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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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»Jimmo.«
    »Und wie ist er daran gekommen?«
    »Secondhand in Haga, glaub ich. Ich weiß nicht, welcher Laden es war. Er ka...«
    »Okay, darüber reden wir später. Jetzt wollen...«
    Winters Telefon auf dem Schreibtisch klingelte.
    »Unten wartet der Wagen«, sagte Ringmar.
    »Okay.« Winter sah Patrik an. »Ich möchte, dass du das jetzt untersuchen lässt. Damit ist nicht zu scherzen. Wir bringen dich ins Sahlgrenska, und hinterher reden wir weiter. Okay?«
    »Ich wei... «
    »Du brauchst nicht zu sagen, wer dich geschlagen hat. Ich möchte nur, dass du Hilfe bekommst.« Winter stand auf. »Du bist mein Mitarbeiter in diesem Fall, und da musst du in Topform sein. Okay?« Er streckte Patrik die Hand hin, wie um ihn zu stützen. »Okay?«
    »Okay.« Patrik stand auch auf.
    »Ich pass auf die CD auf«, sagte Winter und steckte sie in die Innentasche seines Sakkos. Sie war breit, italienisch. Die Italiener machten breite Innentaschen.
    Sie nahmen den Fahrstuhl nach unten. Es hatte wieder angefangen zu schneien. Sie standen vorm Eingang, und der Streifenwagen, der gewartet hatte, fuhr vor. Winter hob die Hand.
    »Hallo, Simon.«
    »Hallo, Erik.« »Lange nicht gesehen.« »Ja.«
    »Wie geht es in Lorensberg?«
    »Wie üblich. Wir bewachen dein Viertel.«
    »Ich glaub, ich hab dich diese Woche gesehen, in der Vasagatan.«
    »Das ist ja auch die üblichste Streifenrunde.«
    Winter beugte sich vor. Simons Kollege drehte die Seitenscheibe herunter. »Bartram.« Winter nickte.
    »Greger ist noch ziemlich neu in der Stadt«, sagte Simon.
    »Wir haben uns schon mal gesehen«, sagte Winter. »Sogar als du dabei warst.« Er sah Morelius an. »Ich möchte, dass ihr den Jungen in die Notaufnahme bringt.«
    »Bertil Ringmar hat's uns erzählt«, sagte Morelius. Er schaute Patrik an, der wieder aussah, als sei er auf der Flucht.
    »Hallo, Patrik.«
    »Kennt ihr euch?«, fragte Winter.
    »Wir sind nur flüchtige Bekannte«, sagte Bartram, der bisher geschwiegen hatte. »Aber wir haben ihn noch nie ohne Maria getroffen.« Er drehte sich schwerfällig auf dem Vordersitz um und sah zu Patrik auf. »Wo ist sie denn jetzt?«
    »Maria?«, sagte Winter.
    »Hannes Tochter. Von der Pastorin«, sagte Morelius. »Hanne Östergaard?« »Genau die.«
    »Können wir jetzt fahren?«, sagte Patrik. Winter nickte, ohne mehr zu fragen. Der Junge brauchte einen Arzt.
    Patrik setzte sich nach hinten, und das Auto fuhr an. Winter hatte seine Telefonnummer von zu Hause. Er versuchte sich kurz vorzustellen, wie es dort aussehen mochte. Zum ersten Mal seit langem dachte er an Hanne Östergaard, er fühlte die CD an einer Rippe drücken, und er dachte an die Musik.
    Patrik schloss die Augen. Es pochte in seiner Wange und dem Auge, mehr als vorher. Die Bullen sagten nichts. Draußen war es dunkler geworden, fast schwarz. Die beiden dort vorn wurden heller und dunkler, je nach Lichteinfall, heller, dunkler. Es sah aus, als würden sie einander schräg gegenübersitzen. Er sah nur ihre Hinterköpfe. Sie trugen keine Mützen. Vorm Schlosswald wurde es wieder heller. Er schloss die Augen, schaute wieder. Noch immer sah er die Profile da vorn, und auch jetzt sagte niemand etwas. Er schloss die Augen, guckte. Er war in dem Treppenhaus am Morgen. Er war hier. Im Treppenhaus. Hier. Seine Wange schmerzte. Er schwitzte, er hatte ein Gefühl, als würde er die Treppen hinauflaufen, Zeitungen schleppen. Blieb stehen, guckte. Jemand ging durch die Haustür, aus dem Licht in den Schatten. Das Profil.
    Morelius hielt vor der Notaufnahme und drehte sich um.
    »Okay, Patrik.«
    Der Junge schwieg. Keine Bewegung. Bartram drehte sich um.
    »Patrik?«
    »Er ist ohnmächtig geworden«, sagte Bartram.
    Winter hörte sich die CD auf seinem tragbaren Panasonic an, der unterm Fenster auf dem Fußboden stand. Das erste Lied, das zweite Lied, er wechselte vom Band zur CD und wieder zurück. Bis jetzt war es dasselbe. Er hörte sich alles an und verglich. Eine Herausforderung.
    Das Booklet war mehr ein Faltblatt als ein richtiges Heft. Das Cover war braun und schwarz, eine unbeholfene Zeichnung, die ein braunes Meer mit schwarzen Klippen und einen Horizont darstellte, der mit der Nacht verschmolz, der Himmel war schwarz, und kleine Sterne leuchteten. Am unteren Rand stand »Sacrament« in einer Art gotischer Schrift, die Winter von den Zeitschriften und Katalogen erkannte, die er durchgeblättert hatte.
    In der linken Ecke war ein Symbol, vielleicht eine Fledermaus in Silber oder

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