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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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einem von ihrem Halsring erzeugten Schirm verborgen, der leicht zu durchdringen ist. Aber paß auf, damit sie davon nichts merken! Obergehe Aiken und die anderen silberberingten Gefangenen, den Mann Raimo und die Frau Sukey! Ihr infantiles mentales Gebrabbel schabt an den Nerven, wie das Gekratze eines Anfängers den empfindlichen Ohren eines Violinvirtuosen wehtut. Ignoriere die grauberingten Wächter und den armen, bewußtlosen Stein und Bryan, dessen Gehirn noch frei ist und von anderen Ketten als denen, die er selbst geschmiedet hat! Laß sie alle und schweife weit hinaus!
    Lausche zurück zu der Burg, wo die Stimme eines anderen Fremden ja singt. Die goldenen Klänge rufen ein Echo von gedämpfteren Silberund Graunoten hervor. Lausche voraus, näher heran an den großen Fluß, auf einen ganzen Komplex fremdartigen Gemurmels: Frohlocken, Ungeduld, Vorfreude auf dunkle Lust, Grausamkeit. (Laß diese Scheußlichkeit bis später.) Lausche nach Osten, Norden, Nordwesten und Süden. Nimm andere Konzentrationen wahr, goldene amorphe Klumpen, die die Anwesenheit weiterer künstlich verstärkter fremder Gehirne anzeigen. Ihre Gedanken sind zu zahlreich und zu ungezielt, als daß dein sich erholendes Gehirn sie aussortieren könnte, ihre Harmonien und gelegentlichen Energiespitzen, so merkwürdig und doch so schmerzend vertraut in ihrer Ähnlichkeit mit dem metapsychischen Netzwerk des lieben verlorenen Milieus.
    Lausche auf die Anomalien! Verwischtes Geschnatter und kindische Vorstöße. Weitere nichtmenschliche Gehirne unverstärkt von Halsreifen, vielleicht echt operant? Was? Wer? Wo? Daten unzureichend, aber es sind viele vorhanden. Lausche auf die schwachen Spuren der Angstmuster und Schmerzmuster und Resignations-Verlust-Muster, die von Gott weiß woher kommen und durch Gott weiß was entstehen. Zieh dich zurück! Drück dich an ihnen vorbei und zieh weiter hinaus und lausche! Lausche!
    Da! Ein flüchtiger Kontakt aus dem Norden, der in krampfhafter Wahrnehmung zerbricht, sobald du ihn aufnimmst. Tanu? Ein besonders starker menschlicher Fernsprecher? Du rufst ihn, aber du erhältst keine Antwort. Du projizierst Freundschaft und Sehnsucht, aber du hörst nichts ... Vielleicht hast du es dir doch nur eingebildet.
    Lausche weit, weit hinaus! Horch die ganze Exilwelt ab! Ist irgend jemand von euch hier, Schwestern und Brüder des Geistes? Vermag irgendwer in der einmaligen menschlichen Art, von der die Fremden nicht wissen können, fernzuspüren? Antwortet Elizabeth Orme Fernsprecherin Redakteurin Sucherin Hofferin Beterin! Antwortet...
    Planetare Aureole. Emanationen von niedrigeren Lebensformen. Mentales Gewisper von normaler Menschheit. Das ", Geschwätz der Tanu und ihrer beringten Diener. Ein unkenntliches Gemurmel von der anderen Seite der Welt, vergehend wie ein erinnerter Traum. Ist das wirklich oder ein Echo? Phantasie oder Realität? Du spürst ihm nach, du verlierst es. Du schwebst verzweifelnd über ihm und kommst zu dem Schluß, daß es nie vorhanden war. Die Erde ist stumm.
    Geh über den Welt-Halo hinaus und erkenne die dröhnenden Harmonien der verborgenen Sonne und die dünneren Arpeggios der Sterne nah und fern, das Klingen ihrer eigenen Planeten und ihres Lebens. Keine metapsychische Menschheit? Dann rufe die zu deiner Zeit schon alte Lylmik-Rasse, die zarten Kunsthandwerker mentaler Wunder ... sie existieren noch nicht. Ruf die Krondaku ungeachtet ihrer furchterregenden Körper Brüder im Geiste ... aber auch sie sind noch eine embryonale Rasse, und ebenso ist es mit den Gi, den Poltroyanern und den groben Simbiari. Das lebende Universum ist noch nicht vereint, der Geist noch zu sehr der Materie verhaftet. Das Milieu ist in seiner Kindheit und die Gesegnete Diamant-Maske noch ungeboren. Da ist niemand, der antworten könnte.
    Elizabeth zog sich zurück.
    Ihre Augen richteten sich auf ihre Hände. Der Diamantring, das Symbol ihres Berufs, leuchtete schwach, spöttisch. Banale mentale Bilder fluteten an sie heran und bespritzten sie. Die weit offene Subvokalisierung des Soldaten Billy, der über die alternden, aber erreichbaren Reize einer Kneipenwirtin in einem Ort namens Roniah nachdenkt. Der andere Wächter, Seung Kyu mit Namen, ganz damit beschäftigt, wie er bei irgendeinem Wettstreit setzen soll, dessen Ausgang von der Teilnahme Steins abhängen mochte. Der Captal sandte Schmerzwellen von einer Brandwunde in seiner Achselhöhle aus, auf die die bronzene Brustplatte seiner leichten Rüstung

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