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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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herausgehauenen Gang. Dann machte der Gang eine scharfe Biegung und mündete in ein große Höhle, in der zahlreiche Fackeln brannten. Die Luft war trüb vom Rauch.
    Erschrocken erkannte Covenant, daß es sich bei dieser Räumlichkeit um einen Kerker handelte. An beiden Wänden verliefen Reihen verriegelter eiserner Türen. Jede hatte ein kleines, mit dicken Eisenstäben vergittertes Fenster. Eine halbe Tausendschaft Menschen konnte hier eingesperrt sein, ohne daß jemand, dem es an Hohls Instinkten oder Kenntnissen fehlte, sie je gefunden hätte. Während Covenant um sich starrte, gewann die Bedeutung des Ärgers, den die Gefolgsleute gezeigt hatten, in ihm an Klarheit. Gibbon hat nicht gewollt, daß er von diesem Kerker erfuhr. Wie viele andere Geheimnisse gab es noch in Schwelgenstein?
    Der Gefolgsmann eilte zu einer Tür und schob die Riegel beiseite. Dahinter lag eine Zelle, die kaum geräumig genug war für die darin befindliche, mit Stroh gepolsterte Pritsche. Unter Verwendung ihrer Rukh drängten Akkasri und die andere Gefolgsfrau Hohl hinein. Unter der Tür drehte er sich um. Die Gefolgschaftsmitglieder hielten ihn mit der Glut ihrer Rukh in Schach; aber er unternahm nichts gegen sie. Sein Blick ruhte auf Covenant. Sein schwarzes Gesicht trug einen Ausdruck des Bittens. Verständnislos erwiderte Covenant den Blick. Hohl? dachte er. Ein Geschenk von unschätzbarem Wert , hatte Schaumfolger gesagt. Er dient keinem als seinem eigenen Zweck. Dann war es zu spät. Die Tür fiel mit einem Krachen hinter Hohl zu. Der Gefolgsmann schob die Riegel vor. Was verlangst du von mir? begehrte Covenant bei sich sinnlos auf.
    Im nächsten Moment zwängte sich durch das Gitterfenster einer nahen Zelle ein brauner Arm. Finger tasteten in der Luft umher, strebten verzweifelt nach Freiheit. Diese Gebärde brachte Covenant in Fahrt. Sie war etwas, das er verstand. Er sprang zu der anderen Tür. Ein Gefolgschaftsmitglied rief ihm etwas zu, um ihn aufzuhalten. Covenant scherte sich nicht darum. Als er die Tür erreichte, wich der Arm ins Innere der Zelle zurück. Statt dessen preßte sich ein Gesicht ans Gitter. Augen voller unerschütterlichem Gleichmut sahen Covenant an. Vor Entsetzen geriet er beinahe aus dem Gleichgewicht. Der Gefangene war ein Haruchai – ein Angehöriger von Bannors Volk, dessen Heimat in der Weite des Westlandgebirges lag. Es war unmöglich, die charakteristische, ernste Miene dieses Menschen jenes Volksstammes zu verkennen, aus dem die Bluthüterschaft zusammengesetzt gewesen war, die Ähnlichkeit mit Bannor zu übersehen, der ihm so oft das Leben gerettet hatte.
    Erlöse mein Volk , hatte in Andelain Bannors Schatten gefordert. Sein Schicksal ist ein Greuel.
    »Ur-Lord Thomas Covenant, Zweifler und Träger des Weißgoldes«, sagte der Haruchai , indem er den klanglichen Zungenschlag seiner Muttersprache unterdrückte, »dir entbiete ich meinen Gruß. Man gedenkt deiner unter den Haruchai . Ich bin Brinn. Wirst du uns befreien?«
    Da traf glühendes Eisen Covenants Hinterkopf, und wie ein Krüppel torkelte er in eine Finsternis.
     
    Covenants Besinnungslosigkeit glich einer Marter, und er konnte nichts tun, um sie zu lindern. Für eine Zeitspanne, die ihn quälte wie ein spastischer Anfall, blieb er gehörlos und blind. Doch nach und nach verwandelte sich die Dunkelheit in Regen. Ströme von Regen brachen herab, gedämpft durch Granit, rauschten in Sturzbächen über Zinnen und Dachkanten, klatschten gegen Erker. Das anhaltende Geräusch brachte ihn wieder zu sich. Er spürte den Stoff von Decken auf der Haut, bemerkte die Gefühllosigkeit seiner Finger und Füße, fühlte die Taubheit von Verlust. Sobald er sich der Lepra entsann, erinnerte er sich an alles, mit einer Deutlichkeit, die ihn das Gesicht ins Bett drücken, die Hände in die unter ihm ausgebreiteten Decken krallen ließ. Hohl. Die Haruchai . Den Gewaltakt der Gefolgschaftsmitglieder. Die Geheimtür, die zur Geheimen Kammer und in den Kerker führte. Die gleiche Art von Geheimtür, wie sie der Verächter damals in Fouls Hort gehabt hatte. Wieso gab es in Schwelgenstein eine derartige Tür?
    Ein Schaudern durchfuhr ihn. Er wälzte sich herum, ächzte bei jeder Regung. Sein Nacken war steif und schmerzte. Aber die Knochen waren heil, und die Beeinträchtigung seiner Muskeln machte nicht den Eindruck, als wäre sie dauerhaft. Als er die Augen öffnete, sah er Gibbon neben dem Bett sitzen. Das schöngeistige Gesicht des na-Mhoram war zu einem

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