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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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vorbeigefahren ist, bog es wieder ab.«
    »Das war alles?«
    »Ja. Ach, da lief wohl irgend so eine Fahndung oder wie das heißt. Muss ein Zufall gewesen sein. Ich hab das mit der Beschattung auch mehr aus Spaß gesagt.«
    »Haha.«
    »Ja, war das denn nicht witzig?«
    »Du hast dir nicht das Autokennzeichen gemerkt? Oder die Kennzeichen, falls es zwei Wagen waren?«
    »Natürlich. Ich hab mir sofort alles auf der Innenseite der Augenlider notiert.« Sie lachte. »Leider, Erik. Ich bin nicht auf die Polizeischule gegangen.«
    »Ja... ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Denk nicht mehr dran. Zufälle, nichts weiter. Falls du nicht doch... eine diskrete Bewachung angeordnet hast, damit ich in deiner Abwesenheit sicher bin.«
    »Scheint aber nicht sehr diskret zu sein.« »Es ist also nicht so?« »Machst du Witze?« »Ja. Fast.«
    »Ich hab keine solchen Befugnisse. Jedenfalls noch nicht.«
    »Aber vielleicht bald?«
    »Was?«
    »Wenn deinem Chef was passiert? Wie heißt er?« »Birgersson. Wovon redest du eigentlich, Angela?«
    »Nichts.« Sie lachte wieder. »Ich rede nur im Schlaf, könnte man sagen. Oder im Tagtraum.« In der Leitung zur Costa del Sol war es still. »Hallo? Erik?«
    »Das ist ein komisches Gespräch.«
    »Meine Schuld. Entschuldige. Ich fühl mich wohl immer noch etwas fremd in diesem Haus... obwohl ich hier schon so oft gewesen bin in all den Jahren. Aber jetzt ist es anders. Und eigentlich ist es bloß so, dass ich dich so schnell wie möglich wieder zu Hause haben möchte. Sobald es deinem Vater wieder besser geht.«
    »Da können wir nur hoffen.«
    »Es wird seine Zeit dauern.«
    »Wenn noch Zeit ist.«
    »Es klingt doch so.«
    »Jetzt musst du dich um diese Sardellen kümmern.« »Davon hast du bestimmt auch reichlich da unten.« »Ich hab sie noch nicht ausprobiert.« »Keine Tapas?«
    »Keine Zeit. Heute Nacht bin ich im Krankenhaus geblieben.« »Wie war das?«
    »Besser als irgendwo anders zu sein. Aber jetzt sieh zu, dass du ein bisschen Salz zu dir nimmst, damit du keine Gespenster mehr siehst.«
    »Frau Malmer.«
    »Polizeiautos.«
    »Ich hab mir auch Karamellschnüre gekauft.«
    »Iss sie mit zerdrückten Sardellen oder mit Parmesan.«
    »Ich werd's mir merken«, sagte Angela.
    Das Auto drehte seine Runden im Zentrum, kehrte zum Vasaplatsen zurück. Der Fahrer lauschte auf die Funksprüche. Ein Verkehrsstau im Tingstadstunnel. Ein Einbruch in Kortedala. Unfallflucht in Majorna nach einem Zusammenstoß mit einer Straßenbahn.
    Er parkte vor dem Zeitungskiosk, stieg aus und kaufte eine Zeitung, irgendeine. Vielleicht würde er sie lesen, vielleicht würde er sie auf einem der Sitze liegen lassen. Vielleicht würde er sie auch gleich in den Papierkorb werfen.
    Die Fenster in den meisten Stockwerken waren erhellt. Er wusste, welches Haus, aber nicht, welcher Stock es war. Es wäre leicht, hinzugehen und die Namensschilder an der Gegensprechanlage zu studieren, aber was hatte das für einen Sinn? Genau das fragte er sich, als er sich wieder ins Auto setzte und anschnallte. Was hat das für einen Sinn? Er hatte eine Frage, aber keine Antwort. Wenn er wusste, warum er zu der Haustür gehen und die Adresse und das Stockwerk überprüfen sollte, wusste er auch so manches andere. Was passiert war. Was passieren würde. Passieren würde.
    Hatte er die Scheinwerfer aufgeblendet? Wenn er es getan hatte, dann hatte es einen Sinn. Es war wie ein Beginn. Er sah auf die Zeitung, die auf seinen Knien lag. Er wusste nicht, welche es war, Göteborg Tidningen oder Expressen oder Aftonbladet, nur, dass Sachen darin und in den anderen stehen würden, die er ihnen selbst hätte erzählen können. Aber sie hatten ihn nicht gefragt, und so war es immer, niemand fragte ihn etwas, etwas, das Sinn hatte. Aber damit hatte es jetzt ein Ende, es musste ein Ende haben, jetzt. Er krallte die Hände um die Zeitung und zerrte daran, und hinterher, eine Minute später oder ein Jahr später, während er immer noch im Auto vor dem Kiosk saß, schaute er wieder auf die Zeitung und sah, dass er sie in zwei Teile gerissen hatte.

11
    Winter stand vor acht auf. Heute war das Stück Himmel blau, das er durchs Badfenster im La Luna sehen konnte. Draußen roch es schon nach Sonne und nach Schmierseife, die Salvador, der Besitzer, beim morgendlichen Reinemachen der Platten des Patios benutzt hatte. Winter hörte Hammerschläge und eine Frauenstimme.
    Er spürte die Wärme, die durch das Fenstergitter in sein Zimmer gedrungen

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