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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Grund, mich darum zu sorgen, wie du diese Tatsache aufnimmst.«
    »Bei Gott!« brauste Covenant erbittert auf. »Du solltest dir Sorgen wegen der Haruchai machen! Weißt du nicht, mit was für Leuten du's zu tun hast?«
    »Ich habe für sie große Achtung übrig.« Die stumpfsinnige Ruhe des na-Mhoram blieb unverändert. »Ihr Blut ist kraftvoll und kostbar.«
    Covenant vermochte sich nur mit knapper Not davon abzuhalten, lauthals zu schreien: Sie waren meine Freunde! Was bei aller gottverdammten Hölle und Verdammnis glaubt ihr eigentlich, was ihr hier treibt?! »Halbhand, du weißt sehr wohl, daß unser Werk Blut erfordert«, sprach Gibbon in einem Tonfall weiter, als appelliere er an Einsicht und Vernunft. »Wenn das Sonnenübel stärker wird, muß auch das Bannfeuer, soll's ihm widerstehen, seine Macht erhöhen. Längst ist die Zeit vergangen, in der des Landes Bewohner allein unseren gesamten Bedarf decken konnten. Vor fünf Geschlechterfolgen, als na-Mhoram Offin die Sonnengefolgschaft führte, da stand er an der Schwelle zur Vernichtung unseres Traums. Er hatte die Grenze dessen erreicht, was das Land zu geben vermochte, und es war zuwenig. Ich will über das Maß seiner Verzweiflung schweigen. Es soll genug sein zu sagen, daß in jener Zeit – durch Zufall oder Gnade – die Haruchai uns zu Hilfe kamen.« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist wahr, die Art von Hilfe, die wir an ihnen fanden, stand nicht in ihrer Absicht. Um ihrer Sagen willen kamen fünf von ihnen aus dem Westlandgebirge, suchten den Großrat. Aber Offin versäumte diese Gelegenheit nicht. Er nahm die fünf gefangen. Nachdem einige Zeit verstrichen war, kamen abermals fünf, um nach ihren Vorgängern zu forschen. Auch sie nahm man gefangen. Sie waren harte, wilde Menschen, aber die Macht des Bannfeuers meisterte sie. Und später kamen weitere Haruchai , um die Verschollenen zu suchen. Anfangs zu fünfen, dann zu zehnen, danach zu zwanzig, in größeren Abständen. Sie sind ein starrsinniges Volk, und eine um die andere Geschlechterfolge gaben sie nicht auf.« Covenant sah ein Glitzern der Belustigung in Gibbons roten Augen. »Während ihre Zahl wuchs, geschah das gleiche mit unserem Bannfeuer. Nicht einer von ihnen vermochte zu bestehen oder zu entfliehen. Ihr letztes Aufgebot umfaßte fünfmal zwanzig Mann. Für ihre Verhältnisse eine beachtliche Heerschar.« Gibbons Unverblümtheit klang nach der Gemütsruhe eines reinen Herzens. »Dreimal zwanzig und sieben sind noch vorhanden.«
    Ein Greuel. Der Bericht des na-Mhoram erfüllte Covenant mit Lust nach Gewalt. Er vermochte seine Wut kaum zu bändigen. »Soll mich das davon überzeugen«, meinte er, »daß du mein Freund bist?«
    »In dieser Hinsicht trachte ich nicht danach, dich zu überzeugen«, antwortete Gibbon. »Mir liegt allein daran, dir zu erklären und begreiflich zu machen, weshalb's mein Wille war, dir dies Wissen vorzuenthalten – und warum Swarte dich, als du den Haruchai erblicktest, niedergeschlagen hat. Du mußt das Ausmaß unserer Hingabe an unser Werk verstehen. Wir betrachten ein Leben – oder etliche Zwanzig oder auch Abertausende von Leben – als unvergleichlich unwichtig neben dem Leben des Landes. Das Sonnenübel ist ein gewaltiges Unheil, und infolgedessen sind gewaltige Opfer vonnöten, um es zu bekämpfen. Auch möchte ich, daß du einsiehst, deine Hilfe – und die Dienste deines weißen Rings – verheißt ja die Rettung des Landes und damit von vielmal so vielen Leben. Bereitet dir unser Blutvergießen Kummer? Dann hilf uns, auf daß die Notwendigkeit der Blutopfer ein Ende nimmt. Auf keine andere Weise vermagst du dem Lande zu dienen.«
    Covenant hielt Gibbons Blick erbittert stand. »Ich habe den echten Mhoram gekannt«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Als ich das letzte Mal hier war, mußte ich ihn vor die Wahl zwischen der Hoffnung für das Land und dem Leben eines kleinen Mädchens stellen. Er hat sich für das Mädchen entschieden.« Keine Worte konnten all die Galligkeit in seinem Mund ausdrücken. »Ihr seid schlimmer als das Sonnenübel.«
    Er rechnete mit einem Widerspruch des na-Mhoram; aber Gibbon blinzelte lediglich. »Also ist's wahr«, vergewisserte er sich dann, »daß du der Zweifler bist?«
    »Ja!« schnauzte Covenant und gab alle Ausflüchte und Absicherung auf. »Und ich werde nicht dulden, daß ihr an den Haruchai Völkermord begeht!«
    »Ach«, seufzte Gibbon und erhob sich, »ich hab's befürchtet, daß es so kommen

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