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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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bist?«
    Sie verzog einen Mundwinkel zum Lächeln. »Eine interessante Idee. Darüber will ich den Rest der Nacht meditieren.«
    »Braves Mädchen. Ich habe so ein Gefühl, du wirst später nicht mehr viel Zeit zum Meditieren haben, wenn es mit Felices Plan klappt... Ich will dir was sagen. Du meditierst, und ich schlafe, und das wird uns beiden gut bekommen. Weck mich auf, sobald Basil anfängt, das Signal zu spielen! Es wird kurz vor dem Morgengrauen sein.«
    »Wenn es am dunkelsten ist«, seufzte die Nonne. »Schlaf nur, Claude! Angenehme Träume!«
    Es kamen keine doppelten Signalfeuer mehr, die eine Warnung des Pfadfindertrupps vor Firvulag in der Nachbarschaft gewesen sein mußten. Die Karawane war jetzt von der Hochebene hinabgestiegen und überquerte offene, spärlich bewaldete Abhänge. Sie waren von kleinen Bächen durchschnitten, die weiß über Felsblöcke schäumten und von den Chalikos, die sich ihren Weg im Sternenlicht suchten, mühselige Fußarbeit verlangten. Das Land wurde rauher, und in der Luft lag ein Hauch von Koniferenharz. Später in der Nacht kam Wind auf, unter dem sich der See kräuselte und die Signalfeuer am Ufer streckten und wanden. Es war sehr still. Abgesehen von dem Geräusch der dahinziehenden Karawane waren nur Eulenrufe zu hören. Kein Dorf, keine Farm zeigte ein Licht, man erkannte überhaupt keine Anzeichen einer Besiedlung. Das war nur gut, wenn ihnen die Flucht gelang.
    Sie kamen an eine tiefe Schlucht, auf beiden Seiten von Feuern erhellt, wo ein einsamer Wachtposten eine Hängebrücke über die Fälle eines Flusses sicherte. Drei fackeltragende Männer in Bronzerüstung nahmen Haltung an, als Epone und Captal Waldemar über das schwankende Gebilde ritten. Dann führten die Soldaten kleine Gruppen von Gefangenen, links und rechts von Amphicyonen begleitet, hinüber.
    Der Marsch wurde fortgesetzt. Richard benachrichtigte Felice: »Es ist nach vier. Wir haben mit dem Oberqueren der Bäche ziemlich viel Zeit verloren.«
    »Wir müssen warten, bis wir weit genug von diesem verdammten Wachtposten entfernt sind. Damit hatte ich nicht gerechnet. Es sind mehr als drei Soldaten da, darauf kannst du dich verlassen. Epone ist bestimmt fähig, ihnen einen telepathischen Hilferuf zu senden, und wir müssen ganz sicher sein, daß sie zu spät eintreffen. Ich möchte noch mindestens eine weitere halbe Stunde warten.«
    »Tüftele nicht zu viel, Süße! Was ist, wenn es noch einen Posten gibt? und was ist mit den Pfadfindern vor uns, die die Feuer anzünden?«
    »Ach, halt den Mund! Ich jongliere Faktoren in dem Versuch, die optimale Lösung zu finden, bis mir ganz schwindelig ist. Sorg du nur dafür, daß du bereit bist... Hast du es fest an deinen Unterarm gebunden?«
    »Ganz wie du gesagt hast.«
    Felice rief: »Basil!«
    »Hier.«
    »Möchtest du eine Weile Wiegenlieder spielen?«
    Leise Flötenklänge stiegen auf und beruhigten die Reiter nach der kurzen Aufregung der Brückenüberquerung. Die Doppelreihe der Chalikos und die sie flankierenden Bärenhunde bewegten sich jetzt zwischen gewaltigen schwarzen Koniferenstämmen. Der Weg war weich von seit Jahrtausenden abgefallenen Nadeln. Sie dämpften die Schritte und versenkten auch die am meisten leidenden Reiter in einen Halbschlaf. Der Pfad stieg allmählich an, bis er mehr als hundert Meter über dem Lac de Bresse lag. Dann und wann fiel der Hang zur Rechten der Karawane steil zum Wasser ab. Zu bald, so schien es Felice, wurde der Himmel im Osten hell.
    Sie seufzte und zog ihren Hopliten-Helm herab. Dann beugte sie sich im Sattel vor. »Basil. Jetzt!«
    Der Bergsteiger spielte: »All Through the Night.«
    Als er damit zu Ende war und von neuem begann, wechselten vier Amphicyonen geräuschlos an die Spitze der Prozession über und schlugen gleichzeitig ihre Zähne in Epones Chaliko. Das Reittier der Fremden stieß einen herzzerreißenden Schrei aus und brach unter einem Gewirr dunkler Körper zusammen. Die Bärenhunde stürzten sich mit bellendem Gebrüll auf Epone selbst. Laute des Entsetzens kamen von den Soldaten und den Gefangenen in den vorderen Reihen, aber die Tanu-Sklavenherrin gab keinen Ton von sich.
    Richard stemmte seine freien Füße gegen den Hals seines Reittiers und hielt die Zügel fest, als es losschoß. Er galoppierte in die Mitte eines Soldatenquartetts, das Epone zu helfen versuchte. Waldemar rief laut: »Benutzt eure Lanzen, nicht die Bogen! Hebt die Bärenhunde von ihr weg, ihr blöden Bastarde!«
    Richards

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