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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Hause, Erik. Lasst euch drücken!« Sie umarmte die beiden. »Hu, seid ihr Kalt!«
    »Aber sie kommen doch vor elf nach Hause? Die Mädchen?«
    »Grow up.«
    »Seine Zeit kommt auch noch«, sagte Angela.
    »Für mich bitte Wein und für Angela Wasser«, sagte Winter.
    »Hast du mit Mama gesprochen?«
    »Ja.«
    »Wie geht's ihr?«
    »Sie kommt Weihnachten«, sagte Winter.
    »Und was für einen Eindruck hast du sonst?«
    »Wie du schon gesagt hast... sie scheint... stark zu sein. Hoffentlich hält es an.«
    Hoffentlich, unseretwegen, dachte Lotta und schenkte Wein und Wasser ein.

22
    Hanne Östergaard schippte Schnee. Die Schaufel kratzte über die Steinplatten. Der Schnee lag in Wehen angehäuft, und der Garten war ganz weiß. Die Bäume ragen wie Skelette heraus, dachte sie und spürte ein wenig Schweiß unter der Mütze.
    Einige Nachbarn waren an diesem Samstagvormittag auch mit Schneeschiebern draußen oder mit verschiedenen Schaufeln, die nicht viel weiterhalfen. Sie waren hier nicht in Norrland. Niemand hatte damit gerechnet, dass der Schnee liegen bleiben würde.
    Drei Häuser entfernt wechselte ein Mann seine Autoreifen. Sie sah zu ihrer Garage, die Seitentür wurde geöffnet, und Maria kam in einer Strickjacke und mit einem zwei Meter langen Schal heraus, aber ohne Mütze und Handschuhe. Sie hatte einen Besen in der Hand, stellte sich rittlings über den Stiel und hüpfte drei Schritte.
    »Ich wollte ein Stückchen fliegen«, sagte sie.
    »Das ist die falsche Zeit, Schatz.«
    »Stimmt, Walpurgisnacht. Du glaubst also an Hexen?«
    Ich glaube an alles Böse, dachte Hanne Östergaard, aber es war nur ein flüchtiger Gedanke.
    »Ich glaub an das, was ich vor mir habe«, antwortete sie stattdessen. »Manchmal jedenfalls.«
    Plötzlich sah Maria traurig aus, nur für ein paar Sekunden. »Ich wollte dir helfen.« Sie machte eine Bewegung mit dem Besen über den Boden. »Den Rest wegfegen.«
    »Prima.«
    Maria fegte konzentriert. Ihr Gesicht war plötzlich das eines Kindes. Hanne Östergaard sah das Kind, sah eine Andeutung von Zuneigung, als Maria aufschaute und lächelte. Ihre Art, um Entschuldigung zu bitten. Hanne wollte es schlucken, ganz. Sie ist ja noch ein Kind. Was weiß sie denn?
    Patrik kam über die sauberen Steinplatten angestiefelt mit einer riesigen dicken Zipfelmütze auf dem Kopf, die auch noch für Maria gereicht hätte.
    »Hallo, Patrik.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Lange nicht gesehen.«
    »Hallo. Ich wollte mal vorbeigucken. Hatte Sehnsucht nach ein bisschen Landluft.« Er sah sich um. »Hier ist es ja sauweiß.«
    »Wenn du das so nennen willst.«
    »Sauweiß. In der Stadt ist das meiste schon wieder weg.« »Möchtet ihr heiße Schokolade?« »Was meinst du?« Maria sah Patrik an. »Das wäre super. Mir ist kalt. Die Heizung in der Straßenbahn hat nicht funktioniert.«
    Sie machte Butterbrote mit Käse und zwei Becher Schokolade.
    »Weißt du schon was?«, fragte Maria mit vollem Mund.
    »Hab gestern ein bisschen gehört, aber ich wurde plötzlich verd... ich war zu müde«, sagte er. Sah Hanne, die Pastorin, an.
    »Okay.«
    »Hast du dir die CD eigentlich mal angehört, die ich dir geliehen habe?«, fragte er.
    »Lass mich bloß mit der in Ruhe. Du hast sie mir in die Tasche geschmuggelt.« Maria biss von ihrem Butterbrot ab. »Die ist ja schrecklich.«
    »Was findest du schrecklich?«, fragte Hanne. »Ich werde langsam neugierig.«
    »Hardrock.«
    »Death Metal«, sagte Patrik. »Black Metal.« »Ach?«
    »Nix für Maria. Zu heavy.«
    »Was ist das denn? So was wie Punk?«
    Patrik lachte.
    »Nee, nicht wirklich, man nennt das Oi-Punk, das ist das Zeug, was die rechten Glatzen gern hören«, sagte er. Hanne sah, wie er den letzten Tropfen Kakao trank. Sie stand auf und ging zum Herd, um mehr Milch warm zu machen.
    »Patrik weiß alles über Musik«, sagte Maria. »Und auch über das, was man nicht mehr Musik nennen kann.«
    »Dieses... Metal zählt also nicht dazu?« »Nicht für mich, Mama.«
    »Man kann da nicht einfach so... drüber weggehen«, sagte Patrik.
    »Aber wie klingt das denn?«, fragte Hanne, als sie mit der heißen Milch zum Tisch zurückkam. »Jetzt will ich es langsam wirklich gerne wissen.«
    »Okay. Warte mal.«
    Maria verließ die Küche. Eine Minute später tönte so was Ähnliches wie Musik durchs Haus, und Hanne sah Patrik an, als jemand wie ein Verrückter anfing zu fauchen zu einem Geräusch, das wie ein Flugzeugabsturz klang.
    »Black Metal«, sagte Patrik.

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