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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ausgedörrt und verbacken. Loses Erdreich zerbröselte zu Staub. Die gesamte Landschaft schimmerte vor Gluthitze wie nach einem ungeheuren Werk der Verwüstung. Indem er sich gegen das Lähmende seines Erschöpfungszustandes zur Wehr setzte, bat Covenant Linden, ihm über die Verfassung der Gegend Auskunft zu geben.
    »Völlig unnatürlich.« Sie antwortete, als wäre schon der bloße Anblick der Umgebung eine gegen sie persönlich gerichtete Schmähung. »So dürfte es nicht sein. Die ganze Gegend ist wie eine offene Wunde. Ich rechne praktisch jeden Moment damit, sie bluten zu sehen. Es dürfte nicht so sein.«
    Es dürfte nicht so sein , wiederholte er bei sich. Das Land war geworden wie Joan. Etwas Zerbrochenes. Das Geflimmer der Hitze stach ihm in die Augen. Er konnte den Untergrund lediglich als etwas wie eine Fläche heller Wundabsonderung erkennen; er hatte den Eindruck, mit jedem Schritt auf manifest gewordene Qual zu treten. Seine gefühllosen Füße strauchelten, ohne daß er es zu verhindern vermochte. Linden packte ihn am Arm, gewährte ihm Halt. Covenant rang seinen alten Gram nieder und straffte sich. »Was ist die Ursache?« Seine Stimme zitterte.
    »Ich kann's nicht genau sagen«, antwortete sie erbittert. »Aber es hat irgendwie mit dem Ring um die Sonne zu tun. Die Sonne selbst ...« – ihre Hand ließ ihn langsam los – »kommt mir durchaus natürlich vor.«
    »Hölle und Verdammnis!« röchelte Covenant. »Was hat der Halunke bloß angestellt?« Er erwartete darauf allerdings keine Antwort. Trotz ihrer dem Land angepaßten Sicht wußte Linden weniger als er. Mit Vorsatz unterzog er sich einer VBG. Dann setzte er die Suche nach Marid fort. In seinem Bedauern und Schmerz stand der Gedanke an einen Menschen, der gefesselt unter dieser Sonne lag und ihrer Gnade ausgeliefert war, als die eine Vorstellung im Vordergrund, neben der er alles andere als vernachlässigbar empfand.
    Linden und er wanderten mühselig durch die von Glut versengte Landschaft. Der Staub überzog Covenants Mund mit dem Vorgeschmack des Mißlingens; das grelle Sonnenlicht bohrte sich wie mit Nadeln durch seine Augäpfel. Während seine Schwäche zunahm, trieb sein Bewußtsein allmählich in einen verschwommenen Zustand des Dösens ab. Ausschließlich die Landmarke, die die Berge abgaben – nun östlich und leicht südlich von ihnen –, ermöglichte es ihm, die Richtung beizubehalten. Die Sonne schlug auf ihn herunter wie auf einen Amboß, hämmerte Körperflüssigkeit und Kraft aus ihm heraus, als wolle ein Schmied aus Nutzlosem unbedingt doch noch etwas machen. Er wußte nicht, wie er auf den Beinen blieb. Bisweilen fühlte er sich beim Hinwandern über die farblose Erde, durch den Hitzedunst, als wäre er selbst ein Bestandteil der Trostlosigkeit.
    Möglicherweise wäre er an dem vorübergelaufen, was er suchte; doch irgendwie schaffte Linden es, wacher als er zu bleiben. Sie zerrte an ihm und brachte ihn zum Stehen, schreckte seine Aufmerksamkeit aus dem trägen Wallen der Hitzeschwaden. »Sehen Sie mal.«
    Covenants Lippen bewegten sich, um überflüssige Fragen zu stellen. Im ersten Moment verstand er gar nicht, wieso er nicht weiterlatschte. »Sehen Sie mal«, wiederholte Linden. Ihre Stimme krächzte trocken.
    Sie standen in einer weitflächigen, staubigen Vertiefung. Mit jeder Regung ihrer Füße wirbelten sie Staubwolken auf. Vor ihnen waren zwei Holzpfosten in den Untergrund gehauen worden. Sie befanden sich in einigem Abstand voneinander, als hätten sie dem Zweck gedient, die Hände eines mit ausgebreiteten Armen auf der Erde ausgestreckten Menschen festzubinden. Um die Pfosten waren Stricke geschlungen. Die Stricke waren unbeschädigt. Eine Mannslänge von diesem Pfosten entfernt sah man im Erdboden zwei Löcher – Löcher, wie sie zurückblieben, wenn man Pfosten hineinhieb und wieder herauszog. Mit ausgetrocknetem Gaumen schluckte Covenant. »Marid.« Das Wort zerschrammte ihm die Kehle.
    »Er ist geflohen«, sagte Linden heiser. Covenants Beine gaben nach. Er setzte sich auf den Erdboden, hustete schwächlich in den Staub, den er aufwirbelte. Geflohen. Linden kauerte sich vor ihn. Die Nähe ihres Gesichts zwang Covenant, es zum Brennpunkt seines Blicks zu machen. Lindens Stimme kratzte, als wäre ihr Hals voller Sand. »Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat, aber auf jeden Fall ist er weit besser dran als wir. Diese Hitze wird uns das Leben kosten.«
    Covenants Zunge widerstrebte ihm. »Ich mußte es

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