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Das verwunschene Haus

Das verwunschene Haus

Titel: Das verwunschene Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Ordnung?« hätte er ihn gefragt. Oder er hätte etwas vor sich hingemurmelt wie zum Beispiel: »Verdammtes Wetter, verdammter Job... war’ man nur schon zu Hause...«
    Doch es handelt sich um Peter Sachs, und so beißt Hans Ehrlich die Zähne zusammen und schweigt.
    Es ist das erste Mal, daß die beiden Männer zusammen auf Patrouille gehen. Bis dahin haben ihre Vorgesetzten es sorgsam vermieden, sie gemeinsam loszuschicken. Doch dieses Mal ist es nicht anders möglich gewesen. Die Beamtenschaft des österreichischen Zolls ist durch eine Grippewelle derzeit stark dezimiert, so daß Hans Ehrlich und Peter Sachs an diesem Abend die einzig verfügbaren Leute waren.
    Vor dem Aufbruch hatte ihnen der Brigadier kurz ihre Mission erklärt: »Ihr durchquert den Wald von Murnau bis hinunter zum See. Dort trennt ihr euch. Hans geht nach rechts, Peter nach links. Ihr folgt zehn Minuten lang dem Uferverlauf und kommt dann zurück.«
    Und in einem Ton, der keine Erwiderung zuließ, hatte er hinzugefügt: »Und daß es zwischen euch zu keinen Scherereien kommt, hört Ihr! Ihr seid Zöllner, das heißt, ihr seid Soldaten.«
    Der Brigadier weiß natürlich wie jeder im Dorf Pfänder und sogar wie jeder in der ganzen Umgebung von der Rivalität der beiden Männer. Sie geht auf eine komplizierte Geschichte zurück, die eher an die sizilianische »Vendetta« erinnert und die dennoch in dieser düsteren Gebirgslandschaft im Norden Österreichs angesiedelt ist.
    Ihre Großväter waren schon verfeindet, ihre Eltern noch mehr, und als Hans und Peter gemeinsam die Schulbank drückten, setzten sie ihrerseits die alte Familienfehde fort. Während ihrer gesamten Schulzeit waren sie damit beschäftigt, sich gegenseitig zu bekämpfen, und jeder von ihnen hatte eine eigene »Bande«, die mit der »Bande« des anderen im Krieg lag. Nach dem Militärdienst sind sie dann Zöllner geworden wie so viele junge Leute in diesem Dorf an der Grenze.
    Hans bewegt sich an der Seite seines Erzfeindes im Dunkeln vorwärts. Erstmals wendet er den Kopf in dessen Richtung. Obwohl er nichts sieht, weiß er, daß der andere da ist. Er vernimmt das Geräusch seiner Schritte. Seltsam, denkt er bei sich, er hat sich niemals gefragt, welche Art von Gefühlen er Peter gegenüber wirklich empfindet. Bis heute hat er stets geglaubt, es sei Haß. Doch jetzt, wo sie in dieser Finsternis miteinander allein sind, beginnt er plötzlich, darüber nachzudenken. Nein, es ist kein Haß, eher so etwas wie Stolz oder Hochmut. Von Anfang an sind sie Gegner gewesen, und von Anfang an hat jeder von ihnen der Erste, der Beste und der Stärkste sein wollen.
    Unvermittelt hört er rechts von sich in einer Entfernung von ungefähr zwanzig Meter ein knackendes Geräusch. Irgend etwas hat sich dort hinten bewegt. Er müßte seinen Kollegen flüsternd warnen, sagt er sich, doch als er den Mund öffnen will, bringt er kein Wort heraus. Statt dessen lädt er sein Gewehr, was ein leises Klacken erzeugt. Gleich darauf vernimmt er neben sich dasselbe Klacken. Peter hat also verstanden.
    Zwei oder drei Minuten lang bleiben die beiden Männer reglos und stumm nebeneinander stehen, doch nichts geschieht. Schließlich nehmen sie Seite an Seite ihren Gang wieder auf. Sie nähern sich jetzt dem See, und Hans Ehrlich spürt, wie die Feuchtigkeit vom Wasser aufsteigt. Er kommt als erster an der schlammigen Uferböschung an. Der Order seines Vorgesetzten folgend, wendet er sich dort nach rechts, während sein Begleiter sofort nach links abbiegt. Sie trennen sich wortlos.
    Unten am See ist es besonders kalt. Als Hans seine Patrouille allein fortsetzt, hat er das Gefühl, zu Eis zu erstarren. Je weiter er geht, desto unbehaglicher ist ihm zumute. Diese Art von Geländeüberwachung mag er ganz und gar nicht. Er kann es kaum erwarten, die Sache hinter sich zu bringen, und außerdem muß er sich eingestehen, daß er Angst hat.
    Hans Ehrlich ist schon seit einer Viertelstunde unterwegs, als in der Ferne drei Schüsse ertönen.
    »Das war doch nicht Peter!« entfahrt es ihm laut. »Er kann nicht selbst geschossen haben!«
    In der Tat kamen diese Schüsse nicht aus dessen Gewehr. Es waren Revolverschüsse.
    So schnell er kann, läuft Hans dorthin zurück, wo die Schüsse gefallen waren. Er hat Mühe, sich durch den Schlamm zu kämpfen und mehrmals fällt er beinahe ins Wasser. Schließlich erreicht er die Stelle, wo sie sich zuvor getrennt hatten. Er läuft weiter und schreit aus voller Kehle: »Ich komme,

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