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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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auf, riss drei Plakate von den Wänden, warf sie zusammengeknüllt in einen großen durchsichtigen Papierkorb an der Tür und setzte sich wieder.
    »Soweit wir wissen, hat Louise Valker die letzten beiden Monate hier gearbeitet?« Aneta Djanali hatte in ihre Notizen geschaut.
    »Nein. Sie hat eher... saisonbedingt oder noch besser... sie ist eingesprungen, wenn wir Hilfe brauchten. Eige ntlich ziemlich unregelmäßig.«
    »Das klingt vage.«
    »Das hab ich mit unregelmäßig gemeint. Aber sie wollte es so.«
    »Sie wollte es so?«
    »Ich hab ihr vor einem Jahr eine feste Teilzeitstelle angeboten, aber sie hat abgelehnt.«
    »Abgelehnt? Das ist aber sehr ungewöhnlich, nicht?«
    Irma Fletcher zuckte ein wenig mit den Schultern.
    »Sie hat es nicht erklärt, und ich hab sie nicht nach den Gründen gefragt.«
    »War sie eine gute Friseuse?«
    »Ja... sie war gut. Vielleicht nicht gerade wild drauf, Neues zu lernen, aber, na ja, das mag daran liegen, dass sie kein junges Mädchen mehr war. Ich weiß nicht. Ich will nicht spekulieren.«
    »Hatte sie privaten Umgang mit jemandem von Ihren Angestellten?«
    »Soweit ich weiß, nicht. Da müssen Sie die anderen schon selber fragen, aber ich glaube nicht.«
    »Hat sie sich abgekapselt?«, fragte Halders.
    »Wir müssen hart arbeiten hier, da bleibt nicht viel Zeit für Privates«, antwortete Irma Fletcher. »Manche haben eigene Stühle, sind selbst Unternehmer. Und dann... nach der Arbeit geht man nach Hause.«
    »Haben Sie sie etwas näher kennen gelernt?«
    »Nein, eigentlich nicht. Wir haben einmal eine Tasse Kaffee im Cafe Wand an Wand zusammen getrunken, als ich ihr den Job angeboten hatte. Das war das einzige Mal.«
    »Können Sie etwas über sie sagen? Wie sie war?«
    »Sie mochte Männer.«
    »Wie bitte?«
    »Ich hatte den Eindruck, dass sie sich für Männer interessierte. Flirtete gern. So was merkt man ja eigentlich sofort.«
    »Christian war ein guter Verkäufer... was für eine Tragödie.«
    Es war Nachmittag. Sie saßen in einem Büro mit Aussicht über die Stadt, alle, bis auf Halders, der es vorzog zu stehen.
    Das Großraumbüro der Firma Comec war im zwölften Stock. Menschen standen über Monitore gebeugt und unterhielten sich über Computer. Sie reden über die Köpfe der Computer hinweg, dachte Halders. Verdammt, ich muss jetzt endlich mit den Assoziationen aufhören.
    Comecs Personal- und Verkaufschef in einer Person saß ihnen gegenüber und sah einen Moment ernst aus, im nächsten fröhlich. Er vergisst sich, dachte Aneta Djanali.
    Es war früher Freitagnachmittag, und alle Männer trugen lockere karierte Hemden, T-Shirts unter bequemem Tweed, Polohemden. Die wenigen Frauen, die Halders entdecken konnte, trugen wie gewöhnlich Blazer. Vielleicht eine war in Jeans. Der Verkaufschef trug ein schwarzes T-Shirt unter einem schwarzen einreihigen Sakko, Boots, schwarze Jeans.
    Casual wear, dachte Aneta Djanali. Ich muss das Fredrik nachher erklären. Freitags gibt man sich locker im Büro. Sonst herrscht Schlipszwang.
    »Wie gut?«, fragte Halders.
    »Er wusste, was er tat. Zielbewusst. Brachte Resultate.« »Wieso haben Sie ihn dann nicht vermisst?« »Wie bitte?«
    »Er war doch zehn Tage verschwunden. Warum haben Sie ihn nicht vermisst?«
    »Erstens läuft das nicht so«, antwortete der Mann und schlug die Beine übereinander. »Wir kontrollieren unsere Mitarbeiter nicht täglich. Hier arbeiten Menschen mit besonderer Kompetenz, die sind sich selbst verantwortlich.«
    Besondere Kompetenz, du lieber Himmel, dachte Halders.
    »Und zweitens hatte Christian zu der Zeit eine Woche Urlaub genommen.«
    »Aber nur eine Woche.«
    »Wie ich schon sagte, die Leute hier sind sich selbst verantwortlich. Vielleicht hat er ein paar Tage vorm Urlaub oder danach etwas eingetragen, ich hab's nicht kontrolliert. Noch nicht.« Er sah Halders an, vielleicht mit einer gewissen Arroganz. Halders war sich nicht sicher.
    »Haben Sie Christian gekannt?«, fragte er.
    »Wie bitte?«
    »Haben Sie ihn außerhalb der Arbeit gekannt? Haben Sie privat miteinander verkehrt?«
    »Nein. War vielleicht mal auf ein Bier mit den Jungs«, sagte er und sah Aneta an. »Mit... dem Team, meine ich.«
    »Okay. Gibt es noch was?«, sagte Halders.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Können Sie etwas über seine Persönlichkeit sagen? Hat er... etwas von Freunden erzählt? Oder über seine Frau? Seine Freizeit? Irgendwas außerhalb Comec?«
    »Nur das Übliche.«
    »Was ist das Übliche?«, fragte Aneta

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