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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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damit die Leute es verstanden, das würden sie sowieso nicht... erschrecken vielleicht, aber nicht verstehen... sondern um seiner selbst willen.
    Und um ihretwillen.
     
    Am Vormittag erledigte er praktische Dinge. Überprüfte seine Waffe. Putzte die Schneide, bis ihre Schärfe fast unvergleichlich war ... wickelte sie danach in ein Stück Musselinstoff und
versteckte sie an der gewohnten Stelle. Verbrannte den Mantel und den Hut im Kamin, jetzt waren andere Verkleidungen nötig. Er saß eine ganze Weile rauchend am Küchentisch und dachte über die Vorgehensweise nach, schließlich entschied er sich für den künstlerischen Moment, der zwar ein gewisses Risiko beinhaltete, aber eigentlich nur ein äußerst kleines, wie er sich selbst beruhigte. Er zweifelte keine Sekunde daran, daß er diesmal die Schlagzeilen im Fernsehen wie auch in den Zeitungen beherrschen würde, einen Tag lang auf jeden Fall, vielleicht sogar ein paar Tage lang.
    Überraschend eigentlich. Denn das war ja in keiner Weise seine Zielsetzung gewesen, aber vielleicht stimmte es ja doch, was man sagte: Wieviel öfter sterben doch die Menschen auf dem Kampfplatz als zu Hause im Bett! Und wieviel bedeutet dabei doch der Kampf selbst! Die Geschehnisse und das Spiel.
    Oder hatte er da etwas mißverstanden? Wie dem auch sei, man konnte nicht leugnen, daß alles eine Dimension bekommen hatte, die er anfangs nicht vorausgesehen hatte, mit der er nicht gerechnet hatte. Eine unerwünschte Richtung und die Süße der Verlockung, die natürlich mit dem Grundproblem selbst nichts zu tun hatte.
    Mit dem Leben. Mit dem Tod.
    Mit der Notwendigkeit.
     
    Am Abend ging er spazieren. Teilweise, um die betreffende Gegend ein wenig zu erkunden, teilweise, um einen dumpfen Drang, sich in der Stadt zu bewegen, zu befriedigen. In seiner Stadt.
    Kaalbringen. Ein Ort, der langsam von der flachen Ebene bis zur Steilküste im Osten hochkletterte. Der die Bucht umrundete, die Landzunge, die wie ein mahnender Finger ins offene Meer hinauszeigte, das städtische Hafenbecken mit den Landestegen und der Mole, den Bootshafen mit den unbeweglichen Luxusbooten, die sich an Poldern und Stegen scheuerten...
Eine ganze Weile verbrachte er oben zwischen den Klosterruinen von St. Hans bei Wind, mit tanzenden und kreischenden Möwen um sich herum; er schaute auf die Gassen hinunter, auf den Marktplatz und das Gedränge der Häuser. Auf die Kirchen: Bunge, Sancta Anna und Pieter, Kupfer, Kupfer und rote Ziegel – die beiden Hotels, die mit dem Rücken zum Land dem Meer die Stirn boten – See Wharf und das alte Bendix, den Stadtwald wie eine grüne, spaltende Klinge, die Einfamilienhäuser in Rikken und Werdingen. Auf der anderen Seite, kaum zu sehen im Nachmittagsdunst: die Mietskasernen in Pampas, Vrejsbakk und das Industriegebiet wie eine Miniaturanlage hinten am Fluß.
    Sein Kaalbringen. Plötzlich durchfuhr ihn, daß er schon lange keine so intensive Beziehung mehr gespürt hatte wie jetzt. Vielleicht lag darin eine Bedeutung und ein Trost... er war der Henker. Da unten lag die Stadt in seinem Eisengriff. Da unten gingen die Menschen jetzt abends nur noch in Gruppen hinaus, oder sie schlossen sich ein. Sein Schatten ruhte schwer und finster auf der Stadt. Wenn man den Namen des Ortes draußen im Land in den Mund nahm, dann war er der Grund dafür ...
    Und gerade darin lag die unerwartete Dimension. Die so fern von der Triebkraft lag. Vom Motiv.
    Ob sie etwas dagegen einzuwenden gehabt hätte? Er glaubte es nicht. Vielleicht würde es sie auch auf eine unergründliche Art freuen.
    Brigitte. Gitte.
     
    Erst als unten die Lichter angezündet wurden, merkte er, daß die Dunkelheit über ihn gekommen war. Er schob seine Hände in die Taschen und machte sich langsam auf den Rückweg in die Stadt. Dachte noch einmal über den Zeitplan nach... zwei Tage gab er sich, mehr nicht. Morgen abend oder am Abend danach, der Rhythmus war nicht unwichtig.
    Es hatte einen Sinn, der inneren Stimme zu folgen.

14
    »Es gibt einen ganz kleinen Zusammenhang«, sagte Beate Moerk, »aber darauf darf man natürlich nicht allzuviel geben.«
    »Und welchen?« fragte Kropke, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden.
    »Beide, Eggers und Simmel, waren neu in der Stadt... na ja, Simmel ist ja zurückgekommen. Aber auf jeden Fall waren beide beispielsweise vor einem Jahr noch nicht hier.«
    Van Veeteren faltete die Zeitung zusammen und verließ seinen Platz in der Fensternische.
    »Wann ist Eggers

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