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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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ein prähistorischer Vogel.
    Vier Seiten Faltblatt, wenn man es aufschlug, sah man drei Männer abgebildet, die die Mitglieder der Band sein mochten. Oder irgendwelche Metallisten, die gerade zufällig vorbeigekommen waren, dachte Winter. Die drei Personen könnten Nordberg und Sverker und noch jemand von Desdemona sein: schwarze Shirts und Hosen, feuergelbe Muster, Nieten, die wie Sterne am schwarzen Himmel glänzten, schwarzes taillenlanges Haar, extrem blasse Gesichter. Aber hier kamen noch ein paar Attribute hinzu: nackte Baumstämme, Waffen wie Schwerter und Kriegskeulen.
    Er konnte nirgends eine Tochter entdecken, keinen Propheten. Keine Kreuze, falls nicht die Kriegskeule, die einer vor einem Baum in der Hand hielt, mit dem Baum zusammen ein Kreuz bilden sollte.
    Auf der letzten Seite war weißer Text auf schwarzem Grund. Viel Text, sehr klein und eng gesetzt. Als ob er so gedruckt worden wäre, damit man ihn nicht lesen kann, dachte Winter.
    Aber er würde ihn lesen. Er war mit seiner Lesebrille bereit, ein Zugeständnis des vergangenen Jahres ans Alter.
    Die CD war in The Machine Room, Edmonton, aufgenommen worden, im Winter 1995. Alle Songs waren von The Masters of Horrid Nuclear Hate Filled Blackness geschrieben.
    Er begann das Stück oben links zu lesen. Der erste Song. Der Erzähler ging durch einen Wald, es könnte der sein, der auf der zweiten Seite des Heftchens abgebildet war.
    Winter stellte wieder das erste Lied ein und versuchte dem Text zu folgen. Er hörte dasselbe, was er las. Blood trickles to the floor. This woman has broken a sacred bond. The black angel. This woman has deserted me and I must take revenge. Diese Frau hat mich verlassen und ich muss mich rächen. Der schwarze Engel. Diese Frau hat einen heiligen Eid gebrochen.
    Oder war es eine Vereinbarung?
    Winter stellte die Musik ab und las weiter. Er versank in einem Meer von Blut. Schwarze Milchstraßen voller Hass. Sterne, die in der Unterwelt explodierten und Dämonen schufen, die auf der Jagd nach Opfern durch entmilitarisierte Zonen wanderten. Vielleicht sollte es eine Art Humor sein, aber das war kaum denkbar nach allem, was in jenem Zimmer geschehen war.

30
    Es dämmerte wieder. Die Fassade auf der anderen Seite des Flusses leuchtete golden und rot in den Strahlen der Wintersonne. Die Sonne versinkt, wenn sie am schönsten scheint, dachte Winter und verließ das Zimmer. Er ging die leeren Treppen hinunter und durch die Korridore zum Fahndungsdezernat.
    Beier wartete hinter seinem Tisch. Er trug einen Schlips und ein weißes Hemd. In dieser Woche hatte er sich an den meisten Tagen sehr gepflegt gekleidet. Winter setzte sich.
    »Das Sperma ist von Valker«, sagte Beier.
    Winter nickte. Sie hatten Spuren von Sperma auf dem Sofa gefunden, auf dem das Paar gesessen hatte.
    »Aber nicht nur«, fügte Beier hinzu. »Es gibt Sperma von zwei oder drei weiteren Männern. Zweien, glaube ich.« Er klopfte auf eine Mappe, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Hier steht es. Einige Flecken von mehreren Gelegenheiten. Mindestens fünf Monate alt und jünger.« Er hob die dünne Mappe an und reichte sie Winter. »Aber das letzte Sperma ist von Valker.«
    »Kann es von diesem letzten Mal...?«
    »Ja.«
    »Und von niemand anders? Von diesem Mal?« »Nein.«
    »Es können mehrere Personen in der Wohnung gewesen sein«, sagte Winter. »An dem bewussten Tag.«
    »Selbstverständlich«, sagte Beier. »Wir haben mindestens zehn Fingerabdrücke von verschiedenen Menschen, von denen wir nichts im Register finden. Aber Fingerabdrücke in einer Wohnung oder einem Haus sind ja nichts Ungewöhnliches. Die Leute kommen und gehen.«
    »Aber nicht jeder hinterlässt Sperma.«
    »Genau.« Beier erhob sich, als der Kaffee kam. Er bot Winter immer einen an, wenn er ihn besuchte. Beier nahm der Sekretärin das Tablett ab, stellte es auf den Schreibtisch und reichte Winter eine Tasse.
    Winter überlegte kurz, wie Beier das Mädchen wohl dazu brachte, ihnen Kaffee zu servieren. Vielleicht hatten sie eine Abmachung, und beim nächsten Mal war Beier an der Reihe, ihr ein Tablett zu bringen. Beier gab Zucker und Milch in seinen Kaffee und sah auf. »Alle Ausscheidungen, die wir gefunden haben, befanden sich auf diesem Sofa. Oder direkt darum herum.«
    »Was bedeutet das?«
    »Was das bedeutet? Dass sich auf dem Sofa und direkt darum herum etwas abgespielt hat.«
    »Nichts von... Frauen?«
    »Doch.«
    »Von ihr... und zwei anderen?« Beier nickte.
    »Drei Männer und

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