Das viel zu heiße Spiel
so getan, als würde er nicht von sich sprechen, doch sie hatte ihm einen wissenden Blick zugeworfen. Aber Miss Hammond war in Ordnung. Sie hatte kein großes Trara gemacht, sondern nur gemeint, dass es für einen allein stehenden Mann schwierig wäre, ein Kind zu adoptieren. Die Gerichte sahen es lieber, wenn Kinder zu einem Ehepaar kamen.
Wieder das blöde Gesetz. Was war denn so toll daran, verheiratet zu sein? Netter wurden die Menschen dadurch jedenfalls nicht. Und sie kümmerten sich deshalb auch nicht lieber um ein „gestörtes Kind”. So nannten sie ihn. Gestört.
„Maggie und ich haben geheiratet, weil wir zusammen sein wollen”, sagte Luke endlich.
„Es gab auch noch andere Gründe, aber die gehen dich nichts an.”
Jeremy zuckte mit den Schultern, um zu zeigen, dass es ihm völlig egal war, aber Hoffnung erwachte in ihm. Vielleicht hatten diese anderen Gründe etwas mit ihm zu tun.
Vielleicht wollte Luke nicht mehr allein sein, weil allein stehende Männer keine Kinder adoptieren konnten. Vielleicht…
Jeremy schluckte heftig. Blöde zu glauben, dass Luke sich ständig und nicht nur an Wochenenden um ihn kümmern wollte. Echt blöde zu glauben, er könnte mal ein richtiges Zuhause ha ben.
Ein richtiges Zuhause … und einen Dad.
Maggie war erst seit einer Woche in diesem Haus, trotzdem kam es ihr jetzt schrecklich leer vor.
Mit einem Glas Wein in der Hand betrat sie das Wohnzimmer. Die ganze Woche über waren andere Leute hier gewesen - Sarita, Ed, die übrigen Angestellten und Jeremy.
Und Luke. Sie biss sich auf die Unterlippe. Luke fehlte ihr. Wie albern. Sie sollte froh sein, ungestört zu sein. Gleich würde sie die Ruhe genießen.
Sie trat ans große Fenster, blickte ins Freie, nippte am Wein und lächelte. Luke hatte in vieler Hinsicht einen großartigen Geschmack, aber nicht, was Wein anging. Vermutlich trank er zu wenig, um sich ein Urteil bilden zu können.
In jener Nacht in Phoenix war er allerdings so betrunken ge wesen, dass er sich hinterher an nichts erinnern konnte. Es war der zweiundzwanzigste Dezember gewesen, der Jahrestag des Todes seines Kindes.
Letztes Jahr hatte sie nicht daran gedacht. Neun Jahre waren eine la nge Zeit, und sie hatte angenommen, Luke würde nicht mehr trauern. Allerdings hätte das Kind als Frühgeburt mit sieben Monaten überleben können, hätte es nur eine Chance bekommen.
Es? War es ein Junge oder ein Mädchen gewesen? Sie konnte sich nicht erinnern, und das beschämte sie. Es war einfacher, von einem „es” zu sprechen, einfacher, aber auch feige. Ihre Mutter konnte das sehr gut. Sie schob alles Unangenehme von sich und tat, als würde es nicht existieren. Maggie war betroffen, dass sie das nun auch machte.
Doch Pamela hatte kein „Es” getötet, als sie die Schlaftabletten geschluckt hatte. Sie hatte ihr Baby getötet. Lukes Baby.
Schmerzte es weniger, wenn man das Kind nie in den Armen gehalten hatte?
„Hey, Maggie!” Die Haustür fiel ins Schloss. „War noch was im Kühlschrank fürs Abendessen? Jeremy räumt ihn meistens ratzekahl aus.”
Allein schon der Klang von Lukes Stimme erfüllte sie mit Wärme. Maggie drehte sich nicht um. Sie wagte es nicht. „Hoffentlich freust du dich nicht auf den Bratenrest, weil ich den gegessen habe. Ach ja, dein Bruder hat angerufen. Jacob.”
„Ich habe unterwegs einen Hamburger gegessen. Was wollte Jacob?”
„Er und Claire heiraten Ende des Monats. Er klang … na ja, nicht gerade überschäumend.”
Der Ausdruck passte wirklich nicht zu Jacob West. „Aber ich hatte den Eindruck, dass ihm diese Heirat mehr bedeutet, als dass es nur ein Mittel ist, um den Treuhandfonds aufzulösen.
Du solltest zurückrufen.”
„Später.” Luke trat hinter sie. „Warum stehst du hier im Dunkeln?”
„Es ist noch nicht dunkel”, wehrte sie ab, doch als sie sich umdrehte, konnte sie im Zimmer kaum etwas erkennen. Draußen verblasste soeben das letzte Tageslicht.
Vielleicht wirkte Luke deshalb fremd. Sein Lächeln hatte sich nicht verändert, er trug die gleichen Sachen wie sonst, aber in der Dunkelheit konnte sie die Farbe seiner Kleidung nicht erkennen, und sie konnte auch nicht in seinen Augen lesen.
Vielleicht bildete sie sich nur ein, in seinem Gesicht Anspannung zu erkennen.
„Du wirkst bedrückt”, stellte er fest. „Stimmt etwas nicht?”
„Nur eine Stimmung.” Draußen stieg Dunkelheit wie Nebel vom Erdboden auf und verschluckte Felsen und Bäume. Wieso bekam sie auf einmal
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