Das vielfarbene Land
es laut. Ameries Kätzchen sprang von ihrem Arm und stellte sich wie ein Miniatur-Puma, der sich zur Wehr setzen will, in steifer Haltung der Tür gegenüber.
»Das ist Peo«, sagte Madame.
Zehn Männer, alle schwer bewaffnet mit Bogen und Dolchen, stapften durchnäßt in die Baumhöhle. Angeführt wurden sie von einem riesigen Mann mittleren Alters, der fast so massig war wie Stein. Er trug den Muschelschmuck und die gefranste Wildlederkleidung eines nordamerikanischen Indianers. Claude machte in seiner Erzählung eine Pause, bis diese Leute Essen und einen Platz nahe dem großen Feuer bekommen hatten. Dann nahm der Paläontologe den Faden wieder auf und erzählte die Geschichte bis zum Ende. Er setzte sich nieder, und Madame reichte ihm einen Becher mit Wein.
Niemand sprach, bis der grauhaarige Indianer fragte: »und es war Eisen Eisen, das die Lady Epone tötete?«
»Nichts anderes«, erklärte Richard. »Sie war in Stücke gerissen, und ich hatte ein paarmal mit dem Bronzeschwert auf sie eingeschlagen und trotzdem hätte sie mich beinahe noch bezwungen. Dann veranlaßte mich irgend etwas, es mit Felices kleinem Dolch zu versuchen.«
Der Indianer drehte sich zu dem Mädchen um und verlangte: »Geben Sie ihn mir!«
»und wer, zum Teufel, glauben Sie, daß Sie sind?« gab sie kühl zurück.
Er brüllte vor Lachen, und das Geräusch hallte in dem hohlen Stamm des Baums wie in einer Kathedrale wider. »Ich bin Peopeo Moxmox Burke, letzter Häuptling des WallawallaStammes und ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof des Staates Washington. Außerdem bin ich der derzeitige Anführer dieser Bande von Paskudnyaks und ihr Waffenmeister und ihr Kriegshäuptling. Darf ich jetzt bitte Ihren Dolch ansehen?«
Er lächelte Felice an und streckte seine große Hand aus. Sie klatschte ihm die goldene Scheide hinein. Burke zog die blattförmige kleine Klinge hervor und hielt sie ins Licht des Feuers.
»Rostfreie Stahllegierung mit immerscharfer Schneide«, sagte das Mädchen. »Ein verbreitetes Spielzeug auf Acadie, nützlich, um damit in den Zähnen zu stochern, Brot zu schneiden, Peilsender aus rasselnden Kühen herauszupopeln und gegebenenfalls Angreifer auszulöschen.«
»Es sieht bis auf das goldene Heft wie ein ganz gewöhnlicher Dolch aus«, meinte Burke.
»Amerie hat eine Theorie darüber«, warf Claude ein. »Erzähl es ihm, Kind!«
Burke hörte nachdenklich zu, als die Nonne ihre Hypothese über die möglicherweise tödliche Wirkung von Eisen auf ringtragende Fremde entwickelte. Dann murmelte er: »Es könnte sein. Das Eisen könnte die Lebenskraft beinahe wie ein Nervengift zerreißen.«
»Ich frage mich ...«, begann Felice und starrte Madame mit unschuldigem Gesichtsausdruck an.
Die alte Frau trat zu Häuptling Burke und ließ sich das Messer von ihm geben. Die versammelte Menge keuchte auf, als sie es an ihre eigene Kehle unterhalb des goldenen Halsrings setzte und in die Haut stach. Ein perlengroßer Tropfen dunklen Blutes erschien. Sie gab Burke den Dolch zurück.
»Es scheint«, bemerkte Felice sanft, »daß Madame aus stärkerem Stoff besteht als die Tanu.«
»Sans doute«, war die trockene Antwort der alten Frau.
Burke betrachtete die kleine Klinge. »Es ist unglaublich, daß wir nie daran gedacht haben, Eisen gegen sie einzusetzen. Aber Vitredur- und Bronzewaffen waren so leicht zugänglich. und uns ist nie ein Licht darüber aufgegangen, warum sie in der Torburg alle Gegenstände aus Stahl konfisziert haben ... Khalid Khan!«
Einer aus der Menge, ein hagerer Mann mit brennenden Augen, einem schütteren Bart und einem makellos weißen Turban, stand auf. »Ich kann Eisen ebenso gut riechen wie Kupfer, Peo. Sie brauchen nichts weiter zu tun, als das Erz zu liefern. Das religiöse Tabu, das die Tanu bei ihren menschlichen Untertanen für Eisenwaren aufgestellt haben, ließ uns aus reiner Trägheit weiter mit Kupfer und Bronze arbeiten.«
»Wer weiß, wo Eisenerz gefunden werden könnte?« fragte Madame die Gemeinschaft. Schweigen herrschte, doch dann sagte Claude: »Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Wir alten Fossilienjäger verstehen uns auch ein bißchen auf die Geologie. Etwa hundert Kilometer nordwestlich von hier das Moseltal hinab müßte ein zugängliches Lager sein. Schon die primitiven Menschen haben es abgebaut. Es wird sich in der Nähe der zukünftigen Stadt Nancy befinden.«
»Das Läutern des Erzes müßten wir da oben vornehmen«, meinte Khalid Khan. »Pfeilspitzen wären das
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