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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Covenant konnte seinen Ärger über den Dämondim-Abkömmling kaum unterdrücken. Aber er blieb nicht stehen.
    Während er sich dem Steilabbruch näherte, begann das Feuer am Scheiterhaufen rings um den Pfahl zu züngeln. Er fing zu laufen an. Wenige Augenblicke später stand er in der Senke und starrte den Köder an, den die Falle enthielt. Die an den Pfahl gebundene Kreatur war ein Wegwahrer.
    Wie die Urbösen waren auch die Wegwahrer Nachfahren der Dämondim. Bis auf die graue Haut und kleinere Statur ähnelten sie den Urbösen sehr. Die haarlosen Gestalten hatten lange Rümpfe und kurze Gliedmaßen; die Arme und Beine stimmten in der Länge überein, so daß diese Wesen ebensogut auf allen vieren laufen wie sich des aufrechten Gangs bedienen konnten. Die spitzen Ohren saßen hoch an den kahlen Schädeln; die Münder glichen bloßen Schlitzen. Augen hatten sie keine; statt dessen vertrauten sie hauptsächlich auf den Geruchssinn. Inmitten ihrer Gesichter klafften weite Nasenlöcher. Erzeugt von den Dämondim, zeichneten auch die Wegwahrer sich durch Lehrenkundigkeit und Schläue aus. Doch im Gegensatz zu ihren schwarzen Verwandten, den Urbösen, hatten sie nach dem Ritual der Schändung mit Lord Foul gebrochen. Covenant hatte von den Wegwahrern als einer Rasse erzählen hören, die dem Lande nach ihren eigenen Maßstäben zu Diensten waren; doch seit seinem letzten Aufenthalt zu Schwelgenstein, als ein Wegwahrer aus Fouls Hort entwichen war, um die Lords vom ständigen Wachsen der Macht Lord Fouls zu benachrichtigen, hatte er keinen von ihnen mehr zu sehen bekommen.
    Das Wesen vor Covenant litt furchtbare Schmerzen. Die Haut war wund. Dunkles Blut rann aus Dutzenden von aufgeplatzten, von Peitschenhieben zurückgebliebenen Striemen. Ein Arm war in einem Winkel der Qual verkrümmt, und das linke Ohr war völlig abgerissen. Aber der Wegwahrer befand sich bei Bewußtsein. Seine Kopfbewegungen zeigten an, daß er Covenants Annäherung beobachtete; die Nasenflügel bebten. Als Covenant verharrte, um die Situation zu überdenken, streckte der Wegwahrer sich ihm entgegen, flehte um Rettung. »Keine Panik«, knurrte Covenant, obwohl er nicht wußte, ob die Kreatur ihn verstehen konnte. »Ich hole dich raus.« Außer sich vor Wut begann er das Holz zur Seite zu räumen, trat abgestorbene Äste und Strauchwerk aus dem Weg, während er zum Pfahl vordrang. Da jedoch bemerkte das Geschöpf anscheinend einen neuen Geruch. Vielleicht nahm es, mutmaßte Covenant, den Ehering wahr. Ihm war bekannt, daß Dämondim-Abkömmlinge diese Fähigkeit besaßen. Der Wegwahrer verfiel in regelrecht anfallartige Erregung, begann mit seiner heiseren, kehligen Stimme irgend etwas zu rufen. Drängen klang aus dem Tonfall. Covenant hatte keinerlei Kenntnisse dieser Sprache; doch er hörte ein Wort, dessen Klang ihm einen Schauder böser Ahnungen über den Rücken jagte. »Nekhrimah!« schrie der Wegwahrer wiederholt.
    Hölle und Verdammnis! Das Wesen versuchte, Hohl irgendeine Anweisung zu erteilen. Nichtsdestotrotz ließ Covenant sich nicht beirren. Die Verzweiflung des Geschöpfs wurde zu seiner eigenen. Er wuchtete Holz beiseite, machte sich den Weg frei. Am Pfahl angelangt, riß er sofort das Messer der Steinmeisterin aus dem Gürtel und begann die Ranken zu zerschneiden, mit denen man den Wegwahrer angebunden hatte. Im Handumdrehen hatte er den Wegwahrer befreit. Covenant half ihm dabei, aus dem Holz des Scheiterhaufens zu humpeln. Unverzüglich wandte sich die Kreatur an Hohl, gab einige längere Sätze von sich, die nach Gefluche klangen. Dann packte sie Covenant am Arm und zerrte ihn vom Feuer fort. Südwärts.
    »Nein.« Mit einiger Anstrengung entzog er seinen Arm dem Griff. Er versuchte zu erklären, was er vorhatte, obwohl der Wegwahrer ihn wahrscheinlich nicht verstehen konnte. »Ich gehe nach Norden. Nach Schwelgenstein.«
    Das Wesen äußerte einen dumpfen Aufschrei, als sei ihm die Bedeutung des Wortes Schwelgenstein nur zu gut bekannt. Mit einer Behendigkeit, als wäre es gar nicht verletzt, rannte es am Rand des Steilabbruchs entlang zur Mulde hinaus und war im nächsten Augenblick in der Dunkelheit verschwunden.
    Covenants Unruhe wuchs. Was hatte der Wegwahrer ihm mitzuteilen versucht? Er hatte ihm ein starkes Gefühl der Bedrohung vermittelt. Doch Covenant hegte nicht die Absicht, nur noch einen Schritt zu tun, der die Entfernung zwischen ihm und Linden weiter vergrößerte. Die einzige Alternative bestand in schnellster

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