Das vielfarbene Land
Passagierabteil, um die Folie auf ein mögliches Leck zu untersuchen. »Hat nicht einen Tropfen aufgenommen!«
»Meinen Glückwunsch«, flüsterte Bryan. Mit einer zitternden Hand fummelte er an den Schnallen des Sicherheitsgurts herum.
»Soll ich helfen?« bot Highjohn an und beugte sich über ihn.
Wieder frei, stand Bryan mit schwachen Knien auf. Er sah, daß alle anderen, auch Creyn und Elizabeth, bewegungslos und mit geschlossenen Augen, offensichtlich schlafend, in ihren Sesseln saßen.
Die Fäuste in die Hüften gestemmt, betrachtete der Skipper die Passagiere mit langsamem Kopfschütteln. »Jedes gottverdammte Mal! Diese empfindlichen Tanu-Typen vertragen Camerons Schleuse nun einmal nicht. Die meisten von ihnen fürchten sich vor Wasser. Deshalb schalten sie ab. und wenn die ringtragenden Menschen Angst zeigen, schalten die Tanu auch sie einfach ab. Irgendwie enttäuschend, wissen Sie. Jeder Künstler hat gern ein Publikum.«
»Ich kann Sie verstehen«, sagte Bryan.
»Eine Rarität wie Sie bekomme ich nicht oft, kein Ring und gar nichts und Manns genug, ohne Schreikrampf durchzukommen. Diese Dame ohne Ring ...« er zeigte auf Elizabeth »muß von selbst das Bewußtsein verloren haben.«
»unwahrscheinlich«, meinte Bryan. »Sie ist eine operante Metapsychikerin. Ich bin überzeugt, sie hat zur Beruhigung ihre eigene mentale Übung ausgeführt und hat die Aufregung ebenso verschlafen wie Creyn.«
»Aber Sie nicht, wie, Sportsfreund? Ich vermute, Sie sind früher schon auf rauhem Wasser gewesen.«
Bryan zuckte die Achseln. »Hobby-Segler. Nordsee, Ärmelkanal, Mittelmeer. So das Übliche.«
Highjohn klopfte ihm auf die Schulter. Seine Augen zwinkerten, er lächelte Bryan kameradschaftlich zu. »Ich will Ihnen was sagen. Sie kommen zu mir nach vorn, und ich zeige Ihnen ein paar Sachen, wie man diese Badewanne steuert, bevor wir Feligompo erreichen. Wenn es Ihnen Spaß macht wer weiß? Es gibt schlimmere Berufe, auf die Sie hier im Exil verfallen könnten.«
»Ich möchte gern zu Ihnen ins Ruderhaus kommen«, sagte Bryan. »Aber es wird mir nicht möglich sein, Ihr Angebot, mich in die Lehre zu nehmen, zu akzeptieren.« Er grinste verlegen. »Ich glaube, die Tanu haben etwas anderes mit mir vor.«
13
Claude erwachte. Eine kühle Brise blies durch hängende Ketten hölzerner Perlen, die alle vier Seiten des Gefangenen-Schlafsaals abschirmten und das Eindringen von Insekten verhinderten. Zwei Wachtposten schritten ständig rund um die Unterkunft. Ihre Bronzehelme drehten sich, wenn sie die Insassen musterten. Die Armbrüste ruhten fertig gespannt locker auf ihren Schultern und konnten in Augenblicksgeschwindigkeit zum Schuß benutzt werden.
Der alte Mann überprüfte seine Glieder und bei Gott, sie gehorchten ihm. Sein inneres Anpassungssystem funktionierte nach all den Jahren immer noch. Er setzte sich auf seinem Strohsack auf und blickte rundum. Fast alle anderen Gefangenen lagen noch da, als seien sie betäubt worden. Aber Felice war wach, ebenso Basil, der Bergsteiger, und zwei japanische Ronin. Leise japsende Laute kamen aus einem geschlossenen Korb neben einer schlafenden Frau. Sonst war nur Schnarchen und ab und zu ein Stöhnen zu hören.
Ohne einen Laut von sich zu geben, beobachtete Claude die Athletin. Felice sprach leise mit den drei anderen Männern. Einmal versuchte einer der Ronin gegen etwas, das sie sagte, Protest einzulegen. Sie schnitt ihm mit einer heftigen Geste das Wort ab, und der östliche Krieger unterwarf sich.
Es war später Nachmittag und sehr heiß. Der Raum innerhalb des ummauerten Forts lag tief in grünem Schatten. Küchengerüche wehten von einem der Gebäude herüber und ließen Claude das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wieder ein Fleischeintopf und dazu etwas wie Obstkuchen im Backofen. Was auch sonst ihre Mängel sein mochten, die Exil-Gesellschaft aß gewiß gut.
Als Felice die Diskussion beendet hatte, kroch sie über den vollbelegten Fußboden zu Claudes Ruheplatz hin. Sie wirkte aufgedreht, und ihre braunen Augen waren groß. Sie trug das ärmellose Kiltgewand, das die Unterkleidung ihrer Hoplitenrüstung war, doch hatte sie den Rest der uniform mit Ausnahme der schwarzen Beinschienen abgelegt. Die bloßen Hautstellen schimmerten von leichtem Schweiß.
»Weck Richard auf!« flüsterte sie.
Claude schüttelte den schlafenden Ex-Raumfahrer an der Schulter. Richard richtete sich, unflätiges murmelnd, auf den Ellbogen hoch.
»Wir werden es wahrscheinlich heute
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