Das verwunschene Haus
Zentimeter Tiefe, habe ich eine Puppe gefunden. das Kleid eines kleinen Mädchens und... Knochenüberreste, die von einem Menschen stammen.«
Noch am selbem Tag findet sich ein Inspektor Smithson bei den Fitzgeralds ein. Er läßt die Knochenüberreste ins gerichtsmedizinische Institut bringen und bittet das Ehepaar, sich zu seiner Verfügung zu halten. Allerdings glaubt er nicht, daß sie irgend etwas mit der Sache zu tun haben. Obwohl er kein Fachmann dafür ist, kommen ihm diese Knochen sehr alt vor.
Achtundvierzig Stunden später liegt ihm das Untersuchungsergebnis vor. Es handelt sich um das Skelett eines Kindes weiblichen Geschlechts von sieben oder acht Jahren. Der Tod des Kindes liegt zwanzig bis vierzig Jahre zurück. Präziser kann man den Todeszeitpunkt nicht angeben. Die Ursache kann ebenfalls nicht festgelegt werden, da das Skelett keine Brüche aufweist.
Inspektor Smithson läßt sich sämtliche Akten bringen, die das unerklärliche Verschwinden von Kindern im Zeitraum zwischen 1935 und 1955 behandeln. Als er den Stapel staubbedeckter, veraltet gebundener Papiere vor sich sieht, überkommt ihn unwillkürlich ein seltsames Gefühl. Alles an diesem Fall ist äußerst ungewöhnlich, dieser Traum des kleinen Mädchens, dieses andere kleine Mädchen, von dem niemand etwas weiß. >Wie viele Fälle dieser Art, wie viele Geheimnisse und Dramen, die für immer unaufgeklärt bleiben, mag es in ganz England wohl geben?< fragt er sich.
Die Arbeit, die ihn jetzt erwartet, ist die eines Totengräbers, eines Archäologen. Er wird versuchen müssen. Tote zum Sprechen zu bringen und an Orten zu ermitteln, die nicht mehr existieren. Ja, die Untersuchung dieses Falles gleichsam jenseits des Grabes wird eine der schwierigsten in seiner ganzen Karriere sein...
Am Ende von zwei Tagen intensiver Nachforschungen stößt der Inspektor endlich auf das, was er sucht: Im März 1945, also vor dreißig Jahren, verschwand ganz plötzlich ein kleines Mädchen namens Barbara Taylor. Und sie lebte in dem Haus, in dem heute die Fitzgeralds wohnen!
Diese Entdeckung gefällt dem Inspektor jedoch ganz und gar nicht. Im März 1945 war noch Krieg, und die polizeilichen Ermittlungen waren damals weniger gründlich durchgeführt worden, als dies in Friedenszeiten der Fall zu sein pflegt.
Nichtsdestotrotz ist er jetzt auf die Fakten gestoßen, wie sie aus den damaligen Polizeiberichten hervorgehen.
Am 3. März erstattete Marjorie Taylor, deren Wohnsitz das heutige Zuhause der Fitzgeralds war, wegen des Verschwindens ihrer achtjährigen Tochter Barbara Vermißtenanzeige bei der Polizei. Barbara war nachmittags fortgegangen, um bei ihrer Freundin Ruth Williams deren Geburtstag zu feiern. Als sie abends nicht nach Hause kam, machte ihre Mutter sich Sorgen und suchte die Familie Williams auf. Diese erklärten zu ihrer Verwunderung, daß Barbara nicht erschienen sei. Sie waren ihrerseits sehr beunruhigt gewesen und hatten gerade zu ihr gehen wollen, um zu fragen, ob Barbara erkrankt sei.
Die Polizei stellte daraufhin natürlich sofort in der gesamten Umgebung Nachforschungen an. Man zog die Möglichkeit einer Flucht ebenso in Betracht wie einen Unfall oder ein Verbrechen. Trotz der durch den Krieg bedingten erschwerten Umstände suchte man die Strände ebenso nach dem kleinen Mädchen ab wie Flüsse, Seen und Kanäle. Die Ermittlungen führten jedoch zu keinerlei Ergebnis. Ein Jahr später, im März 1946, wurde der Fall zu den Akten gelegt.
In der Akte finden sich darüber hinaus noch einige Angaben die Mutter betreffend, doch die Beamten scheinen sich damit nicht weiter befaßt zu haben.
Seit Kriegsbeginn lebte Marjorie Taylor allein mit ihrer Tochter. Ihr Mann wurde während des Frankreichfeldzuges von den Deutschen gefangengenommen. Dieser kehrte nach Beendigung der Feindseligkeiten in seine Heimat zurück, kurz nach Barbaras Verschwinden. Er starb dann sehr bald an den Folgen einer Tuberkulose, die er sich im Lager zugezogen hatte. Das war im Januar 1946. Der Polizeibericht schließt damit, daß Marjorie Taylor nach Australien auswanderte, sobald der Fall ihrer Tochter zu den Akten gelegt worden war.
Selbstverständlich hat Inspektor Smithson die Absicht, Marjorie Taylor in Australien suchen zu lassen, doch zunächst konzentriert er seine Ermittlungen auf England. Von den damaligen Zeugen ist niemand mehr aufzutreiben außer Ruth Williams, der kleinen Freundin der Vermißten.
Nach kurzer Suche hat Smithson sie in London gefunden,
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