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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Aufbegehren seines Herzens – mit allem, was er vom Krill wußte, mit wilder Magie, Zorn und Gift – hieb er die Klinge in den Fangarm des Lauerers. Die heiße Schneide schnitt in das Fleisch, durchtrennte den Fangarm, als bestünde er nur aus Flüssigkeit. Im selben Moment begann die Tiefe des Sees insgesamt zu lodern. Das Wasser lohte und gloste; weiße Entladungen durchfuhren die Fluten wie Schreie. In diesem Gleißen glich der Lauerer bloß noch Zunder. Plötzlich war sein Arm fort, seine Gegenwart als Ganzes nicht länger vorhanden.
    Obwohl Covenants Fäuste noch immer den Krill hielten, konnte er nichts mehr sehen. Die Pein des Lauerers hatte ihn geblendet. Allein schwamm Covenant in Tiefen, die so finster waren, daß es darin niemals irgendwelches Licht gegeben haben konnte.
    Er lechzte nach Luft.

25
     

»Im Namen des Reinen«
     
     
    Ebenso kläglich wie verbissen verschloß Covenant dem Wasser die Zähne und begann sich nach oben zu kämpfen. Er fühlte sich versengt von den Kräften, die im See getobt hatten, selbst dagegen völlig entkräftet, und ihm war, als könne er sich nicht im mindesten durch die schale Tiefe aufwärts bewegen. Seine Gliedmaßen waren vom Sauerstoffmangel wie abgestorben. Er hatte keine Aussicht mehr außer der letzten Konvulsion seiner Lungen, die ihm den Mund aufreißen würde – keine außer dem Tod und die Erinnerung an Linden, wie sie mit gebrochenem Fußknöchel zu schreien versuchte. In stummer Weigerung ruderte er weiter mit Armen und Beinen, als flehe er den Himmel um ein baldiges Erreichen der Oberfläche an.
    Da plötzlich packte ihn aus der Dunkelheit eine Hand, drehte ihn. Rauhe Handflächen umfaßten sein Gesicht. Ein Mund preßte sich auf seine Lippen. Die Hände zwangen seine Kiefer auseinander; der Mund hauchte ihm Atem ein. Diese karge Zufuhr von Luft hielt ihn am Leben. Die Hände zogen ihn aufwärts. Endlich durchbrach er den Wasserspiegel, fing schlagartig an zu japsen. Arme umfaßten ihn, während er mit Gekeuche um Luft rang. Eine ungewisse Zeitspanne verstrich, in der ihm die Besinnung mehrmals schwand und wiederkehrte, zurückgeholt durch sein hartnäckiges Herz. »Brinn?« vernahm er wie von fern eine bange Stimme – Hollians Stimme? »Brinn?«
    Brinn antwortete irgendwo hinter Covenants Kopf. »Der Ur-Lord lebt.«
    »Gepriesen seien die Haruchai «, sagte eine andere Stimme. Sie klang, als gehöre sie der Ersten der Sucher. »Gewißlich stand euer Name bei den Riesen, die euer Volk gekannt hat, in hohen Ehren.«
    »Deshalb hat das Wasser so mörderisch ausgesehen«, hörte Covenant danach Linden äußern, als spräche sie vom Grund eines Teichs der Qual herauf. »Der Lauerer ist darin gewesen.« Sie zwängte die Worte in abgehackten Schwallen durch die Zähne, versuchte mit ihrem Klang angestrengt den Schmerz zu unterdrücken. »Jetzt ist er fort.« In der Stille jenseits ihrer Stimme schrie sie.
    Fort. Allmählich wich die heiße Stickigkeit des Luftmangels aus Covenants Wahrnehmung. Der Lauerer war fort, hatte sich zurückgezogen, war aber bestimmt nicht tot; nein, das war unmöglich; es war ausgeschlossen, daß er ein Lebewesen getötet hatte, das so groß war wie die Sarangrave. Im See leuchtete keinerlei Licht mehr. Die Feuer, die durch das Vergießen von Skest -Säure aufgeflammt waren, hatten keine weitere Nahrung gefunden und waren daher inzwischen erloschen. Nacht lag über der Sarangrave-Senke. Aber irgendwie hatte Covenant nach wie vor den Krill in der Hand. Dessen Helligkeitsschein erlaubte es ihm, etwas zu sehen.
    Es stand außer Frage, daß der Lauerer noch lebte. Während Brinn mit Covenant ans Ufer schwamm und ihm aufs Trockene half, merkte Covenant, daß die Atmosphäre noch viel zu dick war, um sich wieder einigermaßen wohl fühlen zu können. In der Ferne hörte er das Geschöpf im Schmerz winseln; leise Schluchzer schienen die Luft zu durchglucksen, als schwelgten Dämonen in Selbstmitleid. An beiden Seiten sah Covenant schwach die Skest schimmern. Sie waren auf Abstand gegangen; aber sie hatten die für den Lauerer bestimmte Beute keineswegs aufgegeben. Covenant hatte das Wesen lediglich verletzt. Nun würde es nicht mehr damit zufrieden sein, zu futtern zu bekommen. Ohne Zweifel sann es jetzt auf Rache.
    Jemand entzündete eine Fackel. Im unerwarteten Fackelschein sah er Hergrom und Ceer mit stapelweise Holz, das sie anscheinend von den Bäumen längs des Abhangs gebrochen hatten, bei Blankehans stehen. Blankehans hielt einen

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