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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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eiserner Schild. In einer Scheide an ihrer Hüfte stak ein Pallasch, der fast so lang war wie Covenant groß. Blankehans begegnete ihr mit Respekt. Er nannte ihr die Namen, die ihm die Gefährten verraten hatten. »Sie ist die Erste der Sucher«, erklärte er ihnen anschließend. »Ich stehe ihr zu Diensten.«
    Der dritte Riese hatte keinen Bart. Eine alte Narbe, anscheinend von einem Schwertstreich, verlief unter seinen Augen quer über die Nase. In seinem Äußeren und seinem Auftreten war er Blankehans ziemlich ähnlich. Sein Name lautete Ankertau Seeträumer. Wie Blankehans war er unbewaffnet und führte lediglich eine beachtliche Last an Vorrat mit.
    Die vierte Gestalt jedoch ragte um kaum mehr als eine Armlänge über Covenant auf. Sie war offensichtlich verkrüppelt. In der Mitte des Rückens verkrümmte sich der Oberkörper nach vorn, als wäre das Rückgrat abgeknickt, und machte eine aufrechte Haltung unmöglich. Die Gliedmaßen dieses Riesen waren in geradezu groteskem Maße bepackt mit Muskeln; sie glichen dicken, knotigen, von Schlingpflanzen eingeschnürten Ästen. Und auch seine Miene war grotesk; Augen und Nase waren mißgebildet, der Mund saß schief. Das kurze Haar auf seinem bartlosen Schädel stand senkrecht wie im Schock. Aber er grinste, und sein Blick wirkte freundlich und gutmütig; seine Häßlichkeit trug das Antlitz einer immensen Wohlgelauntheit. Blankehans stellte den deformierten Riesen vor. »Pechnase.«
    Pechnase? fragte sich Covenant in seinem alten Mitgefühl für alle Benachteiligten und Verkrüppelten. Hat er nicht einmal zwei Namen?
    »Pechnase, fürwahr«, bekräftigte der zu kleine Riese, als könne er Covenant ins Herz schauen. Sein leises Lachen klang wie das Gluckern einer klaren Quelle. »Zuhauf hat man mir andere Namen vorgeschlagen, doch keiner gefiel mir nur halb so sehr.« In seinen Augen funkelte insgeheime Belustigung. »Denkt drüber nach, und ihr werdet's verstehen.«
    »Wir verstehen's.« Die Erste der Sucher sprach wie gehärtetes Eisen. »Im Augenblick jedoch gilt's Flucht oder Kampf.«
    Covenant drohte von Fragen überzuquellen. Er wollte wissen, woher diese Riesen kamen, warum sie sich hier aufhielten. Aber der Tonfall der Ersten erinnerte ihn an die Gefahr. In der Ferne sah er grüne Leuchterscheinungen huschen, sich weithin zur Einkreisung aufreihen.
    »Der Sinn einer Flucht unterliegt Zweifeln«, sagte Brinn leidenschaftslos. »Die Wesen, die uns verfolgen, sind überaus zahlreich.«
    »Die Skest , ja«, grollte Blankehans' Stimme. »Sie sind drauf aus, uns vor sich herzutreiben wie Vieh.«
    »Dann müssen wir uns zur Verteidigung einrichten«, sagte die Erste.
    »Einen Moment mal!« Covenant suchte seine verworrenen Gedanken zu ordnen. »Diese Skest . Ihr kennt sie. Was wißt ihr über sie?«
    Blankehans sah die Erste an, dann zuckte er mit den Schultern. »Wissen ist ein heikel Ding. Wir wissen nichts von diesem Landstrich und seinen Lebewesen. Doch wir haben die Worte dieser Wesen belauscht. Sie selbst nennen sich Skest . Ihre Aufgabe ist's, Opfer für ein anderes Wesen zu besorgen, das sie verehren. Selbiges Wesen nennen sie bei keinem Namen.«
    »Uns ist's bekannt ...« – Brinns Ton deutete Abneigung an – »als der Lauerer der Sarangrave-Senke.«
    »Es ist die Sarangrave.« Lindens Stimme klang rauh und nach Zerrüttung. Tagelanges innerliches Ausgeliefertsein hatte sie anfällig und wehrlos gemacht. »Diese ganze Gegend ist irgendwie lebendig.«
    »Aber wie könnt ihr das wissen?« wollte Covenant von Blankehans erfahren. »Wieso versteht ihr ihre Sprache?«
    »Auch das hat mit Wissen nichts zu schaffen«, erwiderte Blankehans. »Wir besitzen, was Sprachen anbetrifft, eine gewisse Begabung, um die wir ausgiebig mit den Elohim gefeilscht haben. Doch was wir vernommen haben, ist uns in dieser Stunde von keinem Nutzen.«
    Elohim . Covenant entsann sich an die Bezeichnung. Das erste Mal hatte er sie von Schaumfolger gehört. Aber solche Erinnerungen verstärkten nur sein Gefühl für die drohende Gefahr. Er hatte gehofft, Blankehans' Kenntnisse würden ihnen einen Fluchtweg eröffnen; doch diese Hoffnung war vergeblich gewesen. Mit einem inwendigen Ruck klärte er seine Gedanken. »Verteidigung wird auch nicht viel nutzen.« Er versuchte, seinem Blick so etwas wie Nachdrücklichkeit zu verleihen. »Ihr müßt fliehen.« Schaumfolger ist meinetwegen umgekommen. »Man wird euch gar nicht weiter beachten, wenn ihr die Einkreisung durchbrecht. Ich bin's,

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