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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Chaliko bäumte sich auf, krachte auf den Captal nieder und warf ihn aus dem Sattel. Eine Gestalt in einer weißen Robe und einem schwarzen Schleier sprang zu Boden, als wolle sie dem gestürzten Offizier helfen. Waldemar japste auf vor Erstaunen, einen Schnurrbart im Gesicht einer Nonne zu sehen, doch schon ließ Richard Felices kleinen Dolch aus seiner goldenen Scheide gleiten. Er stieß Waldemar die stählerne Klinge zweimal zwischen Unterkiefer und grauen Halsreif und zerschnitt ihm die Halsschlagader. Mit einem gurgelnden Schrei faßte der Captal nach der falschen Nonne, lächelte ungläubig und starb.
    Zwei reiterlose Chalikos kämpften im Halbdunkel miteinander und fügten sich mit ihren riesigen Klauen schreckliche Wunden zu. Richard steckte den Dolch wieder in die Scheide an seinem Unterarm, ergriff das Bronzeschwert des toten Offiziers und trat fluchend zurück. Aus dem Durcheinander von Amphicyonen und bewaffneten Männern kamen undeutliche Rufe und ein langer Schmerzensschrei. Die beiden Soldaten der Nachhut galoppierten herbei, um ihre Kameraden zu unterstützen. Einer der Männer griff mit eingelegter Lanze an, spießte einen kleinen Bärenhund auf, der von der Flanke her angriff, und hob ihn hoch in die Luft. Dann krachte ein neuer schwerer Körper in die berittenen Wächter hinein und schnappte nach den Fersen der scheu gewordenen, kreischenden Chalikos.
    Felice saß bewegungslos im Sattel, als sei sie nichts als eine Zuschauerin bei dem Gemetzel. Einer der Ronin stürmte, mit den Absätzen auf die Schulter seines Reittiers trommelnd, in das Getümmel. Er riß die Zügel zurück, das Chaliko bäumte sich auf und stieß mit seinen Krummsäbelklauen auf den Rumpf des Chalikos eines Soldaten nieder. Ein alter japanischer Schlachtruf gellte. Immer wieder zwang der japanische Krieger sein Tier zum Angriff. Schläge von furchtbarer Wucht stampften den Soldaten und sein Chaliko in die bereits auf der Erde liegende wirre Masse. Der zweite Ronin näherte sich zu Fuß und riß die Lanze des gefallenen Mannes aus der Sattelhalterung.
    »Ein Bärenhund! Hinter dir, Tat!« brüllte Richard so laut er konnte.
    Der Krieger fuhr herum. Das Amphicyon sprang, und er stemmte den Speer auf den Boden. Mit durchbohrtem Hals wurde der Tierkörper von seinem eigenen Sprung weitergetragen und begrub den Ronin namens Tat unter sich. Richard sprang vor und stach dem zappelnden ungeheuer in das ihm zugekehrte Auge, dann mühte er sich, es von dem Krieger wegzuzerren. Aber irgend jemand rief: »Da kommt noch einer!« und Richard erblickte keine vier Meter weit entfernt eine schwarze Masse mit glühenden Augen.
    Felice betrachtete ungerührt den Kampf, das Gesicht innerhalb der T-förmigen Helmöffnung fast verborgen.
    Das heranstürmende Amphicyon schwenkte von Richard weg, lief über den Rand eines Steilhangs hinaus, schrie mitten in der Luft auf und stürzte mit lautem Platschen ins Wasser. Basil und der Ritter Dougal lenkten ihre Reittiere hilflos um den tobenden Knäuel, zögernd vor den um sich schlagenden blutigen Klauen und den kämpfenden Gestalten. Richard riß sich die hinderliche Kopfbedeckung ab, griff sich eine neue Lanze und warf sie Basil zu. Anstatt zuzustechen, zielte der Bergsteiger damit wie mit einem Wurfspieß, warf und traf die Rüstung eines Soldaten hoch oben am Rücken. Die Spitze der Waffe rutschte unter den Kesselhelm des Mannes und durchdrang seine Schädelbasis. Er fiel wie ein Sandsack.
    Felice sah zu.
    Aus der Dunkelheit ringsum kamen keine Bärenhunde mehr. Alle, die noch lebten, waren eifrig mit etwas beschäftigt, das neben dem Kadaver eines weißen Chalikos lag. Ein einziger Soldat stand aufrecht zwischen ihnen und wich um sich schlagend langsam vor den knurrenden Amphicyonen zurück wie ein frisch mit roter Farbe bemalter Automat.
    »Du mußt ihn töten«, sagte Felice.
    Sie konnten keine Lanzen mehr finden. Richard rannte zu dem im Sattel sitzenden Ritter, reichte ihm sein Bronzeschwert hinauf und zeigte auf den Soldaten. »Fälle ihn, Dougal!«
    Wie in Trance ergriff der elegante Ritter die Waffe und wartete auf einen passenden Augenblick, bis er in die Masse von toten und sterbenden Tieren und Männern hineinritt. Er köpfte die vergeblich um sich hauende Gestalt mit einem einzigen Streich.
    Es waren noch zwei Bärenhunde am Leben, als der letzte Soldat fiel. Richard fand ein weiteres Schwert und bereitete sich darauf vor, sich zu verteidigen, wenn sie ihn angriffen. Aber die Biester

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