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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Identitätstausch... ein Konflikt wird bloßgelegt, in dem es um den Willen zur Dominanz geht. Er will dominieren.«
    »Dominieren? Die Frau dominieren?«
    »Dominieren... das Symbol für seine Pein. Die Frau. Und gleichzeitig der Wunsch... ein anderer zu sein. Er möchte zwei verschiedene Personen sein und verwirklicht es äußerlich. Hinterher. Nach dem Mord selbst.«
    »Das Letzte versteh ich wohl nicht richtig.«
    »Er möchte als Mann dominieren, aber auch sich selbst verlassen, um ein anderer zu sein. Der Tausch der Köpfe oder Körper gestaltet diesen Wunsch.«
    »Wir reden hier also, jedenfalls in gewissen Teilen, von einer Racheaktion? Einer verdrehten Racheaktion? Betrogene Liebe? So einfach?«
    »Ich glaube, auf einer Ebene könnte es so gewesen sein.«
    »Und die Personen brauchen nicht die tatsächlichen Racheobjekte gewesen zu sein? Hassobjekte?« Die Personen auf den Bildern, dachte Winter.
    »Nein.«
    »Aber sie können an die richtigen erinnern? Also: Auf die eine oder andere Weise erinnern er oder sie oder beide an die wirklichen?«
    »So könnte es sein.«
    »Könnte der Mörder auch eine Person sein, die sich immer unterlegen gefühlt hat? Sexuell zum Beispiel. Die sich kastriert gefühlt hat, lächerlich gemacht... ohne dass sie direkt... tja, einer öffentlichen Demütigung ausgesetzt war?«
    »Gute Frage.«
    »Und?«
    »Es ist möglich.«
    »Das wiederum könnte bedeuten, dass wir die Antworten nicht in einem tatsächlichen Ereignis suchen müssen.«
    »Ja.«
    Winter merkte, wie durstig er geworden war. Er holte ein Glas Wasser, füllte auch Laredas nach, und setzte sich.
    Die getötete Frau war Louise. Wer war sie? War sie ein Teil seines Hintergrundes oder nur ein Symbol für jemanden? Wer war die richtige Frau? Gab es da draußen jemanden, der ihnen eine Antwort geben konnte? Der Kontakt mit dem Mörder gehabt hatte? Aber wenn es Louise war? Hatten sie nicht genügend in ihrer Vergangenheit gesucht? Natürlich nicht. Wie weit waren sie schon gekommen?
    Er würde selbst nach Kungsbacka fahren. Ihre Mutter wohnte noch dort. Sie hatte auf Fragen von Kollegen geantwortet, aber er hatte mehr Fragen.
    »Weiter«, sagte er.
    »Womit?«
    »Mit der Macht, der Dominanz. Mach da weiter.«
    »Ja... die Macht... das ist ein neues Wort. Aber okay, wenn wir es beherrschen nennen... Das, was ihm einmal widerfahren ist... die Erniedrigung... könnte dazu geführt haben, dass ein ganzes Leben aus der Suche nach dem verlorenen festen Boden unter den Füßen bestanden hat.«
    »Eine lebenslange Suche nach der Dominanz?«
    »Ja. Aber mehr oder weniger unbewusst. Wir haben ja schon über das Bewusste und das Unbewusste gesprochen.« Sie sah das Aufnahmegerät an, als erwarte sie von dort eine Bestätigung. »Vielleicht eine Suche nach einer Art Position.«
    »Position? Im Leben? In welchem Leben?«
    »In welchem Leben? Na ja... das Privatleben ist zerstört, glaube ich. Vielleicht ist es das immer gewesen. Hier muss es sich um einen Menschen ohne nennenswerte Kontakte handeln.
    Wenige Freunde.« »Lebt allein?«, fragte Winter.
    »Ja.« Sie sah das Aufnahmegerät noch einmal wie einen Stenografen an. »Vermutlich.« »Und das Berufsleben?«
    »Schwer zu sagen. Aber es ist nicht undenkbar, dass diese Person eine Art Beruf hat, der ein gewisses Maß an Dominanz mit sich bringt.«
    »Aber das könnte sich ja auf viele verschiedene Weise ausdrücken.«
    »Es muss sichtbar sein.« Sie sah Winter an, ohne Brille. »Ich glaube, darauf kommt es an.«
    »Sichtbar? Es muss also erkennbar sein, dass hier jemand kommt, der ein wenig mehr Macht hat als andere?«
    »Wenn man es so ausdrücken will. Man fällt auf in seiner Machtausübung.« Sie verstummte, dachte nach. »Wenn wir die Diskussion über das Sexuelle fortsetzen, kann man von >Verlängerung des Penis< sprechen.«
    »Im Gegensatz zur Kastration«, sagte Winter.
    »Ja. Aber immer noch... auf einer unbewussten Ebene. Ausgelöst wird der Mord jedoch durch die Fantasie, die zu stark wurde. Da gibt es keine Nebelvorhänge mehr.«
    »Aber was führt zu dem Mord selbst?«, fragte Winter. »Was führt zu dem Wunsch, sie zu töten?« »Das ist die zentrale Frage«, sagte Lareda Veitz.
    »Der Mörder ist in die Wohnung gekommen, und er muss eine Absicht gehabt haben, gerade diese Wohnung zu betreten, genau in diesem Moment und gerade Valkers Wohnung.«
    Winter stand auf. Er fühlte sich fiebrig im Gehirn, überhitzt von dem Druck seiner Gedanken. Er konzentrierte sich wieder,

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