Das vielfarbene Land
sieht.«
»Ich hoffe, Richard wird sein Teil tun.«
»Keine Bange. Ich glaube, er ist bereit und wenn er Felice damit nur zeigen will, daß sie nicht die einzige mit Mumm ist.«
Die Nonne lachte. »Was sind wir für eine Kollektion! Alle Exilierte und Verlierer. Wir haben nur bekommen, was wir verdienten schließlich sind wir vor unserer Verantwortung davongelaufen. Sieh mich an! Eine Menge Leute brauchten meine Hilfe. Aber ich mußte über hochwichtigen spirituelle Fragen brüten und grübeln, statt mit meiner Arbeit weiterzumachen ... Weißt du, Claude, der größte Teil der letzten Nacht war die Hölle für mich. Das Reiten hat etwas an sich, das mir auf schlimmste Weise wehtut. und während ich litt, stellte ich fest, daß ich schrumpfte. Ich glaube, jetzt verstehe ich endlich den Grund, warum ich mich in diese Patsche gebracht habe. Nicht nur die Auswanderung ins Exil die ganze Angelegenheit.«
Der alte Mann sagte nichts.
»Du hast es dir bestimmt auch zusammengereimt, Claude. Schon längst.«
»Nun ja«, gestand er. »Als wir über deine Kindheit und diesen Tag im Grand Canon sprachen. Aber du mußtest es selbst herausfinden.«
Sie sagte leise: »Die erstgeborene Tochter, die in der warmen, italienstämmigen Familiengemeinschaft eine kleine Mama war. Die schwer arbeitenden berufstätigen Eltern, die sich auf ihre Hilfe beim Versorgen der süßen kleinen Brüder verließen. und wie gern tat sie es, und wie stolz machte die Verantwortung sie! Dann bereitet sich die Familie darauf vor, auf eine neue Welt auszuwandern. Aufregend! Aber die Tochter verdirbt sich alles, indem sie irgendwelche Muskeln überanstrengt und sich dann bei einem Sturz das Bein bricht.«
... Es ist doch nur eine kurze Woche im Tank, Liebes, und dann kommst du uns mit dem nächsten Schiff nach. Werde schnell gesund, Annamaria. Wir werden deine Hilfe auf Multnomah mehr denn je brauchen, großes Mädchen!
und du wurdest schnell gesund. Doch als du wieder gesund warst, waren sie alle tot umgekommen durch ein technisches Versagen bei der Translation ihres Sternenschiffs. Was konntest du also unternehmen, um gutzumachen? Du versuchtest in all den Jahren, ihnen zu zeigen, daß es dir leid tat, nicht mit ihnen gestorben zu sein. Du widmetest dich der Aufgabe, anderen Menschen das Sterben zu erleichtern, da du nicht imstande gewesen warst, es bei ihnen zu tun ...
»und gleichzeitig habe ich mich immerzu dagegen gewehrt, Claude. Das ist mir jetzt klar. Ich war im Grunde nicht morbid veranlagt, und ich war froh, am Leben und nicht tot zu sein. Aber dies alte Schuldgefühl verließ mich nie, obwohl ich es durch meinen Beruf so gut sublimiert hatte, daß ich nicht merkte, wie es mich aushöhlte. Jahrelang tat ich diese sehr schwere Arbeit und weigerte mich, wie alle anderen einen freien Tag oder Sabbath zu nehmen. Immer gab es einen Fall, der gerade meine Hilfe benötigte, und ich war immer stark genug, sie zu leisten. und am Ende ging alles in die Brüche. Die Dämonen waren nicht länger exorziert. Die emotionale Erschöpfung durch meine Arbeit und das verdrängte Schuldgefühl vermischten sich und wurden unerträglich.«
Die Stimme des alten Mannes war voller Mitgefühl. »und als nun die kontemplativen Orden dich mit Recht ablehnten, suchtest du und fandest etwas, das nach einer noch besseren Wiedergutmachung aussah ... Siehst du nicht ein, daß du dich selbst nicht genug geliebt hast, Amerie? Diese Vorstellung von einer Einsiedelei im Exil war endlich der richtige Stuhl mit dem Gesicht zur Wand.«
Sie hielt den Kopf von ihm abgewandt, so daß der breitrandige Hut ihr Gesicht verbarg. Sie sagte: »und so erweist sich die Exil-Eremitin also ebenso unecht wie die Nonne im Hospiz, die den Sterbenden Hilfe leistete.«
»Das letzte ist nicht wahr!« fuhr Claude auf. »Gen hat nicht so gedacht, und ich auch nicht. und ebenso wenig die Hunderten von anderen Leidenden, denen du geholfen hast. um Gottes willen, Amerie, versuch es in der richtigen Perspektive zu sehen! Jedes menschliche Wesen hat tiefe und oberflächliche Motive. Aber die Motivation macht das objektiv Gute, das wir tun, nicht ungültig.«
»Du willst, daß ich mein Leben weiterlebe und aufhöre, in meinen Wunden zu bohren. Aber, Claude ich kann jetzt nicht mehr zurück, auch wenn ich weiß, daß ich die falsche Wahl getroffen habe. Mir ist nichts mehr geblieben.«
»Wenn du noch eine Spur von Glauben hast, warum glaubst du dann nicht, daß du aus einem bestimmten Grund hier
Weitere Kostenlose Bücher