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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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gewesen
wäre, wäre der Kopf sicher abgetrennt worden. Haben Sie schon mal so ein Werkzeug gesehen, mit dem die Schlachter die Knochen zerhacken?«
    Van Veeteren nickte. Langsam bereute er es, daß er in Sylvies Luxusbäckerei drei Kopenhagener gegessen hatte.
    »Und der Todeszeitpunkt?«
    »Ungefähr zwischen halb zwölf und halb eins.«
    »Können Sie es genauer schätzen?«
    »Eher gegen halb zwölf ... elf Uhr vierzig, wenn der Kommissar mich drauf festnageln will.«
    »Hatten Sie so was schon mal unter den Fingern?« Van Veeteren zeigte auf die blaßblaue Leiche.
    »Nein, aber man lernt, solange man lebt.«
     
    Obwohl es bereits dreieinhalb Tage her war, seit man die Leiche von Ernst Simmel gefunden hatte, fast vier, seit er ermordet worden war, hatte der Tatort immer noch nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Die Polizei hatte ihn mit rotweißem Band und Warnschildern abgesperrt, aber außerhalb dieser Absperrung zog sich immer noch ein dünner Strom von Menschen vorbei, ein dünnes Rinnsal von Kaalbringer Einwohnern, die die Gelegenheit nicht versäumen wollten, die weißen Absperrpfosten im Gebüsch und die dunklen Flecken von Menschenblut auf dem Weg in Augenschein zu nehmen.
    Polizeianwärter Erwin Bangwar derjenige, den das Los getroffen hatte, für Ordnung und genügend Abstand am Tatort zu sorgen, und er hatte diesen Auftrag mit aller Akkuratesse und Sorgfalt erfüllt, die sein hundertzwanzig Kilo schwerer Körperzuließ. Sobald es mehr als zwei Besucher wurden, ermahnte er sie.
    »So, so! Nun aber bitte weitergehen! Immer weitergehen!«
    Van Veeteren erschien es eher wie eine Verkehrslenkungsmaßnahme als sonst etwas. Aber das war natürlich von untergeordneter Bedeutung.
    »Schickst du bitte die Leute weg, damit der Hauptkommissar und ich uns in Ruhe umgucken können«, sagte Bausen.

    »Weg da!« donnerte Bang los, so daß eine Wolke von Krähen und Wildtauben aufstob. »Und zwar sofort! Dies hier ist eine Tatortuntersuchung!««
    »Und du kannst auch eine Tasse Kaffee trinken gehen«, sagte Bausen zu ihm, als sie unter sich waren. »Wir bleiben ungefähr eine halbe Stunde hier... und ich denke, danach sollten wir die Absperrung abbauen. Du kannst dann das Zeug ins Revier bringen.«
    »Wird gemacht!« erklärte Bang und grüßte vorschriftsmäßig. Er enterte sein Dienstfahrrad und begab sich die Esplanade hinunter zum Hafencafé.
    »Ja, ja«, sagte Bausen und schob die Hände in die Taschen. »Das war der Polizeianwärter Bang.«
    Van Veeteren sah sich um.
    Bausen zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche.
    »Willst du eine?«
    »Nein«, sagte Van Veeteren, »aber ich nehme trotzdem eine. Können wir ein kleines Experiment machen?«
    »Euer Wille ist mir Befehl«, sagte Bausen und zündete zwei Zigaretten an. Reichte Van Veeteren eine. »Um was geht’s?«
    »Wir gehen diesen Weg zwanzig, dreißig Meter weiter. Dann gehe ich zurück, und du folgst mir auf den Fersen, mal sehen, ob ich dich hören kann.«
    »Okay«, sagte Bausen. »Aber ich habe das schon ausprobiert. Es ist ein Trampelpfad. Da hört man keinen Mucks.«
    Der Versuch wurde ausgeführt und Bausens Voraussage zu hundert Prozent bestätigt. Das entfernte Rauschen des Meeres und der Wind in den Bäumen genügten, um alle anderen Geräusche zu übertönen. Es war Bausen sogar gelungen, Van Veeteren eine Hand auf die Schulter zu legen, ohne daß dieser es merkte...
    »Und dann war er dran«, sagte Bausen.
    Van Veeteren nickte.
    »Habt ihr alles gründlich untersucht?« fragte er.
    »Den Tatort? 0 ja, das kann man wohl sagen. Wir haben
jeden einzelnen Grashalm durchkämmt. Nicht eine Spur! Nur Blut und noch mal Blut. Es ist verdammt trocken, weißt du. Hat seit drei Wochen nicht geregnet... nirgends weicher Boden, kein einziger Abdruck. Nein, ich glaube, wir sollten uns lieber anderen Dingen zuwenden. An einer Stelle sieht es so aus, als hätte er die Waffe dort abgewischt, das ist alles.«
    »Wie im Eggers-Fall?«
    »Die gleiche Geschichte. Wir haben uns lange Zeit mit einem Zigarettenstummel beschäftigt, aber schließlich stellte sich heraus, daß er zwei Tage zu alt war... dabei hat er einige Leute für eine Woche in Atem gehalten.«
    »Hat dieser Meuritz eigentlich Unterstützung von irgendwelchen Technikern gehabt?« überlegte Van Veeteren.
    »Von vier Stück. Nicht, daß ich glaube, das wäre notwendig gewesen. Ein verflucht guter Mann, auch wenn die Zusammenarbeit mit ihm manchmal etwas nervig sein kann.«
    Van Veeteren

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