Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
schmutzig. Er mochte ihn nicht berühren. Er stieg vom Wall herunter, und bald war es Zeit, nach Hause zu gehen, etwas zu essen und dann zur Arbeit. Es würde ein langer Abend werden, und er würde nach Hause kommen und sich nicht ins Bett legen können, er würde vorm Fernseher sitzen und Videos anschauen.
    Plötzlich stand er vor dem Laden, ohne dass er gemerkt hatte, wie er dorthin gelangt war. Er hatte die Videos unterm Arm. Zwei Plakate vor dem Laden warben für Filme, aber er blieb nicht stehen, da er wusste, welchen Film er haben wollte.
    Es war jemand anders hinterm Tresen gewesen, den hatte er noch nie gesehen. Er sagte nichts, als er für die Filme bezahlte.
    Jetzt überquerte er die Straße. Er schaute zu den Hochhäusern, die wie Bauklötze in einer Reihe lagen.
    Heute Abend würde er an den Hochhäusern unten in der Stadt vorbeifahren.
    An einem Morgen hatte er draußen gewartet und gesehen, wie sie in die Straßenbahn stieg. Er war ihr gefolgt, obwohl er wusste, wohin sie fuhr. Trotzdem wollte er sehen, wie sie aus der Straßenbahn stieg und dann unter den Tausenden von Leuten verschwand, die durch die Türen des Krankenhauses gingen, hinaus und hinein.

28
    Winter bog ab. Er fuhr an den vier siebenstöckigen Häusern rechts vorbei, wendete auf der Kreuzung und stellte sein Auto auf dem Parkplatz gegenüber den Betonklötzen ab, die mit den Initialen HSB geschmückt waren. Bauklötze, dachte er.
    Die Häuser schienen in gutem Zustand zu sein. Der Eingang hatte einen Überbau, und der Boden war mit Steinplatten gefliest. Ein Patio.
    Bengt Martell meldete sich an der Gegensprechanlage, und Winter ging hinein. Der Aufgang war hübsch, in milden Pastellfarben gestrichen, die noch nicht mit Graffiti verschmiert waren. Vielleicht gab es hier keine Jugendlichen. Draußen hatte Winter nicht einen einzigen Menschen gesehen.
    Der Mann öffnete. Im Flur roch es nach Kaffee. Die Sonne schien in die Wohnung, die wahrscheinlich Fenster in verschiedene Himmelsrichtungen hatte. Der Mann war ein wenig kleiner als Winter, ungefähr im selben Alter, trug eine graue Hose und einen Cardigan, der grün sein mochte. Er streckte die Hand aus.
    »Martell.« »Winter.«
    »Meine Frau ist gerade unten und kauft etwas zum Kaffee.«
    Er führte Winter in die Wohnung. Winter sah den Himmel durch das Fenster und die Straßen da unten. Während der Minuten, seit er das Haus betreten hatte und mit dem Fahrstuhl nach oben gefahren war, waren mehr Wolken aufgezogen.
    »Setzen Sie sich doch bitte.« Martell putzte sich die Nase. Schon zum zweiten Mal. Es klang nicht so, als ob es nötig wäre. Vielleicht brauchte er eine Beschäftigung für seine Hände. In der Wohnung roch es nicht nach Rauch. Er sollte etwas anderes mit seinen Händen tun, dachte Winter.
    Die Wohnungstür wurde geöffnet, und Winter schaute zum Flur.
    »Das ist meine Frau«, sagte Martell, als ob er seinen Gast beruhigen müsste.
    Eine Frau kam ins Zimmer. Sie war groß, vielleicht genauso groß wie ihr Mann. Ihre Haare waren kurz geschnitten, und sie sah sonnengebräunt aus. Sie trug einen langen braunen Rock und ein weites Polohemd. In der rechten Hand trug sie eine Papiertüte, die sie in die linke wechselte, als sie Winter begrüßte. Dann ging sie in die Küche, die Winter durch die halb geöffnete Tür sah.
    »Ja«, sagte der Mann, der aufgestanden war, als seine Frau hereinkam, und sich jetzt wieder gesetzt hatte, »eine schreckliche Sache.«
    Winter nickte und setzte sich ebenfalls wieder. Die Frau brachte ein Tablett mit Kaffeetassen, Kaffeekanne und Kopenhagenern. Sie verteilte die Tassen und fragte Winter, ob er Milch oder Sahne im Kaffee haben wollte. Er wollte keins von beidem und wartete, bis sie eingeschenkt hatte. Der Mann putzte sich wieder die Nase. Die Frau hob ihre Tasse, ihre Hand zitterte. Sie nahm sie mit beiden Händen und stellte sie wieder ab, ohne getrunken zu haben.
    »Wann haben Sie die Valkers zuletzt getroffen?«, fragte Winter.
    Das Ehepaar Martell sah sich an.
    »Haben wir das nicht den Polizisten schon gesagt, die hier waren?«, fragte Bengt Martell.
    Winter warf einen Blick in sein Notizbuch, das er aus der Innentasche seines Sakkos genommen hatte.
    »Es war ein bisschen unklar. Es wäre schön, wenn Sie Ihre Angaben noch mal wiederholen könnten.«
    »Es ist schon einige Monate her«, antwortete Siv Martell. »Sie waren... auf eine Tasse Kaffee hier.« Sie schaute auf den gedeckten Tisch, als wäre das die Bestätigung, dass sie die

Weitere Kostenlose Bücher