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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Ausdruck von Sorge verzogen; in seinen roten Augen jedoch stand nichts als Drohung.
    Ein rascher Blick rundum verriet Covenant, daß er sich im Schlafzimmer der ihm zugewiesenen Gemächer befand. Er versuchte sich aufzusetzen. Scharfer Schmerz stach durch seinen Rücken und die Schultern; doch der Wechsel der Körperhaltung erlaubte es ihm, seiner rechten Hand einen Blick zu widmen. Der Ring war noch da. Was die Sonnengefolgschaft auch im Sinn haben mochte, offenbar hatte sie nicht die Absicht, das Weißgold in ihren Besitz zu bringen. Das gab ihm eine gewisse Fassung zurück. Er schaute erneut den na-Mhoram an und beschloß, die Frage der Geheimtür nicht anzusprechen. Er hatte ohnehin genug Gefahren im Augenmerk zu behalten.
    »Ohne Zweifel bereitet dein Nacken dir Schmerzen«, sagte Gibbon im Ton makelloser Umgänglichkeit. »Sie werden vergehen. Swarte hat zuviel Kraft aufgeboten. Ich habe ihr eine Rüge erteilt.«
    »Wie ...?« Die Pein würgte ihm die Stimme ab. Er brachte kaum ein heiseres Flüstern heraus. »Wie lange war ich bewußtlos?«
    »Es ist nun Mittag des zweiten Regentages.«
    Verdammnis , stöhnte Covenant insgeheim. Wenigstens einen ganzen Tag. Er versuchte zu schätzen, wieviel Menschen die Sonnengefolgschaft während dieser Zeit getötet haben mochte, konnte es jedoch nicht. Vielleicht hatte man Brinn umgebracht ... Er riß sich von diesen Gedanken los. »Akkasri«, röchelte er, sprach den Namen wie eine Anklage aus.
    Gelassen nickte Gibbon. »Na-Mhoram-In Akkasri.«
    »Du hast mich belogen.«
    Anscheinend stand die Selbstgefälligkeit des na-Mhoram weit über allen Vorwürfen. »Mag sein. Dennoch habe ich keine arglistigen Absichten verfolgt. Du bist voller Feindseligkeit und Mißtrauen nach Schwelgenstein gekommen. Ich war darauf bedacht, deinen Argwohn zu zerstreuen, zur gleichen Zeit aber für den Fall, daß du Schlechtes anstreben solltest, Vorsicht walten zu lassen. Deshalb habe ich dir gesagt, Akkasri sei eine na-Mhoram-Cro. Ich hegte den Wunsch, dein Vertrauen zu gewinnen. So betrachtet, habe ich mich keines Falschs befleißigt. Als na-Mhoram-Cro vermochte Akkasri dir zahlreiche Fragen zu beantworten, ohne daß du in ihrer Gegenwart den Anschein einer Gefahr sehen mußtest. Zu dieser Überlegung hat mich das Verhalten bewogen, welches du gegenüber na-Mhoram-In Memla gezeigt hast. Ich bedaure, daß mein Zweck verfehlt worden ist.«
    Diese Erklärung klang plausibel; doch Covenant verwarf sie mit einem Kopfschütteln. Augenblicklich veranlaßte ihn ein heftiger Schmerz zum Schneiden einer Grimasse. Er massierte sich den Nacken, murmelte dabei übellaunig vor sich hin. Dann wechselte er das Thema, in der Hoffnung, Gibbon aus der Reserve locken zu können. »Was zum Teufel macht der Haruchai in deinem gottverdammten Kerker?«
    Aber der na-Mhoram wirkte immun gegen jegliches Unbehagen. »Ich wollte dir die Kenntnis davon vorenthalten«, sagte er und verschränkte die Arme. »Du glaubst bereits hinlänglich Anlaß zum Argwohn zu haben. Ich wünschte, dir keine weiteren Vorwände für dein Mißtrauen zu geben, bis du über die einzigartige Bedeutung und Wichtigkeit unseres Wirkens volle Klarheit erlangt hast.« Unvermittelt lenkte Gibbon die Unterhaltung in eine andere Richtung. »Halbhand, hat der Haruchai dich fürwahr recht benannt? Bist du in der Tat Ur-Lord Thomas Covenant, Zweifler und Träger des Weißgoldes?«
    »Was würde das für einen Unterschied ausmachen?« brummte Covenant.
    »Dieser Name wird in den alten Sagen oft erwähnt. Nach dem Ersten Verräter soll Thomas Covenant der größte aller Diener a-Jeroths gewesen sein.«
    »Das ist ja lächerlich.« Diese neue Entstellung der Geschichte des Landes verdroß Covenant. Aber er entschied sich dafür, Gibbon nicht in die Falle zu gehen. »Wie könnte ich Thomas Covenant sein? Wo ich herkomme, ist das ein häufiger Name. Genauso häufig wie Ringe aus Weißgold.«
    Gibbons rötlicher Blick musterte ihn eindringlich; doch Covenant zuckte nicht mit den Wimpern. Lüge gegen Lüge , sagte er sich schadenfroh. »Du siehst wahrlich nicht so aus, als besäßest du ein solches Alter«, gab der na-Mhoram schließlich zu. »Aber wir sprachen«, ergänzte er, »von dem Haruchai . Halbhand, wir haben nicht nur einen Haruchai in unserem Gewahrsam. Es sind dreimal zwanzig und sieben.« Drei ...! Covenant konnte das Entsetzen, das er empfand, nicht aus seinem Mienenspiel fernhalten. »Da.« Gibbon machte eine Geste in seine Richtung. »Ich hatte

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