Das vielfarbene Land

schienen eine Art Anfall zu haben. Sie zogen sich widerstrebend von ihrer Beute zurück, heulten gepeinigt und machten dann kehrt und sprangen über den Rand der Uferklippe in den Tod.
    Der Himmel wurde rosafarben. Ersticktes Keuchen und hysterisches Schluchzen wurde laut, als die entgeisterten Gefangenen, während des Kampfes von Claude und Amerie in einer dichten Gruppe zusammengehalten, jetzt langsam herankamen, um nachzusehen. Die Schreie sterbender Chalikos verstummten abrupt, als der überlebende Ronin mit einem Schwert die Runde machte. Die ersten Morgenlieder der Singsperlinge, einfach und feierlich wie ein Gregorianischer Choral, hallten zwischen den hohen Sequoia-Stämmen wider.
    Felice hob sich im Sattel, die Arme ausgebreitet, die Finger gespreizt, den Kopf mit dem federgeschmückten Helm zurückgeworfen. Sie wand sich, schrie auf und sank schlaff gegen die hohe Sattellehne.
    Der Japaner beugte sich über den blutigen Kadaver des weißen Chalikos. Er grunzte und winkte Richard. Der frühere Sternenschiff-Kapitän war jetzt so abgestumpft, daß er nichts mehr als Neugier empfand. Er stolperte in das fleischliche Wrack, behindert von seiner unpassenden Nonnentracht. Auf dem Boden zwischen den Leichen lag ein in blutige Lumpen gehüllter grausiger Rumpf, dem Arme und Beine abgefressen worden waren. Das Gesicht war auf einer Seite bis auf den Knochen aufgerissen, aber die andere Seite war immer noch schön und unberührt.
    Ein Augenlid öffnete sich. Ein jadegrünes Auge blickte Richard an. Epones Geist packte ihn und zerrte ihn hinunter.
    Er kreischte. Sein Bronzeschwert hieb und stach nach dem Ding da unten, aber der Griff war nicht zu brechen. Das Morgenlicht begann zu verblassen, und er wurde an einen Ort gebracht, von dem er nicht wiederkehren würde.
    »Eisen!« erscholl die aufgeregte Stimme des Ritters. »Eisen! Nur so kann die Fee sterben!«
    Das nutzlose Schwert fiel nieder, und Richard suchte an seinem Handgelenk herum. Während er weiter sank, packte er das rettende Instrument und sandte seine stählerne Kraft tief zwischen die wogenden, weiß und scharlachroten Rippen ohne Brüste in das hämmernde Herz und machte es still. Der in dem Körper wohnende Geist entfloh, erlösend, wie er erlöst wurde.
    Basil und der Ronin zogen Richard an den Armen heraus. Er hatte die Augen aufgerissen und schrie immer noch, aber das Messer mit dem goldenen Griff hielt er fest. Die drei Männer achteten nicht auf den geistesgestörten Dougal, der aus dem Sattel sprang und irgend etwas unter seinen bewehrten Füßen zerstampfte.
    Felice rief eine Warnung.
    Der Ritter ignorierte sie. Er fischte einen blutbeschmierten goldenen Ring aus der Schweinerei und warf ihn weit hinaus in den See, in dem er versank.

14
    Der am Fluß gelegene Palast zu Darask geriet in Aufruhr, als die nach Süden ziehende Karawane ihre Reise am zweiten Abend dort unterbrach. Die Herrin war mit Zwillingen ins Kindbett gebracht worden, und die Wehen dauerten gefährlich lange. Creyn ging, um seine ärztlichen Dienste anzubieten, und ließ die Gefangenen in der Obhut eines silberberingten Majordomo. Dieser war ein schwarzer Ire, der sich sogleich als Hughie B. Kennedy VII. vorstellte und sie unter Bewachung in einen großen Raum hoch oben in einen Turm des Palastes führte.
    »Heute nacht müßt ihr vorliebnehmen, Freunde«, erklärte Kennedy. »Knaben und Mädchen werden hier gemeinsam untergebracht, wo wir euch leicht bewachen können. Für Einzelunterkünfte haben wir keine Wachen übrig, nicht heute, wo unsere arme Lady Estella-Sirone in Lebensgefahr schwebt und die Firvulag sich ringsum versammeln. Die wissen, was in der Luft liegt. Jedenfalls habt ihr es hier kühl und seid oberhalb der Moskitos. Draußen auf dem Balkontisch steht ein gutes Abendessen.«
    Die Männer der Palastwache, die sie eskortiert hatten, trugen Steins Bahre herein und rollten den Wikinger auf eine der mit Netzen versehenen Bettstellen. Sukey protestierte: »Aber er braucht Pflege! Er hat den ganzen Tag noch nicht gegessen oder getrunken oder sonstwas.«
    »Reg dich seinetwegen nicht auf!« meinte Kennedy. »Wenn sie unter dem Ring sind ... « er berührte seinen eigenen »sind alle Lebensvorgänge gehemmt. Dein Freund ist wie ein Tier im Winterschlaf, der ganze Metabolismus ist verlangsamt. Bis morgen wird er schon noch durchhalten. und dann, bitte, Herr Jesus, wird mit unserer Dame alles gut sein, so daß wir Zeit für ihn haben.« Der Majordomo sah Sukey listig an.