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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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der Wikinger sei »behandelt« worden, um weitere Schwierigkeiten zu verhindern. Sie alle wußten, was das hieß.
    »Ist irgend jemand von den anderen hier?« erkundigte sich Felice.
    »Nur Richard«, antwortete der alte Mann. »Aber er schläft, seit er heute morgen hergebracht wurde. Ich konnte ihn nicht wach kriegen. Vielleicht solltest du ihn dir einmal ansehen, Amerie.«
    Die Nonne nahm ihren Rucksack und folgte Claude zu Richards Bett. Es war von leeren Betten umgeben, und der Grund dafür war nur zu klar. Der schlafende Mann hatte sich beschmutzt. Er hatte die Arme fest über der Brust verschränkt und die Knie beinahe bis ans Kinn gezogen.
    Amerie hob sein eines Augenlid, dann maß sie ihm den Puls. »Jesus, das ist beinahe schon Katatonie. Was können sie nur mit ihm gemacht haben?«
    Sie suchte in ihrem Rucksack und fand eine Minispritze, die sie an Richards Schläfe drückte. Als der winzige Kolben in sich zusammenfiel und das wirksame Medikament in den Blutkreislauf des Bewußtlosen geriet, gab er ein schwaches Stöhnen von sich.
    »Es gibt eine Chance, daß das ihn wieder zu sich bringt, falls er noch nicht zu weit hinüber ist«, sagte die Nonne. »Wollt ihr mir inzwischen helfen, ihn zu säubern?«
    »In Ordnung.« Felice begann sich aus ihrer Rüstung zu schälen. »Sein Rucksack ist hier. Er hat bestimmt andere Sachen dabei.«
    »Ich hole Wasser.« Claude ging in den Waschraum, wo ein Steintrog über eine Leitung vom Brunnen her mit Wasser versorgt wurde. Er füllte einen hölzernen Eimer und nahm Seife und mehrere rauhe Handtücher an sich. Als er sich auf dem Rückweg zwischen den Betten hindurchwand, erspähte ihn einer der Zigeuner.
    »Du hilfst deinem Freund, alter Mann. Aber vielleicht ist er besser dran, wie er ist. Ohne Nutzen für sie!«
    Eine Frau mit haarlosem Kopf klammerte sich an Claude fest. Sie trug ein zerknittertes gelbes Gewand, und ihr orientalisches Gesicht war von Narben verwüstet, ein ungewöhnlicher Anblick. Möglich, daß sie mit ihrer Religion zusammenhingen. »Wir wollten frei sein«, krächzte sie. »Aber diese ungeheuer aus einer anderen Galaxis werden uns versklaven. und das Schlimmste daran ist, daß sie menschlich aussehen.«
    Claude machte sich von ihr frei und setzte seinen Weg zu Richards Bett fort. Das Schreien und Flüstern anderer Gefangener versuchte er zu ignorieren.
    »Ich habe ihm noch einen Schuß gegeben«, sagte Amerie finster. »Er wird ihn aufwecken oder umbringen. Verdammt wenn wir ihm doch nur einen Zuckertopf geben könnten!«
    Der Ritter schrie auf. »Sie beginnen, die Feenrosse zu satteln! Bald werden wir auf dem Weg nach Narnia sein!«
    »Sieh nach, was da vor sich geht, Claude!« befahl Felice.
    Er drängte sich zwischen denen hindurch, die nach draußen eilten, und es gelang ihm, bis dicht an die perforierte Mauer vorzudringen, die den Innenhof abgrenzte. Stallknechte führten Chalicotherien paarweise aus dem Gehege und banden sie an Reihen von Stangen fest, die quer über den Hof führten. Weitere Diener trugen Sattelzeug herbei und befestigten Packen auf den Rücken der Tiere. Auf einer Seite waren acht Tiere zu einer speziellen Behandlung abgesondert worden. Ihre mit Bronzenägeln besetzten Geschirre und andere Teile der Ausrüstung kennzeichneten sie als Reittiere für Soldaten.
    Eine belustigte Stimme neben Claude sagte: »Man scheint der Meinung zu sein, daß wir auf der Reise nicht viel Bewachung brauchen, stimmt' s?« Es war Basil, der Bergsteiger, der den Vorgängen interessiert zusah. »Ah! Das ist die Erklärung. Begreifst du die sinnige Veränderung an den Steigbügeln?«
    Bronzeketten baumelten von ihnen nieder. Sie waren mit engen Lederhülsen gepolstert und würden wahrscheinlich locker genug um die Knöchel sitzen, um nur wenig unbequem zu sein, sobald sie festgemacht waren.
    Das Satteln brauchte seine Zeit, und die Sonne senkte sich im Westen hinter der Burg. Es lag auf der Hand, daß ein Nachtmarsch geplant war, um die Tageshitze auf der Savanne zu vermeiden. Eine Gruppe von vier Mann, angeführt von einem Offizier in einem kurzen blauen Mantel, marschierte an das Hoftor und öffnete es. Die Soldaten trugen leichte bronzene Kesselhelme und Rüstungsteile über braunen Hemden und kurzen Hosen. Bewaffnet waren sie mit kompliziert zusammengesetzten und gespannten Bogen, bronzenen Kurzschwertern und Vitredur-Lanzen. Als die Soldaten den Pferch betraten, wichen die Gefangenen zurück. Der Offizier redete die Menge in sachlichem Ton

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