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Das verwunschene Haus

Das verwunschene Haus

Titel: Das verwunschene Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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kleine Barbara nicht vorzufinden. Sie erklärte mir daraufhin, es sei besser, sie vorerst nicht mitzunehmen. Sie habe sie ihren Eltern anvertraut, und wenn sie größer sei, könne sie nachkommen. Ich glaubte ihr... Erst ein Jahr später, als wir schon verheiratet waren, gestand sie mir die Wahrheit. Sie hatte Barbara getötet, weil sie Angst gehabt hatte, die Kleine würde alles ihrem Vater erzählen. Eines Nachts hatte sie das Kind mit einem Kissen erstickt und anschließend im Garten begraben.«
    An dieser Stelle seines Berichts blickt Robson die Beamten erstmals an. In seinen Augen spiegelt sich sein ganzer Jammer. Er sieht plötzlich uralt aus.
    »Ich weiß, ich hätte sie überreden müssen, sich der Polizei zu stellen. Aber ich war feige und egoistisch. Ich wollte nicht, daß sie nach England zurückkehrte, um dort gehängt zu werden. Ich wollte sie für mich behalten. Also schwieg ich. Dennoch hat Marjorie für ihre Tat bezahlen müssen. Sie starb völlig verzweifelt. Was mich betrifft, so mußte ich dieses schreckliche Geheimnis all die Jahre für mich behalten. Ich bin froh, daß ich es endlich loswerden konnte!«
    Die australischen Behörden haben sich damit begnügt. Es gab nicht den geringsten Grund, Robert Robsons Version anzuzweifeln. Natürlich bestand die Möglichkeit, daß er nicht die Wahrheit gesagt hatte. Vielleicht war er an der Tat beteiligt gewesen; vielleicht war er sogar der allein Schuldige. Doch nach so langer Zeit konnte man weder das eine noch das andere beweisen, und im Zweifelsfall mußte man zu seinen Gunsten entscheiden.
    Die Sache konnte damit endgültig abgeschlossen werden, und der staubige Aktenordner des Falles Barbara Taylor verschwand wieder im Archiv.
    Was die Familie Fitzgerald betrifft, so folgte sie dem Rat des Arztes und zog in ein anderes Haus um. Seitdem ist die kleine Alice nie mehr schlafgewandelt. »Der Garten der Träume« war für alle Zeit vergessen.
     

Gründlichkeit zahlt sich aus
    Berlin, 16. Juni 1959. Kommissar Schulz, erhält einen Anruf von einer der polizeilichen Notrufsäulen, die über die Stadt verteilt sind. Auf einem unbebauten Stück Land in der Nähe des Stuttgarter Platzes wurde der Leichnam einer Frau gefunden. Sie ist ermordet worden.
    Kurz darauf trifft der Kommissar am Ort des Geschehens ein. Er war auf derartiges bereits gefaßt, da seit einer Woche am Stuttgarter Platz und in dessen näherer Umgebung ein Jahrmarkt stattfindet, was üblicherweise zu Krawallen und Schlägereien führt. Es ereignet sich zwar nicht jedes Jahr ein Verbrechen, aber es ist immerhin schon vorgekommen.
    Die Ermordete ist eine blonde junge Frau von ungefähr fünfunddreißig Jahren, die ein billiges Kleid trägt. Die Unglückliche ist mit ihrem Halstuch erwürgt worden, und der Täter hat ihr anschließend auch noch den Schädel eingeschlagen. Die Mordwaffe liegt in der Nähe des Leichnams am Boden: ein blutverschmierter Ziegelstein, an dem einige Haare kleben.
    Die ersten Ermittlungen des Kommissars bestehen darin, die Identität des Opfers festzustellen. Obwohl die Frau keine Papiere bei sich trägt, findet der Beamte mühelos heraus, daß es sich um eine gewisse Ulrike Hafner handelt. Sie ist sechsunddreißig Jahre alt und wurde bereits mehrmals wegen Diebstahls und gelegentlicher Prostitution vorbestraft. Nachdem die Leiche für die Gerichtsmedizin freigegeben worden ist, beauftragt der Kommissar seinen Assistenten, nach Zeugen zu suchen. Da das Verbrechen sich am Abend zuvor mitten während des Jahrmarkts abgespielt haben muß, dürften sich mehrere Zeugen dafür finden.
    In der Tat erscheinen alsbald immerhin sechzehn Personen im Büro des Kommissars, die alle mehr oder weniger dasselbe aussagen: »Die junge Frau war in Begleitung eines sehr großen, dunkelhaarigen Mannes von etwa vierzig Jahren. Er trug einen braunen Pullover.«
    Einer dieser Zeugen, der als Kellner in einem der Jahrmarktcafes arbeitet und das Paar bedient hatte, macht noch präzisere Angaben: »Der Mann hat eine Narbe am rechten Daumen. Mein Beruf bringt es mit sich, daß ich die Leute genau beobachte. Auf die Weise kann ich mir besser einprägen, wer schon bezahlt hat und wer nicht. Ich suche immer nach einem besonderen Merkmal. In diesem Fall sagte ich zu mir: Das da drüben ist der Herr mit der Narbe am rechten Daumen...«
    Bei so detaillierten Zeugenaussagen kommt Schulz mit seinen Ermittlungen rasch voran, zumal das Ergebnis der Laboranalysen diese am anderen Tag bestätigt.
    Unter den

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