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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Haruchai glichen Totenmasken. Linden mußte jeden Moment, so hatte es den Anschein, in Panik verfallen.
    Allmählich und mit spürbarer Gehässigkeit begann die Atmosphäre zum erneut angestimmten Geheul des Lauerers wieder zu schwitzen. Das Heulen schwoll an, als stiege in Covenants Kehle Wasser empor, steigerte sich langsam in Lautstärke und Schrillheit. Die Skest wimmelten in unüberschaubaren Massen durch das schwüle Tönen des anhaltenden Schreis. Schweiß kribbelte wie Ameisen auf Covenants Haut. In ihm pulste das Gift wie ein Fieber.
    Ankertau Seeträumer preßte die Hände auf die Ohren, senkte sie jedoch wieder, sobald er bemerkte, daß er sein Gehör dem Heulen nicht verschließen konnte. Ein stummes Aufknurren entblößte seine Zähne. Durchaus bedächtig, als sähen sie keinen Grund zur Hast, packten die Haruchai die wenigen noch verbliebenen Bündel Brennholz aus. Sie teilten jedem ihresgleichen einige Stücke zu und boten den Rest den Riesen an. Seeträumer betrachtete das Holz begriffsstutzig; Pechnase hingegen nahm ein paar Knüttel und gab, was übrig war, an Blankehans weiter. In den Fäusten der Riesen glichen die Holzstücke lediglich Zweigen.
    Linden bewegte den Mund, als wimmere sie, aber das Jaulen und Johlen des Lauerers übertönte alle derartigen Laute. Die Skest , grün wie die Verderbnis, schoben sich heran. »Müssen wir das erdulden?« meinte Brinn, indem er dem schweißigen Glitzern der Atemnot auf seinem Gesicht trotzte. »Laßt uns wider diese Skest vorgehen.«
    Die Erste schaute ihn an, blickte sich dann um. Nachgerade blitzartig zog sie den Pallasch, dessen Klinge sich, als sie ihn um ihren Kopf wirbelte, mit eigenen Schwingungen dem Geheul zu widersetzen schien. »Stein und See!« keuchte die Erste einen seltsamen Schlachtruf.
    Und Covenant, der Riesen gekannt hatte, antwortete ihr.
     
    »Stein und See sind tief im Leben,
    Sind die Wahrzeichen der Welt ...«
     
    Er zwang die Worte durch sein Erstickungs- und Schwindelgefühl über die Lippen, so wie er sie von Schaumfolger gelernt hatte.
     
    »Dauerhaft verharrend, dauerhaft sich regend,
    Teilhaber der Kraft, die ewig währt.«
     
    Obwohl ihm war, als müsse die Anstrengung ihm die Augäpfel zum Bersten bringen, sprach er so laut, daß die Erste ihn hören und verstehen konnte. Ihre Augen maßen ihn aus schmalen Lidern. »Du hast in der Tat Riesen gekannt«, stieß sie heiser hervor. Das Heulen schien ihr die Kehle zu verstopfen. »Ich nenne dich Riesenfreund. Wir sind Gefährten auf Gedeih und Verderb.«
    Riesenfreund! Der Name verschlug Covenant nahezu vollends den Atem. Die Wasserkanter Riesen hatten diesen Titel Damelon gegeben, Loriks Vater. Damelon, der ihren Untergang vorausgesagt hatte. Doch Covenant fand keine Zeit, um Einspruch zu erheben. Die Skest waren da. Er erlitt einen Hustenanfall. Smaragdgrünes Schillern machte ihn benommen, während er nach Luft schnappte. Das Geheul schien sich bis ins Mark seiner Knochen zu fressen. Sein Verstand begann zu trudeln. Riesenfreund, Damelon, Kevin. In seinem Kopf drehte sich ein Karussell von Namen. Linden-Marid-Gift. Gift-Gift-Gift.
    Knüppel in Bereitschaft, traten Brinn und Ceer am Ufer des Sees entlang den Skest entgegen. Die anderen Haruchai geleiteten die Gefährten in dieselbe Richtung. Der Schweiß, der Pechnase in die Augen rann, ließ ihn blinzeln und zwinkern wie ein Verrückter. Die Erste packte ihr breites Schwert mit beiden Fäusten.
    In seinem Schwindelgefühl ganz und gar handlungsunfähig, schloß sich Covenant nur an, weil Hergrom ihn vorwärts drängte. Marid. Fänge. Leprotiker-Aussätziger-Unrein. Sie befanden sich nahe bei den leuchtenden Kindsgestalten. Zu nah.
    Plötzlich stürmte Seeträumer wie ein Berserker an Brinn vorbei und stürzte sich auf die Skest . »Riese!« krächzte Brinn und sprang ihm nach. Mit wuchtig-schwerem Fuß trat Seeträumer auf eines der Wesen. Es platzte, verspritzte Säure und Glut. Seeträumer taumelte, als Schmerz sein Bein emporschoß. Seine Kiefer klafften, aber kein Laut drang aus seiner Kehle. In unvermitteltem Geistesblitz begriff Covenant, der Riese war stumm. Nun drohte Seeträumer zum allgemeinen Entsetzen mitten zwischen die Skest zu fallen. Die Stimme des Lauerers gurgelte und zischelte wie gieriger Treibsand.
    Brinn ließ seine Hölzer fallen und ergriff Seeträumers Handgelenk. Indem er mit aller Kraft das Körpergewicht des Riesen rückwärts zerrte, riß er Seeträumer aus der Richtung der Kreaturen. Im

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