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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Hügel hinab. Der Drang in ihm nahm mit jedem Schritt zu. Als er das andelainische Gebiet verließ, bewegte er sich im Laufschritt. Gleich darauf geriet das Feuer hinter einer Bodenerhebung außer Sicht. Aber er hatte sich die Richtung genau eingeprägt. Mit verbissenem Schnaufen und innerer Beflügelung durchquerte er das vom Sonnenübel verödete Terrain wie ein Mann, der bereitwillig seinem Untergang entgegeneilt. Gut zwei Kilometer lagen hinter ihm, ehe er den Feuerschein wieder sehen konnte. Das Feuer war jenseits einer anderen Anhöhe entzündet worden. Inzwischen war er jedoch nah genug, um zu erkennen, es handelte sich um ein großes Feuer. Als er die Anhöhe erklomm, entsann er sich der notwendigen Vorsicht und verlangsamte seine Schritte. Nachdem er das letzte Stück verstohlen und in geduckter Haltung zurückgelegt hatte, spähte er über die Hügelkuppe. Dort: das Feuer.
    Den Atem angehalten, betrachtete er die Gegend rings um die Flammen. Von der Höhe des Hügels aus fiel der Untergrund stark geneigt ab, bildete drunten eine ausgedehnte, geschwungene Fläche, um in hundert oder mehr Meter Entfernung wieder anzusteigen und in einen breiten Steilabbruch überzugehen. An einer Stelle grob gegenüber von Covenant verbanden sich die Beschaffenheit des Untergrunds und eine Aushöhlung des Steinabbruchs zu einer Senke, einer durch die Eingrenzung des höhergelegenen Geländes halb zerteilten Mulde. In dieser senkrechten Vertiefung brannte das Feuer. Die halbierte Mulde warf viel vom Feuerschein zurück, doch infolge des Abstands ließen sich vorerst wenig Einzelheiten erkennen. Nur mit Mühe vermochte Covenant zu unterscheiden, daß die Flammen aus einer langen, schmalen Anhäufung von Holz loderten. Die Anhäufung verlief ins Innere der Senke, und anscheinend war das Feuer an ihrem dem Steilabbruch abgewandten Ende entfacht worden, so daß sich die Flammen, indem immer mehr Holz Feuer fing, quer durch die Mulde fraßen. Die halbe Länge des langgestreckten Holzstapels war bereits von der Glut verzehrt worden.
    Die Umgebung ringsherum lag verlassen da. Covenant sah keine Spur von irgend jemandem, wer das Feuer auch entzündet haben mochte. Nichtsdestotrotz erweckte das Feuer den Eindruck, unverkennbar sorgsam vorbereitet worden zu sein. Vom gierigen Knistern der Flammen abgesehen, herrschte über den Ebenen unheimliche Stille.
    Im Augenwinkel bemerkte Covenant urplötzlich eine Gestalt. Er drehte den Kopf und sah Hohl neben sich stehen. Der Dämondim-Abkömmling machte keinerlei Anstalten, sich hinter der Hügelkuppe in Deckung zu halten. »Idiot!« fauchte Covenant wütend. »Versteck dich!« Hohl schenkte ihm keine Beachtung. Er beobachtete das Feuer mit dem gleichen blinden Blick und zweideutigen Lächeln, die er während der Durchquerung Andelains gezeigt hatte. Oder als er Einwohner von Holzheim Steinmacht tötete. Covenant packte ihn am Arm; aber Hohl ließ sich nicht vom Fleck bewegen. »Verfluchter Kerl«, knirschte Covenant durch die Zähne. »Irgendwann wirst du noch mein Tod sein.«
    Als er den Blick wieder hinüber zum Feuer lenkte, war es deutlich in die Richtung des Steilabbruchs weitergebrannt, und mehr Helligkeit erfüllte die Mulde. In plötzlichem Grausen sah Covenant, daß die Anhäufung von Holz in einem Scheiterhaufen endete, aus dem ein aufrechter Pfahl ragte, so groß und dick wie ein Mensch. Irgend jemand war an den Pfahl gebunden. Lebendig. Die nur unklar sichtbare Gestalt zappelte.
    Hölle und Verdammnis! Instinktiv erkannte Covenant, daß er es hier mit einer Falle zu tun hatte. Für einen Moment fühlte er sich wie gelähmt. Er konnte sich unmöglich einfach verdrücken, die an den Pfahl gebundene Person verbrennen lassen. Doch eigentlich durfte er sich ihr auf keinen Fall nähern. Irgendwelche scheußlichen Absichten verbargen sich hier, man trachtete mit aller Bosheit und Hinterlist danach, ihn anzulocken – oder jemand anderes, der sich auf so eine Weise anlocken ließ. Jemand anderes? Auf diese Frage gab es keine Antwort. Doch Covenant riß sich zusammen, bemühte sich darum, seinem wie gelähmten Verstand eine Entscheidung zu entringen, besann sich auf Mhorams Äußerung: Es ist ohne Nutzen, danach zu trachten, seinen Fallstricken auszuweichen ...
    Ruckartig richtete er sich auf. »Bleib hier«, flüsterte er Hohl zu. »Es hat keinen Zweck, uns beide in Schwierigkeiten zu bringen.« Damit eilte er den Hang hinunter und lief grimmig zum Feuer. Wie üblich folgte ihm Hohl.

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