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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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drei Frauen«, sagte Winter. »Drei Paare.«
    »Wir haben drei Paare«, sagte Winter. »Wir brauchen also nur neues Sperma... und Sekret zum Vergleichen.«
    »Viel Glück«, sagte Beier.
    »Bin ich gar zu fantasievoll?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Die wissen was«, sagte Winter.
    »Wer?«
    »Ich hab mit dem Ehepaar Martell gesprochen. Aneta Djanali und Halders haben mit den anderen gesprochen. Elfvegren. Die wussten mehr, als sie sagen wollten. Beide Paare.«
    »Das nennt man Subtext«, sagte Beier. »Je größer die Tiefe, umso besser.« »Oder schlechter, jedenfalls für uns.«
    »Aber das eine braucht ja nichts mit dem anderen zu tun zu haben.«
    »Nein. Ich weiß nicht, ob die Martells irgendwie mit dem Mord zu tun haben. Ich glaube nicht. Aber wir müssen sie ein bisschen mehr unter Druck setzen. Und die anderen. Elfvegrens. Ich fahr morgen nach Järnbrott raus.« Winter erhob sich mit der Mappe in der Hand. »Da ist übrigens noch etwas. Ich hab die Liste von den Gegenständen in ihrer Wohnung noch nicht gesehen.«
    »Ach? Die ist natürlich auch hier in der Mappe.« Beier sah Winter an. »Es kommen vielleicht noch ein paar Ergänzungen hinzu.«
    »Gab es Zeitungen oder Zeitschriften?«
    »Machst du Witze? Der ganze Flur war voller alter Göteborg Posten.«
    »Ich meine darüber hinaus.«
    »Nicht viel. Denkst du an was Spezielles?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Winter.
    Er saß mit den Texten von Sacrament da. Der Held in Song drei reiste durch den Weltraum, gefangen in seinem eigenen Hass. Viel handelte von Hass, gegen sich selbst, gegen andere.
    Das ist der verrückteste Scheiß, den ich je gelesen habe, dachte Winter. Die nehmen uns auf den Arm.
    Here is the dream I live with, this is my plan. To kill mankind and destroy the universe. Die Menschheit zu töten und das Universum zu zerstören.
    Eine große Aufgabe, an der sich andere auch schon versucht haben.
    Das meiste wurde in der ersten Person erzählt. Die Person hielt sich selten auf der Erde auf. Nur ein kurzer Besuch in Manhattan. Eine Segeltour in the Red Sea. Noch eine Segeltour in the Black Sea. Sonst handelte es sich um fremde Welten.
    Das könnte ein Dutzend Psychologen für Jahre beschäftigen, dachte Winter. Aber uns nutzt das kaum. Ich kann mal die Jungs von Desdemona fragen, ob sich dies hier von der anderen Poesie des Genres unterscheidet.
    Er fand mehrere Verweise auf Wände, mehrere in jedem Song. Wall of Hate. Wall of Blood. Wall of Corpses. Wall of Horrors. Nach einer Weile ging einem das Bild auf die Nerven, nutzte sich ab, wie abblätternde Tapeten.
    Er nahm die Lesebrille ab und schaute durch die Gläser. Die Oberfläche schien von den Wörtern beschmutzt zu sein, überzogen von einer dünnen Schicht durchsichtigem Ruß.
    In der linken Innentasche seines Sakkos klingelte das Handy. Das Display zeigte die Nummer seiner Mutter in Nueva Andalucia an. Winter spürte einen Stich in der Brust.
    »Hallo, Mama.«
    »Hallo, Erik. Ich kann mich nicht dran gewöhnen, dass der Angerufene die Nummer sehen kann.« »Tja, die neue Technik... « »Wie geht es dir?«
    »Ich lebe nur von einem Tag auf den anderen, wie man so sagt. Aber es geht... ziemlich gut. Ich fahre fast jeden Tag zum Grab. Das ist ein Ausflug. Von da oben kann man das Meer sehen.«
    »Es ist eine schöne Grabstelle.«
    »Der Berg und das Meer sind so schön. Ich habe das Gefühl , es ist der richtige Ort für ihn.« »Ja.«
    »Und nun geht es auf Weihnachten zu. Der Weihnachtstrubel hat jetzt wohl richtig angefangen?«
    »Kann ich nicht sagen. Für mich jedenfalls nicht.«
    »Das verstehe ich. Wieder ein Mord. Das ist ja furchtbar. Und genau in dem Augenblick, als du von hier zurückgekommen bist.« Winter hörte eine Pause und vielleicht das Klirren von Eiswürfeln in einem Cocktailglas mit Tanqueray und Tonic. »Ich hab darüber in der Göteborg Posten gelesen. Wie furchtbar. Und nur wenige Türen von dir entfernt.«
    »Die Vasastan ist keine verbrechensfreie Zone, Mama.« »Ich hab sofort an Angela gedacht. Sie muss sich ja fragen, wo sie da hingeraten ist.« »Das fragt sie sich auch.« »Nein, das war dumm von mir. Wie geht es ihr?« »Gut.«
    »Hast du auch schon Bewegungen gefühlt?« »Ja.«
    »Wie war es? Erzähle!«
    »Es war... fantastisch. Ein besonderes Erlebnis.«
    »Ich erinnere mich, wie du... als ich...« Und Winter hörte, wie ihre Stimme brach, und dann das deutliche Klirren von Eiswürfeln im Telefonhörer. »Entschuldige, Erik. Ich musste daran denken, wie du...

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