Das vielfarbene Land
dem Pfad lag. Große Zypressen erhoben sich zu beiden Seiten aus Tümpeln braunen Wassers. Wo die Morgensonne durch die Bäume drang, waren Wolken von tanzenden Mücken und scharlachfarbene Libellen, die unter ihnen jagten. Ein hummergroßer Flußkrebs, vielleicht angezogen von dem Blut, das ins Wasser tropfte, krabbelte langsam den niedrigen Damm herauf, der den Pfad über die Rhein-Niederungen erhob.
Peopeo Moxmox Burke saß an einen bemoosten Baumstamm gelehnt. Er stöhnte, als Claude und Madame Guderian sein Wildlederhemd und ein Bein seiner Hose aufschnitten.
»Das Horn scheint Ihre Rippen nur gestreift zu haben, ma petit peau-rouge. Trotzdem werde ich die Wunde nähen müssen. Claude, geben Sie ihm ein Betäubungsmittel.«
»Kümmern Sie sich um Steffi«, bat der Häuptling mit zusammengebissenen Zähnen.
Claude schüttelte nur den Kopf. Er entnahm der Arzttasche, die Amerie für sie gepackt hatte, eine Herendorf-Minispritze und setzte sie Burke an die Schläfe.
»O Gott. Jetzt ist mir besser. Was ist mit dem Bein? Ich habe gespürt, wie die Zähne des Untiers auf den Knochen stießen.«
Claude sagte: »Ihr Wadenmuskel ist völlig zerfetzt. und Sie können darauf wetten, diese Stoßzähne waren von oben bis unten voll mit giftigem Schmutz. Wir haben keine Möglichkeit, Sie hier zusammenzuflicken, Peo. Ihr einzige Chance ist eine professionelle Behandlung zu Hause durch Amerie.«
Leise fluchend ließ Burke seinen massigen grauen Kopf gegen die Zypresse sinken und schloß die Augen. »Bin selbst schuld. Ich dummer Schmuck ich dachte nur daran, unsere Spuren auszulöschen, indem ich uns durch diese Stelle mit stinkenden Kannensträuchem führte. Ich hielt nach Fährten von Stoßzahn-Elefanten und Bärenhunden Ausschau ... und wir werden von einem gottverdammten Schwein überfallen!«
»Ruhig, Kind!« befahl Madame. »Sie müssen stillhalten, wenn ich nähe.«
»Es war kein gewöhnliches Wildschwein«, sagte Claude. Er bedeckte die Wunde mit antibiotischer Watte und umwickelte das Bein des Häuptlings mit poröser Folie. Die Dekamol-Schiene lag aufgeblasen bereit. »Ich glaube, das Tier, das diese Arbeit an Ihnen verrichtet hat, war kein anderer als Kubanochoerus, der riesige einhörnige kaukasische Eber. Angeblich soll er im Pliozän schon ausgestorben gewesen sein.«
»Ha! Erzählen Sie das Steffi, dem armen Faygeleh.«
»Alles übrige kann ich für Peo tun, Claude«, sagte Madame. »Kümmern Sie sich um Martha!«
Der Paläontologe ging hinüber zu der hysterischen Ingenieurin, sah ihren entsetzten Blicken und ihren schwankenden Bewegungen eine Weile zu und erkannte, was getan werden mußte. Er faßte sie am Handgelenk und riß sie grob in die Höhe. »Wollen Sie wohl den Mund halten, Mädchen? Ihr Gebrüll bringt uns die Soldaten auf den Hals! Glauben Sie, Steffi würde das wollen?«
Martha keuchte vor Wut und Erstaunen und holte aus, um dem alten Mann ins Gesicht zu schlagen. »Woher wissen Sie, was Steffi wollen würde? Sie haben ihn gar nicht gekannt! Aber ich. und er war freundlich und gut, und er sorgte für mich, als meine verdammten Eingeweide ... als ich krank war. und jetzt sehen Sie sich ihn an! Sehen Sie ihn an!« Ihr verwüstetes, einstmals schönes Gesicht verzerrte sich in neuem Weinen. Marthas zornige Aufwallung gegen Claude verflog, und ihr Arm fiel herab. »Steffi, oh, Steffi«, flüsterte sie, dann fiel sie gegen den kräftigen alten Mann. »Eben noch ging er vor mir und lächelte mir über die Schulter zu, und nun ...«
Das graue ungeheuer war blitzschnell aus einem Binsendickicht hervorgebrochen und hatte die Reihe der Wanderer im mittleren Teil angegriffen. Es schleuderte Stefanko in die Luft, und dann zerfetzte es ihn. Der Häuptling zog seine Machete und versuchte dem Tier Einhalt zu gebieten. Dadurch zog er den Angriff auf sich. Fitharn war in illusionistischen Flammen aufgelodert, und das hatte den Eber von dem natürlichen Damm weg in den seichten Sumpf getrieben. Felice und Richard folgten der Feuerkugel mit schußbereiten Bogen und überließen es den übrigen, den Verwundeten zu helfen. Aber für Stefanko kam jede Hilfe zu spät.
Claude hielt die bebende Martha in seinen Armen, dann zog er sein Buschhemd aus der Hose und benutzte den Saum, um ihr die überströmenden Augen abzuwischen. Er führte sie an den tiefliegenden moosbewachsenen Platz, wo Madame das Bein des Häuptlings schiente, und setzte sie auf den Boden. Die Wildlederhose der Ingenieurin war an den Knien
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