Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Ringsherum begann wilde Magie zu tosen. Eine Art energetischer Ausläufer entwand Sivits Faust das Zepter. Das Eisen gloste schwarz, rot und weiß, zerschmolz und fiel als Schlacke zu Boden. Silbrige Gewalten wirbelten durch das Feuer; brennende Scheite flogen nach allen Seiten. Heftige energetische Ausbrüche knisterten wie umgekehrte Blitze aufwärts, bis der Himmel selbst aufzuschreien und von den Kristallwänden der Schlucht das Dröhnen himmlischer Glocken der Macht widerzuhallen schien. Unter Lindens Füßen dehnte sich das Gefüge des Untergrunds, als wolle die Erde bersten. Sie taumelte auf die Knie nieder.
    Die Steinhausener ergriffen die Flucht. Zwischen den Häusern erscholl furchtsames Geschrei. Wenige Augenblicke später befanden nur Linden, Croft, Hollian, Sivit und Covenant sich noch auf dem Dorfplatz. Croft und Hollian waren vor Entsetzen wie versteinert und vermochten sich nicht zu rühren. Sivit kauerte am Erdboden wie der allerletzte Feigling, die Arme über den Kopf geworfen.
    Schlagartig, als habe Covenant in seinem Geist eine Tür geschlossen, versiegte die wilde Magie. Er trat aus dem Niederflackern der Flammen; sein Ring verloderte und erlosch. Seine Knie begannen einzuknicken. Linden schwang sich auf die Füße, fing ihn auf, ehe er auf die Erde prallen konnte. Sie schlang die Arme um ihn und hielt ihn aufrecht.
    Da kam Sunder mit dem Beutel angerannt. »Flieht«, rief er im Laufen. »Eilt euch, ehe sie sich besinnen und sich an unsere Fersen heften!« An seinem linken Unterarm kennzeichnete noch Blut die Stelle eines frischen Schnitts. Im Vorbeihasten packte er Hollian am Arm, um sie mitzuzerren. Sie widersetzte sich; sie war vor Erschrecken zu benommen, um zu verstehen, was vorging. Sunder wandte sich ihr ruckartig zu. »Verlangt's dich nach den Tod?!« schäumte er ihr ins Gesicht.
    Seine Heftigkeit riß sie aus der Erstarrung. Mit einem Aufstöhnen gewann sie ihre Fassung zurück. »Nein ... Ich komme mit. Aber ... aber ich muß mein Lianar haben.« Sie wies auf den Stab in Crofts Händen.
    Sunder stapfte zu dem hünenhaften Steinhausener. Unwillkürlich umfaßte Croft den Stab fester. Indem er selbst aus Schmerz ächzte, gab Sunder ihm einen kurzen, wuchtigen Hieb in die Magengrube. Als der Hüne sich krümmte, zerrte Sunder ihm den Stab ohne viel Umstände aus der Hand. »Kommt!« schnauzte er Linden und Hollian zu. »Vorwärts!«
    Eine merkwürdig grimmige Befriedigung überkam Linden. Ihre ursprüngliche Einschätzung Covenants hatte sich bestätigt; endlich hatte er sich in bemerkenswertem Umfang stark gezeigt. Sie legte seinen rechten Arm über ihre Schultern und half ihm langsam aus dem Zentrum des Steinhausens. Sunder ergriff Hollians Handgelenk. Er eilte zwischen den Häusern so schnell voraus, wie Covenant mithalten konnte.
    Mittlerweile lag das Tal im Finstern; nur der aufgehende Mond und der Widerschein der im Erlöschen befindlichen Glutreste des Feuers längs der kristallenen Wände der Schlucht spendete eine gewisse Helligkeit. Der schwache Wind trug vom anderen Ufer des Mithil einen widerwärtigen Geruch nach Verrottung herüber, und die Fluten des Stroms sahen schwarz und irgendwie zähflüssig aus, als wären sie Salböl des Satans. Doch niemand zauderte. Hollian nahm ihre Rettung in stummem Unverständnis hin. Sie half Linden dabei, Covenant ans Wasser zu führen, ihn einigermaßen sicher auf dem Floß auszustrecken. Sunder schob das Gefährt in den Fluß hinaus, und sie trieben ihn hinab, an das Holz geklammert.

11
     

Die Schlechtigkeit des Schönen
     
     
    Es kam zu keiner Verfolgung. Covenants Macht hatte die Einwohner von Steinhausen Kristall zu stark eingeschüchtert; der Gefolgsmann hatte sowohl sein Zepter wie auch den Landläufer verloren; und der Strom floß schnell. Bald verzichtete Linden darauf, sich ständig umzublicken, unterließ es, auf Geräusche von Verfolgern zu achten. Statt dessen widmete sie ihre Aufmerksamkeit Covenant.
    Ihm war offenbar keinerlei Kraft verblieben; er tat nichts, um sich selber am Floß festzuhalten, versuchte nicht einmal den Kopf zu heben. Durch das Rauschen des Wassers konnte sie ihn nicht atmen hören, und sein Puls schien sich irgendwo außerhalb der Reichweite ihrer Wahrnehmung zurückgezogen zu haben. Im fahlen Mondschein sah sein Gesicht regelrecht schaurig gespenstisch aus. All ihre Sinne greinten Linden zu, daß er unter der Wirkung eines mehr seelischen Gifts litt.
    Sein Zustand ärgerte Linden. Sie hielt ihn,

Weitere Kostenlose Bücher