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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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offensichtlich, nicht wahr, ma Soeur? Sie wissen nicht, wie arm wir sind, welche Schwierigkeiten wir überwinden mußten. Die Tanu nennen uns die Geringen und wir haben den Namen voll Stolz übernommen. unsere Leute sind in vielen Jahren der Gefangenschaft entflohen, und man hielt sie einer Verfolgung kaum für wert. Die meisten von uns haben keine speziellen Talente, die sich gegen die Fremden anwenden ließen. Aber Sie in Ihrer Gruppe sind anders. Die Tanu würden Rache an Ihnen nehmen wir Geringen sehen in Ihnen jedoch unschätzbare Verbündete. Sie müssen sich uns anschließen! Felice kann auch ohne Ring Tiere kontrollieren, sogar bestimmte Menschen beeinflussen. Sie ist körperlich stark und eine im Wettkampf erfahrene Taktikerin. Sie, Amerie, sind Ärztin und Priesterin. Meine Leute mußten jahrelang ohne beides auskommen. Richard ist Navigator, ein früherer Sternenschiff-Kommandant. Ihm mag eine Schlüsselrolle in der Befreiung der Menschheit zufallen ...«
    »Nicht eine Minute lang!« knurrte der Pirat, seine Suppenkelle schwenkend.
    Claude schnippte Holzspäne ins Feuer. »Vergessen Sie mich nicht! Als alter Fossilienjäger kann ich Ihnen genau sagen, welches Pliozän-Tier Ihre Knochen zerknacken und das Mark heraussaugen wird, nachdem die Tanu und Firvulag mit Ihnen fertig sind.«
    »Sie sind schnell mit einem Scherz bei der Hand, Monsieur le Professeur«, bemerkte Madame empfindlich. »Vielleicht will uns der alte Fossilienjäger sein Alter verraten?«
    »Einhundertunddreiundreißig.«
    »Dann sind Sie zwei Jahre älter als ich«, gab sie zurück, »und ich erwarte, daß Sie unserer Gesellschaft Ihre reichhaltige Erfahrung zur Verfügung stellen werden. Wenn ich Ihnen meinen großen Plan für die Befreiung der Menschheit darlege, geben Sie uns wertvolle Ratschläge. Berichtigen Sie jede jugendliche Impulsivität, die ich zeigen mag.«
    »Da hast du es, Claude«, kicherte Richard. »Übrigens ... falls es irgend wen interessiert, dieser Kessel mit Eintopf ist so gar, wie er überhaupt gar werden kann.«
    »Dann wollen wir essen«, entschied Madame, »und Peo und die Krieger werden in Kürze eintreffen.« Sie erhob die Stimme. »Mes enfants! Kommen Sie alle zum Abendessen!«
    Langsam näherten sich alle Leute von den kleineren Feuern, Schüsseln und Trinkgefäße in der Hand. Die Gesamtzahl der Geringen belief sich auf vielleicht zweihundert, weit mehr Männer als Frauen und eine Handvoll Kinder, die so still und wachsam waren wie die Erwachsenen. Die meisten trugen Wildleder oder handgewebte Bauerntracht. Keiner beeindruckte durch seine körperliche Erscheinung, und keiner hatte sich in der wild-exzentrischen Art gewisser Zeitreisender in der Finiah-Karawane herausgeputzt. Die Geringen sahen weder niedergeschlagen noch verzweifelt oder fanatisch aus. Trotz der Tatsache, daß sie eben erst auf Madames mentalen Alarm hin um ihr Leben gerannt waren, schienen sie keine Angst zu haben. Sie grüßten die alte Frau ernst oder fröhlich, und viele von ihnen hatten ein Lächeln oder sogar einen Scherz für Richard und die anderen Köche, die das Essen austeilten. Wenn ein einziges Wort das Guerilla-Kontingent beschreiben soll, dann könnte es »normal« sein.
    Amerie studierte die Gesichter der freien Menschen und fragte sich, was diese relativ kleine Schar inspiriert haben mochte, sich den Fremden zu widersetzen. Hier waren Exilbewohner, deren Traum von neuem lebendig geworden war.
    War es möglich, daß dieser kleine Kern wuchs - vielleicht gar die Oberhand gewann?
    »Gute Freunde«, sagte Madame, »wir haben Neuankömmlinge unter uns, die Sie alle bereits gesehen haben, doch nur wenige haben sie kennengelernt. Ihnen ist es zuzuschreiben, daß wir uns hier versammeln mußten. Doch andererseits können wir hoffen, daß wir unser hohes Ziel mit ihrer Hilfe viel eher erreichen.« Sie hielt inne und sah von einem zum anderen. Es war kein Laut zu hören außer dem Knacken und Prasseln des Feuerholzes. »Während wir essen, will ich diese Neuankömmlinge bitten, uns zu erzählen, wie sie aus dem Gefängnis der Torburg zu diesem freien Ort gekommen sind.« Sie wandte sich an den Rest der Gruppe Grün und fragte: »Wer möchte Ihr Sprecher sein?«
    »Wer anders als er?« Richard wies mit der Kelle auf Claude.
    Der alte Mann stand auf. Er sprach beinahe eine Viertelstunde lang, ohne unterbrochen zu werden, bis seine Erzählung den Punkt erreichte, wo Felice den Angriff auf Epone einleitete. In diesem Augenblick zischte

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