Das verwundete Land - Covenant 04
beantworten. So ist das Gesetz.«
»Wie bei der Beschwörung des toten Kevin, die das Gesetz des Todes gebrochen hat«, ergänzte Lena, »gereichen die Antworten der Toten dem Fragesteller zum Nachteil. Wir werden dir nicht mit Antworten Schaden zufügen, Geliebter.«
»Und du bedarfst keiner Antworten.« Schaumfolger lachte roh. »Du selbst genügst jeder Frage.«
Schaumfolger! Tränen brannten in Covenants Gesicht wie Blut. Er merkte, daß er auf den Knien lag, obwohl er sich nicht entsinnen konnte, niedergekniet zu sein.
»Genug«, summte der Forsthüter. »Es ist bereits zuviel für ihn.« Ebenso anmutig wie würdevoll kam er an Covenants Seite. »Thomas Covenant, ich werde das, wonach du suchst, nicht benennen. Aber ich werde dich dazu befähigen, es zu finden.« Er berührte Covenants Stirn mit dem Stab. Ein weißes Leuchten von Musik durchlief Covenants Bewußtsein. »Das Wissen ist in dir, wie wohl du's nicht ersiehst. Doch wenn die Zeit gekommen ist, wirst du die Mittel entdecken, um mein Geschenk zu erschließen.« Als die Musik in Covenant verklang, ließ sie nichts zurück als den vagen Eindruck eines Potentials.
Caer-Caveral trat beiseite; und lautlos näherte sich Hoch-Lord Mhoram. »Ur-Lord und Zweifler«, sagte er sanftmütig, »mein Geschenk an dich ist mein Ratschlag. Wenn du erkannt hast, wessen das Land bedarf, mußt du das Land verlassen, denn was du suchst, befindet sich nicht in ihm. Anders ist das eine Wort der Wahrheit nicht zu finden. Doch rate ich dir zur Vorsicht – laß dich von des Landes Notstand nicht täuschen. Was du suchst, ist nicht, was es zu sein scheint. Am Ende mußt du ins Land zurückkehren.«
Er wich in den Hintergrund, bevor Covenant ihn um nähere Erläuterungen bitten konnte. Elena trat an die Stelle des Hoch-Lords. »Geliebter«, sagte sie mit einem Lächeln tiefer Zuneigung, »mir ist's zugefallen, dir Schweres auszusprechen. Es ist wahrlich so, wie du befürchtet hast – das Land hat seine Fähigkeit verloren, dein Leiden zu heilen, denn viel großes Wohl ist vom Verächter zugrunde gerichtet worden. Deshalb schmerzt's mich, daß die Frau, die deine Begleiterin ist, das Herz nicht hatte, um dir zu folgen, denn du hast vieles zu erdulden. Doch sie muß zur rechten Zeit zu sich selbst finden. Behüte sie, Geliebter, auf daß sie zuletzt uns alle heilen mag.« Dann nahm ihre Stimme einen schärferen Tonfall an, wies einen Nachhall von jenem wütenden Haß auf, der Elena dazu getrieben hatte, das Gesetz des Todes zu brechen. »Und noch etwas sage ich zu dir. Wenn die Stunde da ist und du den Verächter zum Endkampf forderst, kannst du ihn unterm Donnerberg antreffen – im Kiril Threndor, wo er Wohnsitz genommen hat.«
Elena, stöhnte Covenant innerlich. Du hast mir noch immer nicht verziehen, und du weißt es nicht einmal.
Im nächsten Moment stand Bannor vor ihm. Das Haruchai -Gesicht des Bluthüters war gleichmütig und undurchschaubar. »Zweifler, ich habe kein Geschenk für dich«, sagte er ohne Betonung. »Aber ich sage dies zu dir: Erlöse mein Volk. Sein Schicksal ist ein Greuel. Und es wird dir nutzreich zu Diensten sein.«
Dann kam Schaumfolger nach vorn; und Covenant sah, der Riese war nicht allein. »Teurer Freund«, sagte Schaumfolger gutgelaunt, »bei mir liegt's, dir ein Geschenk von unschätzbarem Wert zu machen. Schau!« Er deutete auf seinen Begleiter, und Covenant sah sofort, daß diese Gestalt nicht zu den Toten zählte. Sie trug ein kurzes, graues Gewand, und vom Kopf bis zu den Füßen war ihre Haut so schwarz wie der nächtliche Himmel. Ihr Körper war von tadellosem Wuchs und stark; doch das Haar war schwarz, Zähne und Gaumen waren ebenfalls schwarz, ihre pupillenlosen Augen glichen tiefster Mitternacht. Ihre Haltung wirkte, als wüßte sie nicht um die Toten, den Forsthüter und Covenant. Die Augen blickten leer drein, betrachteten nichts. »Sein Name lautet Hohl«, sagte Schaumfolger. »In ihm siehst du den jüngsten Abkömmling der Urbösen.« Bei der Erinnerung an die Urbösen erschrak Covenant. »Er ist die Krönung all ihrer Geschlechterfolgen des Züchtens«, sprach Schaumfolger weiter. »Als dein Freund bitte ich dich: Nimm ihn mit als deinen Begleiter. Vergnügen wirst du nicht an ihm haben, dieweil er nicht redet, und er dient keinem als seinem eigenen Zweck. Dieser Zweck jedoch ist von machtvoller Natur und überaus wünschenswert. Seine Erzeuger waren allzeit lehrenkundig, wenngleich so mancher Pein unterworfen, und sobald's
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