Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
Vom Netzwerk:
Wesen draußen auf dem See ausstrahlte. Sie legte beide Hände an den Hals und rief ein einziges Wort in der Sprache der Fremden.
    Die Flammenspinnen hoben ihre Hinterleibe gegen sie. Fäden purpurnen Lichts schössen auf Epone zu und über die Köpfe der Gefangenen weg. Die Leute schrien auf vor Verblüffung, sich ihrer Furcht kaum bewußt. Der Vorgang war so bizarr, daß er wie eine verrückte Licht-Show wirkte.
    Das leuchtende Gewebe erreichte nie den Boden. Während es über ihnen schimmerte, zerbrach es wie ersterbendes Feuerwerk in Myriaden glitzernder Fragmente. Die äußeren Ränder jedes individuellen Spinnen-Halos begannen sich auf gleiche Weise aufzulösen und hüllten die Phantome in eine Wolke schwirrender Funken ein. Die glühenden Spinnen wurden zu Kraken mit sich schlängelnden Tentakeln, dann zu monströsen körperlosen Menschenköpfen mit Medusenhaar und feurigen Augen, und schließlich gesichtslose Kugeln, die dahinschwanden, dunkler wurden und erloschen.
    Nur noch die Sterne und die Signalfeuer spiegelten sich im See.
    Epone und der Captal ritten zur Karawane zurück und begaben sich an ihre Plätze vorn. Die Chalikos schnaubten und wieherten und nahmen ihren üblichen Trab wieder auf. Einer der Soldaten sagte etwas zu einem Gefangenen an der Spitze des Zuges, und das Wort wurde langsam nach hinten weitergegeben.
    »Firvulag. Das waren Firvulag.«
    »Es war eine Illusion.« Felice beharrte bei dieser Meinung. »Aber, zum Teufel, irgend etwas hat sie erzeugt! Etwas, das die Tanu nicht lieber hat als wir. Das ist sehr interessant.«
    »Bedeutet das, daß du deinen Plan ändern mußt?« fragte Amerie.
    »Durchaus nicht. Es könnte sogar helfen. Wenn die Wachen nach Ghouls und Gespenstern und langbeinigen Viechern Ausschau halten, werden sie uns weniger Aufmerksamkeit widmen.«
    Die Kavalkade erreichte nach Umrundung der Bucht die Stelle des doppelten Signalfeuers, wo die Gefangenen zur mitternächtlichen Ruhepause in ein weiteres Fort einritten. Felice stieg schnell ab und half dann allen dreien ihrer Freunde sowie mehreren anderen Reitern. und später, als es Zeit war, in den Sattel zu klettern, war sie wieder da, um den müden Leuten zu helfen, ihre Füße in die Steigbügel zu stellen, bevor die Soldaten kamen und die bronzenen Knöchelketten mit den Ledermanschetten befestigten.
    »Schwester Amerie fühlt sich nicht wohl«, teilte die kleine Athletin dem Wächter mit, der sie an ihr eigenes Tier fesselte. »Von diesen seltsamen Geschöpfen draußen auf dem See ist ihr ganz schwach geworden.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen um die Firvulag, Schwester!« beruhigte der Mann die verschleierte, im Sattel zusammengesunkene Reiterin. »Sie können auf keinen Fall an Sie heran, solange die Hohe Dame bei uns ist. Sie ist große Klasse im Koerzieren. Reiten Sie getrost weiter!«
    »Gott segne Sie.« Es war wie ein Hauch.
    Der Soldat ging weiter zu Basil und der Tänzerin, und Felice riet: »Versuch zu schlafen, Schwester! Das ist für die Nerven das beste.« Leiser setzte sie hinzu: »und halt deine fotzenleckende Zunge im Zaum, wie ich dir gesagt habe!«
    Die arme kranke Nonne lud Felice zu einer unwahrscheinlichen anatomischen Exkursion ein.
    Sie folgten weiter dem Ufer, hielten sich jedoch immer noch nordwärts. Nachdem eine Stunde vergangen war, meldete Claude: »Ich bin frei. Wie ist es mit dir, Amerie?«
    Der Reiter neben ihm trug den Overall eines Sternenschiff-Kapitäns und einen wenig dazu passenden breitrandigen Hut mit dunklen Federn. »Meine Ketten sind gebrochen. Was ist Felice für ein unglaubliches Kind! Aber ich kann verstehen, warum sie von den anderen Ringhockey-Spielern in Acht und Bann getan wurde. Es ist einfach unmenschlich, all diese Kraft in einem solchen Puppenkörper.«
    »Mit ihrer körperlichen Kraft hätten die anderen leben können«, sagte Claude und ließ es dabei bewenden.
    Dann fragte Amerie: »Wie viele Leute hat sie losgemacht?«
    »Die beiden Japaner hinter ihr. Basil, den Mann mit dem Tirolerhut. und Dougal, diesen armen Ritter aus dem Mittelalter, der vor Basil reitet. Dougal weiß nicht, daß seine Ketten genügend geschwächt sind, um gebrochen werden zu können. Felice wollte ihn nicht einweihen, weil er nicht stabil genug sei. Aber wenn es losgeht, kriegen wir ihn schon so weit, daß er mit ausbricht und uns hilft. Gott weiß, er ist groß und sieht stark aus, und vielleicht haßt er Epone so sehr, daß er aus seinem Wahn erwacht, wenn er andere in Aktion

Weitere Kostenlose Bücher