen.«
»Das Kind war doch verschwunden.«
»Nicht wirklich. Jemand hat sich um das Mädchen gekümmert, es beschützt.«
Sein Vater fragte nicht weiter. Winter hörte ihn angestrengt atmen, es klang wie ein schwacher Blasebalg. Er dachte an seine Arbeit. Nie hatte er Zweifel gehabt an dem, was er tat... oder daran, dass er tatsächlich etwas erreichte. Oder war es nur eine Herausforderung? Eine von vielen? Könnte er nicht ebenso gut was anderes machen? Plötzlich war ihm der Gedanke gekommen, unterwegs im Auto auf dem Weg zum Krankenhaus. Es war ein beunruhigender Gedanke, der lähmend wirken könnte.
»Ich glaub, ich schlaf jetzt ein bisschen«, sagte der Vater. »Ich bleib bei dir sitzen.«
»Solltest du dich nicht auch ein wenig ausruhen? Du hast eine lange Reise hinter dir.« »Ich ruh mich auf dem Stuhl aus.«
Er hörte Regen gegen die Scheiben klatschen, zuerst schwach, dann immer heftiger.
»Es regnet«, murmelte der Vater. »Die Leute werden sich freuen.«
Bartram saß in seine Träume versunken, als die Haustür aufgerissen wurde und zwei Jungen herausstürmten und nach links wegliefen.
Bartram schoss hoch, stürmte über die Bepflanzung, schnitt einem der Jungen mit einem Tritt gegen das Bein den Weg ab.
Der andere Junge lief ins nächste Haus und verschwand. Bartram sah zu dem Jungen auf dem Boden, sah sich um und versetzte ihm dann einen Tritt in den Rücken.
»Au, Scheißbu... « »Halt's Maul.«
»Nehmen Sie Ihren Fuß weg.«
»HALT'S MAUL, HAB ICH GESAGT.«
Vejehag und Morelius kamen aus dem Haus und liefen auf Bartram und den Jungen zu. »Was ist da unten passiert?«, fragte Bartram. »Wir haben sie auf frischer Tat ertappt«, sagte Vejehag.
»Habt ihr nicht. ICH hab sie auf frischer Tat ertappt«, sagte Bartram und trat ein wenig fester zu.
»Es reicht«, sagte Vejehag. »Wo ist der andere?«
»Ist in das Haus da reingelaufen.« Bartram zeigte auf die Haustür.
»Steh auf«, sagte Vejehag zu dem Jungen und gab Bartram ein Zeichen, den Fuß wegzunehmen.
Aus dem Zentrum näherte sich ein Streifenwagen.
»Das sind die von der Dienstfahndung«, sagte Morelius.
»Hast du über Funk gequatscht?« Vejehag sah Bartram wütend an.
»Kein Stück.«
Der Streifenwagen hielt neben ihnen. Das linke Fenster wurde heruntergedreht. Ein zweiundzwanzigjähriger Fahndungsassistent steckte seinen Kopf heraus.
»Was ist passiert, Opa?«
»Wir haben einen Pyjama mit Ninjaturtles drauf verloren und dachten, er wär da unten im Keller«, antwortete Vejehag. »Haha.«
»Und was ist dir passiert?«, fragte Vejehag.
»Wer ist das da?«, fragte der Fahndungsassistent im Streifenwagen mit einem Nicken zu dem Jungen, der zwischen Bartram und Morelius hing.
»Das ist mein Vetter zweiten Grades«, antwortete Vejehag. Genau in dem Moment wurde die Tür im Haus hinter ihnen aufgerissen und der zweite Junge stürmte heraus. Bartram ließ den ersten los, machte einen Satz nach vorn und warf den anderen nach zehn Metern zu Boden. Der Fahndungsassistent öffnete seinen Mund. Drinnen im Streifenwagen sagte jemand etwas, durch die schwarzen Scheiben war jedoch nichts zu erkennen. Schwacher
Weitere Kostenlose Bücher