Das vierte Opfer - Roman
aus irgendeinem Grund übel gesinnt war?«
»Nein, ich glaube, er war bei den meisten ziemlich beliebt.«
»Vielleicht am Arbeitsplatz?« versuchte es Münster, aber Beatrice Linckx schüttelte nur den Kopf.
»Bevor wir gehen«, erklärte Beate Moerk, »möchten wir Sie um eine Liste bitten mit den engsten Freunden und den Kollegen, mit denen Maurice am meisten zu tun hatte. Vielleicht können Sie uns aber jetzt schon die wichtigsten nennen?«
»Die ihn ermordet haben könnten, meinen Sie?«
Zum ersten Mal war ein Hauch von Feindseligkeit in ihrer Stimme zu hören.
»Die meisten werden tatsächlich von einer ihnen nahestehenden
Person ermordet«, sagte Münster. »Das ist zwar schwer zu akzeptieren, aber so ist es leider.«
»Aber worauf wollen Sie eigentlich hinaus?« fragte Beatrice Linckx, und auf ihren Wangen zeigte sich eine gewisse Röte. »Mir fällt nicht ein einziger Name ein ... ich habe nicht den geringsten Verdacht. Ich bin davon ausgegangen, daß wir es hier mit diesem Wahnsinnigen zu tun haben... stimmt das denn nicht? Der hat doch schon zwei umgebracht, die nicht das geringste mit Maurice zu tun hatten.«
»Entschuldigen Sie, Frau Linckx«, sagte Beate Moerk. »Wir müssen leider alle möglichen Arten von Fragen stellen, die manchmal bizarr und unverschämt erscheinen mögen. Versprechen Sie uns wenigstens, daß Sie von sich hören lassen, sobald Ihnen irgend etwas einfällt, was mit dem Mord zu tun haben könnte, und sei es auch nur eine Kleinigkeit?«
»Ein Telefongespräch. Jemand, der etwas Merkwürdiges gesagt hat. Ob Maurice sich in irgendeiner Weise merkwürdig verhalten hat«, ergänzte Münster.
»Ja, natürlich«, sagte Beatrice Linckx. »Ich will ja gar keine Kritik an der Polizei üben. Natürlich möchte ich nichts lieber, als daß Sie ihn fassen.«
»Gut«, sagte Münster. »Apropos Kollegen, übrigens... Doktor Mandrijn, ist das jemand, mit dem Maurice viel zu tun gehabt hat? Er arbeitet auch im Krankenhaus.«
Sie überlegte.
»Ab und zu, glaube ich«, sagte sie. »Aber nicht so viel ... ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn schon einmal gesehen habe, aber Maurice hat seinen Namen ein paarmal erwähnt.«
Inspektorin Moerk machte sich Notizen und biß auf ihren Stift.
»Sie selbst arbeiten also im Seldonheim?« fragte sie.
»Ja.«
»Als Fürsorgerin?«
»Psychologin eher...«
»Haben Sie dort Kontakt mit Pierre, Maurices Bruder?«
Beatrice trat ans Fenster und schaute auf den Park hinaus, bevor sie antwortete.
»Niemand hat Kontakt mit Pierre«, sagte sie dann. »Kein Mensch.«
»Ich verstehe«, sagte Beate Moerk.
Als sie nach draußen kamen, hatte es wieder angefangen zu regnen, und als sie vorschlug, ein Glas Bier in der Blauen Barke zu trinken, stimmte er ohne größere Umschweife zu. Zwar hatte es genug Tee gegeben, damit sein Flüssigkeitshaushalt in den nächsten Stunden ausgeglichen war, aber es war natürlich keine dumme Idee, auch mit diesem Ort Bekanntschaft zu schließen. Wenn er sich recht erinnerte, dann hatte das zweite Opfer, Ernst Simmel, von hier aus seinen Spaziergang ins andere Leben angetreten. Er hielt die Tür auf und verbeugte sich leicht kavaliermäßig. O Scheiße, was mache ich bloß? dachte er.
»Ist der Herr Kommissar verheiratet?« fragte sie, als sie sich gesetzt hatten.
Münster zog seine Brieftasche heraus und zeigte ihr das Foto von Synn.
»Sie ist schön«, sagte Beate Moerk. »Nun gut, dann brauche ich mir ja keine Sorgen zu machen.«
»Außerdem noch zwei Kinder«, sagte Münster. »Und du?«
»Nichts dergleichen«, lachte Beate Moerk. »Aber das ist nur zufällig so.«
»Na, dann prost«, sagte Münster, und er lachte auch.
23
»Kokain?« fragte Bausen.
»Das ist jedenfalls ein Verbindungsglied«, sagte Kropke. »Zu Eggers, meine ich.«
»Wohl kaum«, sagte Münster.
»Jedenfalls ein schwaches Verbindungsglied«, sagte Van Veeteren.
»Kokain ist eine High-Society-Droge, vergiß das nicht. Ich habe so meine Zweifel, daß Heinz Eggers und seine Kumpel sich so was Vornehmes reingezogen haben... das ist ganz einfach nicht ihre Kragenweite.«
Bausen nickte.
»Wir müssen das natürlich trotzdem weiterverfolgen. Aber bei den vielen Leuten, die heutzutage kiffen, ist es wohl kaum mehr als ein Zufall.«
»Zwei von drei?« fragte Inspektor Moerk.
»Vielleicht ein bißchen viel, zugegeben. Wir müssen da weiterbohren. Außerdem haben wir sowieso nicht viel, was wir sonst noch weiterverfolgen könnten.«
»Wie weit ist
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