Das vielfarbene Land
sie auf freies Feld zu führen.
»Alles in Ordnung, Sportsfreund. Du kannst jetzt mit mir kommen. Die anderen werden uns schon folgen.«
Bryan entdeckte, daß die gewöhnliche Stimme einem dürren, tiefgebräunten Mann mit gräulich-blondem Haar und einer langen, nach einer Seite gebogenen Nase gehörte. Er hatte einen vorstehenden Adamsapfel und trug ein gewundenes Halsband aus dunklem Metall, etwa so dick und so rund wie ein Finger. Es war mit komplizierten kleinen Einkerbungen versehen und vorn mit einem knopfähnlichen Schloß befestigt. Seine Jacke, offensichtlich aus feingesponnener Wolle, trug eine Spur eingetrockneten verkleckerten Essens die Vorderfront herunter. Aus irgendeinem Grund beruhigte Bryan das. Er widersetzte sich nicht, als der Mann von neuem begann, ihn den Pfad entlangzuziehen.
Sie stiegen einen kleinen Hügel hinauf, zweihundert Meter vom Standort des Zeitportals entfernt. Die Gedanken des Anthropologen klärten sich, und nun bemerkte er aufgeregt eine steinerne Festung von beträchtlicher Größe, die, nach Osten blickend, auf der Erhebung thronte. Sie hatte keine Ähnlichkeit mit den Märchenschlössern Frankreichs, sondern eher mit den einfacheren Burgen seines englischen Heimatlandes. Abgesehen davon, daß die Motte fehlte, sah sie ungefähr wie Bodiam in Sussex aus. Als sie näherkamen, sah Bryan, daß sie einen äußeren Ringwall aus rauhem Mauerwerk hatte, ungefähr zweimal mannshoch. Dahinter lag ein ringsumlaufender Außenhof, und in diesem erhob sich ein vierseitiges Gebäude, ein hohler Würfel ohne zentralen
Turm, mit Türmchen an den Ecken und einem großen Wachtturm am Eingang. Über dem Tor hing das Bild eines bärtigen menschlichen Gesichts, aus gelbem Metall geschmiedet. Sie waren kurz vor der Außenmauer, als Bryan ein unheimliches Heulen hörte.
»Hier durch, Kumpel«, sagte der Führer beruhigend. »Achte gar nicht auf die Amphicyons!«
Sie betraten einen Torweg, der durch die Außenmauer zu den Fallgattern des Wachtturms führte. Auf beiden Seiten waren starke hölzerne Gitter. Ein Dutzend riesiger Geschöpfe galoppierte schwerfällig an die Stangen heran und begann zu geifern und zu knurren.
»Interessante Wachhunde«, bemerkte Bryan mit nicht ganz fester Stimme.
Der Führer trieb ihn weiter. »Ganz recht! Primitive Caniden. Bärenhunde nennen wir sie. Sie wiegen etwa dreihundert Kilo und fressen alles, was sie nicht zuerst frißt. Wenn wir die Festung sichern müssen, ziehen wir einfach diese Gitter hoch und geben den Tieren Zugang zum ganzen Außenhof.«
Innerhalb des großen Wachtturms führte ein Korridor nach rechts und links zu peripheren Räumen hinter der dicken Mauer. Der Führer brachte Bryan über eine offene Treppe in das erste Stockwerk. Hier waren die Flure weiß getüncht, und es gab hübsche bronzene Wandleuchter mit Ölbehältern, die bei Dunkelwerden angezündet werden konnten. Fenster in tiefen Nischen, die auf den Innenhof gingen, ließen Tageslicht in den Flur.
»Wir haben für jeden von euch einen kleinen Empfangsraum bereit«, sagte der Wächter. »Setz dich und ruh dich aus und mach ein Nickerchen, wenn du willst!« Er stieß eine schwere Holztür auf und ging in ein Zimmer voran, das etwa vier mal vier Meter maß. Auf dem Boden lag ein dicker wollener Teppich in Braun- und Grautönen. Sessel und Bänke aus gedrechseltem Holz zeigten überraschend gute Handwerksarbeit. Einige hatten geflochtene Sitze und Lehnen, während andere mit schwarzen wollenen Kissen gepolstert waren. Auf einem niedrigen Tisch standen Keramikkrüge mit heißen und kalten Flüssigkeiten, Trinkbecher, eine Schüssel mit purpurnen Pflaumen und kleinen Kirschen und ein Teller mit Kümmelkuchen.
Der Führer half Bryan, den Rucksack abzunehmen. »Toilette hinter der Tür mit dem Vorhang. Manche Neuankömmlinge haben das Bedürfnis. Ein Mann vom Befragungsausschuß wird in etwa zehn Minuten zu dir kommen. Mach es dir inzwischen gemütlich.«
Er ging hinaus und schloß die Tür.
Bryan trat an ein schießschartenähnliches Fenster in der Außenwand und betrachtete durch ein ornamentales Bronzegitter die Landschaft. In dem schmalen Raum unten konnte er Amphicyons herumspazieren sehen. Jenseits der Umfassungsmauer lagen der Pfad und der Felsvorsprung mit den vier Ecksteinen, die die Position des Zeitportals markierten. Bryan beschattete seine Augen gegen die aufgehende Sonne und sah auf die sich in sanften Wellen zum Rhônetal hin absenkende Savanne. Eine kleine Herde
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