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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Wasser haben« , knirschte er mit Heftigkeit.
    »Aber nicht auf diese Weise.« In seiner Erinnerung sah Covenant die Einschnitte an Nassics Hand brennen; instinktiv verwarf er die Ausübung derartiger Macht.
    »Wünschst du zu sterben?«
    »Nein.« Covenant hielt sich durch schiere Willenskraft aufrecht. »Aber so verzweifelt bin ich nicht. Jedenfalls noch nicht.«
    »Dein Messer ist nicht mal sauber«, ergänzte ihn Linden. »Falls du eine Blutvergiftung bekommst, müßte ich die Wunde ausbrennen.«
    Sunder schloß die Augen, wie um von sich fernzuhalten, was man ihm sagte. »Ich werde euch beide unter dieser Sonne überleben.« Er preßte die Kiefer aufeinander und senkte seine Stimme zu einem trostlosen Geflüster. »Ach, mein Vater, was hast du mir angetan? Ist das das Ergebnis all deiner wahnsinnigen Pflichttreue?«
    »Mach doch, was dir paßt«, sagte Covenant roh, um Sunder von Verzweiflung oder Auflehnung abzubringen. »Bring aber wenigstens soviel Anstand auf, damit zu warten, bis wir zu schwach sind, um dich dran zu hindern.«
    Der Steinmeister riß die Augen auf. Er äußerte einen Fluch.
    »Anstand – darum geht's dir?« knirschte er. »Geschwind häufst du Schande auf Menschen, von deren Leben du nichts verstehst. Nun denn, laß uns dem Augenblick entgegeneilen, an dem ich dich mit Anstand retten kann.« Er gab Covenant mit dem Arm einen Schubs, um ihn in Bewegung zu setzen, dann fing er ihn auf, indem er den Arm um Covenants Taille schlang, damit er nicht fiel, und begann ihn mit sich nach Westen zu ziehen. Im darauffolgenden Moment kam Linden an Covenants andere Seite und hob seinen Arm über ihre Schultern, teilte sich sein Körpergewicht mit Sunder. Auf diese Weise gestützt, war Covenant zur Fortsetzung des Marsches imstande.
    Doch die Sonne war gnadenlos. Langsam, aber unausweichlich trieb sie ihn dem vollständigen Zusammenbruch entgegen. Als der Vormittag zur Hälfte vorüber war, vermochte er kaum noch einen geringfügigen Bruchteil seines Gewichts selber zu tragen. In seinen versengten Augen sang das Geflimmer der Glut Klagelieder der Schwäche; Falter der Finsternis begannen durch sein Blickfeld zu gaukeln. Von Zeit zu Zeit sah er vor sich auf dem fahlen, verblichenen Untergrund kleine Verklumpungen von Nacht entstehen, gerade noch außerhalb des Bereichs tatsächlicher Wahrnehmung, als ob sie nur auf ihn warteten.
    Dann schien die Erde ihm auf einmal ins Gesicht zu stürzen. Sunder blieb stehen. Linden flog beinahe der Länge nach hin; aber irgendwie hielt Covenant sich zu sehr an ihr fest. Er mühte sich ab, um seine Sicht zu klären. Gleich darauf erkannte er, daß die Erhebung vor ihnen eine Felsplatte war, die westwärts wies. Sunder zerrte ihn und Linden vorwärts. Gemeinsam humpelten sie – vorbei an etwas, das Covenant nur als diffuses Gebilde wahrnahm und von dem er vermutete, daß es sich um einen niedrigen Strauch handelte – in den Schatten des Felsens.
    Der nach Westen gerichtete Vorsprung der Felsplatte bot einen durch Erosion ausgehöhlten Windschutz, geräumig genug für mehrere Personen. Im Schatten fühlten Gestein und Dreck sich kalt an. Linden half Sunder dabei, Covenant an die kühle Wohltat des Felsens zu setzen. Covenant wollte sich ausstrecken; doch der Steinmeister ließ es nicht zu. »Bloß nicht«, keuchte Linden. »Sie könnten einschlafen. Sie haben zuviel Körperflüssigkeit verloren.«
    Covenant nickte lasch. Die Kühle in unmittelbarer Nähe war nur relativ; und er fieberte vor Durst. Gegen die Unbarmherzigkeit dieser Sonne würde es nie genug Schatten geben können. Nichtsdestotrotz empfand er den vorhandenen Schatten als erquicklich und war zufrieden. Linden setzte sich an Covenants eine, Sunder auf die andere Seite. Covenant schloß die Lider und döste.
    Nach einiger Zeit wurde er sich des Klangs von Stimmen bewußt. Linden und Sunder unterhielten sich. Die Stumpfheit ihres Tonfalls verriet, wie schwer auch ihnen das Wachbleiben fiel. Sunders Antworten gerieten geistesabwesend, als seien ihre Fragen ihm unangenehm, wüßte er jedoch keine Möglichkeit, wie er sich ihnen verweigern könnte.
    »Sunder«, erkundigte Linden sich matt, »was wird Steinhausen Mithil jetzt ohne dich anfangen?«
    »Linden Avery?« Anscheinend begriff er ihre Frage nicht so recht.
    »Nenn mich Linden ... Nach den heutigen Ereignissen ...« Ihre Stimme sank herab.
    Er zögerte. »Linden«, sagte er dann.
    »Du bist der Steinmeister. Was wird man jetzt ohne Steinmeister

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