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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Wahrheit sagte.
    »Vor zwei Monaten«, las Winter aus seinem Notizbuch ab. »Stimmt das?«
    »Wenn wir es gesagt haben, wird es wohl stimmen.« Bengt Martell sah Winter an. »An so was kann man sich nicht genau erinnern.« Er putzte sich wieder die Nase und schaute sich dann um, als suche er nach einem Platz, wo er das Taschentuch ablegen konnte.
    Unbehaglich, dachte Winter. Sie scheinen sich in ihrem eigenen Heim unbehaglich zu fühlen, hatte Halders gesagt. Machen sich vor Angst in die Hosen, das hatte er auch gesagt. Aber so wirkten sie jetzt nicht. Vielleicht war es unter der Oberfläche so.
    »Wir haben es nicht im Kalender notiert«, sagte Siv Martell. Jetzt hatte sie von ihrem Kaffee getrunken, einen schnellen Schluck. »Das tun wir selten.«
    »Und Sie waren also nie bei Valkers zu Hause?«, fragte Winter.
    »Nie«, antwortete Bengt Martell. »Warum nicht?«
    Martell sah seine Frau an, und sie schaute aus einem der Fenster.
    »Wie bitte? Warum wir uns nicht bei ihnen zu Hause getroffen haben?« Er sah Winter wieder an. »Spielt das eine Rolle?«
    »Alle Fakten sind wichtig für uns«, sagte Winter. »Details. Alles, was irgendjemand bemerkt hat.« Er beugte sich vor, nahm die Tasse und trank von dem Kaffee, der ein bisschen lau geworden war. »Wir hatten bis jetzt noch keine Möglichkeit, mit jemandem zu reden, der... bei Valkers zu Hause war.«
    Elfvegrens erwähnte er nicht. Per und Erika Elfvegren.
    »Wir waren jedenfalls nicht dort.«
    »Hat das nie zur Diskussion gestanden?«
    »Tja... Sie müssen wissen, so gut kannten wir einander nicht.« Bengt Martell beugte sich vor. »Wir haben uns ein paar Mal getroffen, und das war alles.«
    »Aber Sie haben bei Valkers angerufen.« Winter schaute auf. »Sie haben auf den Anrufbeantworter gesprochen.«
    »Ja...«, antwortete Bengt Martell. »Daher kam die Polizei doch auf uns zu.«
    »Wir wollten einen Restaurantbesuch vorschlagen«, sagte Siv Martell.
    »Sie haben sich offenbar in einem Restaurant kennen gelernt?«
    »Ja. Einem... Tanzlokal. Ich weiß nicht, ob wir das schon erzählt haben, als die Polizisten hier waren. King Creole unten in der Nordstan, oder ist das schon Femman?«
    »Gehen Sie oft dorthin?«
    »Fast nie«, antwortete Bengt Martell.
    Ihr habt euch an einem Ort kennen gelernt, wo ihr eigentlich nie hingeht, und ihr habt euch nie getroffen, dachte Winter. Und trotzdem wolltet ihr eure Bekanntschaft am Leben erhalten.
    »Haben Sie sich zusammen mit anderen getroffen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Auf irgendeiner Veranstaltung mit anderen?«
    »Mit welchen anderen? Mehr als wir vier?«
    »Ja.«
    »Nie«, sagte Bengt Martell.
    »Sie kannten keine Bekannten vom Ehepaar Valker?« »Gar keine.«
    »Sie haben auch keine in diesem Tanzlokal kennen gelernt?« »Nein.«
    »Mehr Kaffee?« Siv Martell hob die Kaffeekanne hoch.
    »Nein, danke.« Winter sah wieder in seinen Notizblock. Mit diesen Leuten kam er nicht weiter. Die Frage war, ob er noch sitzen bleiben sollte. Vielleicht waren Martells einsam und hatten flüchtig Bekanntschaft mit Valkers geschlossen, vielleicht hätte es mehr werden können.
    Vielleicht... hatten sie Angst... aber gleichzeitig waren sie desinteressiert. Sie schienen alles zu tun, um nicht an die Valkers denken zu müssen. Sie waren höflich, aber unwillig. Es könnte eine Art verzögerter Schock sein. Aber auch etwas anderes, etwas, das im Hintergrund lag. Ein gemeinsames Erlebnis. Ein Ereignis. Irgendetwas.
    »Was ist eigentlich passiert?«, fragte Bengt Martell plötzlich. Seine Frau erhob sich und ging in die Küche.
    »Wie bitte?«
    »Was ist eigentlich mit den beiden passiert?«, wiederholte Martell. »Mit Christian und Louise. Es hat ja einiges in den Zeitungen gestanden, aber nicht... wie. Woran sie gestorben sind.« Er schien nach seiner Frau zu horchen, die draußen etwas unter laufendem Wasser abspülte. »Was ist passiert?«
    »Mit Rücksicht auf die Ermittlungen kann ich nicht alles sagen«, antwortete Winter. »Aber ich wollte jetzt dazu kommen.« Er blätterte zwei Seiten weiter in seinem Notizbuch und stellte noch ein paar Fragen nach der Musik.
    Der Himmel hatte sich zugezogen, als er wieder herauskam. Von Westen hatte der Wind aufgefrischt. Winter schauderte, es kratzte im Hals, als er schluckte. Er hatte schon seit zwei Tagen leichte Kopfschmerzen, und das konnte darauf hindeuten, dass eine Infektion im Anzug war. Er musste sich auf sein Immunsystem verlassen. Die Kopfschmerzen waren ein Zeichen, dass die

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